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Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Längst vergangen: Thriller (German Edition)

Titel: Längst vergangen: Thriller (German Edition)
Autoren: John Rector
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als ob ich eines Tages aufgewacht wäre und alles aus dem Gleichgewicht geraten ist. Nicht viel, aber doch so viel, dass sich alle Regeln geändert haben.«
    »Ich glaube, das nennt man
alt werden

    »Als ich jung war, habe ich nie die Tür abgeschlossen«, sagt Diane. »Jetzt lasse ich sie nie unverschlossen.«
    »Siehst du, deine Frau stimmt mir zu.« Er sieht sie an und fragt: »Wo bist du denn aufgewachsen?«
    »Nenn irgendeinen Ort. Mein Vater war beim Militär, darum sind wir oft umgezogen, meistens von einem Standort zum nächsten.«
    »Militärstützpunkte sind sicherer als Städte«, sage ich.
    »Offensichtlich hast du nie in einem gewohnt.«
    »Nicht jeder ist so aufgewachsen wie du, Jake. Manch einer von uns erinnert sich an eine Zeit, in der man sich nicht umzudrehen brauchte, wenn man rausging.« Doug deutet auf meine verbundene Hand. »Und so was war undenkbar. Wenn sie unbedingt deinen Ring haben wollten, wieso haben sie dich nicht einfach das verdammte Ding abziehen lassen?«
    »Siehst du?« Diane zieht an meinem Arm. »Es ergibt keinen Sinn.«
    »Um ehrlich zu sein«, sagt Doug, »hab ich die Nase voll. Noch ein paar Jahre unterrichten, dann ist Feierabend. Ich habe ein Häuschen am Strand in Mexiko. Ganz für mich allein. Dann gibt es nur noch mich, ein paar Drinks und die Wellen.«
    »Klingt hübsch«, sagt Diane.
    »Es ist wunderschön. Ihr beide müsst mich unbedingt mal da unten besuchen. Dann könnt ihr es selbst sehen.«
    Niemand sagt etwas, bis wir bei Dougs Wagen sind.
    »Ich rede mal mit Anne Carlson wegen einer Terminänderung für die Sitzung«, sagt Doug. »Sie hat sicher nichts einzuwenden unter den Umständen.«
    »Ich will keinen Aufschub.«
    »Warum nicht?«
    »Ich will nicht, dass alle so eine große Sache daraus machen.«
    »Es ist aber doch eine große Sache«, sagt Diane. »Nimm dir eine Auszeit, bevor du dich wieder ins Getümmel stürzt.«
    »Ich brauche keine Auszeit. Ich will nach vorn schauen. Was mich anbelangt, so ist das nie passiert.«
    »Es ist aber passiert. Du kannst nicht einfach so tun, als wäre nichts gewesen.«
    »Ich tu gar nicht so, aber ich werde auch nicht zulassen, dass die Geschichte mein Leben beeinträchtigt.« Ich sehe Doug an. »Ich weiß das zu schätzen, aber ich komme schon zurecht.«
    »Deine Entscheidung.« Doug schließt die Wagentür auf und steigt ein. »Falls du deine Meinung änderst, sag Bescheid. Anne Carlson und ich kennen uns schon sehr lange. Sie hat bestimmt Verständnis dafür.«
    Ich verspreche es ihm.
    Diane und ich treten zurück und sehen zu, wie er vom Krankenhausparkplatz wegfährt. Wir gehen zu unserem Wagen, und als wir ankommen, merke ich, dass sie weint.
    »Bist du okay?«
    Sie nickt, aber ihr Lächeln ist aufgesetzt. »Ich fühle mich deinet wegen so schlecht. Das hast du nicht verdient.«
    »Es hätte viel schlimmer sein können.«
    Das muntert sie nicht auf, aber mir fällt nichts sonst ein, was dies bewirken könnte, also lege ich meinen gesunden Arm um ihre Schulter und ziehe sie an mich. Sie lehnt sich an mich, bis ihre Tränen versiegen, und dann steigen wir ein und fahren schweigend nach Hause.
    Auf halbem Weg spüre ich, wie meine Hand unter dem Verband zu pulsieren beginnt, und mir wird klar, dass die Wirkung des Morphins nachlässt. Der Schmerz ist noch weit weg, aber ich weiß, das wird nicht mehr lange dauern.
    Ich nehme es als Omen.
    Es wird noch schlimmer kommen.

– 3 –
    Das Päckchen kommt mit der Morgenpost.
    Es ist klein, ungefähr so groß wie eine Kaffeedose, und mit Paket band vollkommen zugeklebt. Ich hole es von der Veranda und stelle es auf die Arbeitsplatte in der Küche.
    »Noch ein Geschenk?«, fragt Diane. »Von wem denn?«
    »Keine Ahnung.« Ich halte es hoch und drehe es hin und her. Seit der Hochzeit haben wir immer wieder ein paar verspätete Geschenke bekommen, aber das hier ist anders. Es gibt kein Kärtchen oder eine Absenderadresse, nur unser Nachname steht auf dem schlichten weißen Packpapier. »Wie zum Teufel soll ich das denn aufmachen?«
    Diane holt eine Schere aus einer Schublade und sagt: »Lass mich mal versuchen.«
    »Ich schaffe das schon.«
    Sie sieht auf meine verbundene Hand und zieht die Schere weg. »Lass mich das lieber machen. Es geht leichter, wenn ich ...«
    »Ich bin doch verdammt noch mal kein Kind, Diane. Ich schaff das.« Meine Stimme klingt harscher als beabsichtigt, und ich breche ab. »Es tut mir leid, ich wollte nicht ...«
    Nicht zum ersten Mal habe ich sie
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