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Firkin 05 - Fahrenheit 666

Firkin 05 - Fahrenheit 666

Titel: Firkin 05 - Fahrenheit 666
Autoren: Andrew Harman
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DIE MACHT DES GEISTES ÜBER DIE SÄUGETIERE
     
     
    Er öffnete die Augen, blickte in den Spiegel und faßte den Entschluß, seine neue Rolle als Frau zu genießen; insbesondere die reizvolle Damenunterwäsche empfand er als höchst kleidsam. Drei Wochen totaler nymphomanischer Wollust warteten auf ihn, und er war wild entschlossen, jede einzelne Minute bis zum Exzeß zu genießen. Doch zunächst einmal galt es, einige grundlegende Tricks und Kniffe zu beherrschen; so jedenfalls stand es im Reiseführer. Erstens: die Verführung.
    Probehalber warf er das hüftlange wasserstoffblonde Haar zurück, klimperte verführerisch mit den fünf Zentimeter langen rabenschwarzen Wimpern und versuchte, einen perfekt betörenden Schmollmund zu formen … und versagte kläglich. Wenn man sich fünfhundert Jahre lang mit einer Spitzhacke in den vor Hitze dampfenden Minen von Helian abgerackert hat, bekommt man kaum die Gelegenheit, solche weltlichen Dinge vernünftig zu üben; jedenfalls nicht mit diesen Zähnen. Mit einem Maul voll gelber Reißzähne und einem Kinn in der Farbe eines abgewetzten Ledersessels verführerisch zu lächeln, war gar nicht so einfach. Deshalb beschloß der Dämon, sich den Schmollmund erst einmal zu schenken und seine teuflischen Bemühungen lieber auf perfekt kokettes Kichern zu konzentrieren.
    Aufgeregt atmete er tief ein, berauscht von dem prickelnden Gefühl, das die sich sanft anspannende, fischbeinverstärkte Unterwäsche und eine ganze Menge interessant angebrachter Träger und Halter bei ihm hervorriefen. In Gedanken stellte er sich das Geräusch vor, das er über seine wunderbar femininen Lippen bringen wollte: einen leisen, damenhaften Kiekser, der mühelos zu einer Oktave ansteigt und in einem spitzen Seufzer endet – beunruhigend und doch attraktiv (auf unwiderstehlich charmante Art), der garantiert Scharen von heißblütigen Verehrern dazu hinreißt, die Tür einzuschlagen.
    Doch mit Ausnahme des Dämons hätte sich bei dem folgenden Urschrei jedes andere Wesen mit Sicherheit die Ohren zugehalten, denn selbst eine Herde schreiender Esel hätte vergleichsweise wie eine wohltönende Symphonie geklungen. Doch absurderweise schien der teuflische Lärm die erhoffte Wirkung trotzdem nicht zu verfehlen.
    Mit einem erwartungsvollen Grinsen lief dem Dämon beim Klang der draußen auf dem Korridor heranstürmenden Schritte ein prickelnder Schauer den Rücken hinunter. Beiläufig benetzte er sich den kleinen Finger, fuhr sich damit über die perfekt gezupften Augenbrauen und rückte die Baskenmütze zurecht.
    Wenige Augenblicke später wurde die Tür eingetreten, und ein Haufen lüstern dreinblickender Männer platzte herein. Verdutzt zog der Dämon eine Augenbraue hoch, als er bemerkte, daß sämtliche Männer Soutanen trugen. Zwar wußte er, daß man in Südhedon auf schrille Klamotten stand, und dennoch geriet er beim Anblick der Soutanen ein wenig ins Stutzen. Na ja, wahrscheinlich war das der letzte Schrei …
    »Hallo, ihr Süßen!« grölte er so verführerisch, daß von dem Höllenlärm der ganze Boden vibrierte. Trotzdem strömten immer mehr Männer herein.
    Schließlich stürmte General Sinnohd, bekleidet mit einer durch und durch purpurroten Amtstracht, ins Zimmer und versprühte zur allgemeinen Besänftigung der Gemüter eine Fontäne aus hundertprozentig reinem Weihwasser. Drei Mönche schwärmten hinter ihm herein, ergriffen das weibliche Wesen mit dem grotesken Schmollmund, traten und schrien auf die Frau ein und zerrten das Objekt der Begierde aufs Bett. Den Männern vom Kloster war klar, daß sie wieder einmal ein Opfer auf frischer Tat ertappt hatten.
    Während er überwältigt wurde, zwinkerte der Dämon leicht verstört mit den Augen; daß sein kokettes Gekicher derartige Folgen haben könnte, hatte er beileibe nicht erwartet. Sicher, ganz ohne Übung hätte er bestimmt niemals solch eine Wirkung erzielt, aber dennoch …
    Erst als man ihm die Handgelenke und Knöchel mit Riemen fesselte und auf einem mobilen Feldaltar Kerzen angezündet und Weihrauchschwenker aufgestellt wurden, dämmerte ihm allmählich, daß vielleicht – aber auch wirklich nur vielleicht – nicht alle Männer wegen eines amourösen Abenteuers hergekommen sein könnten.
    General Sinnohd knackte mit den Fingerknöcheln, grinste, wie nur religiöse Eiferer grinsen können, und gab genau jene Losung aus, vor denen sich auf Urlaub befindliche Dämonen am meisten fürchten: »Alles klar, Leute! Seid ihr bereit
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