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Stonehenge

Stonehenge

Titel: Stonehenge
Autoren: Barbara Wegener
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Eichentür zu öffnen.
    Leise und vorsichtig schlichen sie auf den Gang und blickten sich unschlüssig um. Wohin sollten sie sich wenden? Wo war der Ausgang aus diesem Verlies? Der dämmerige Gang, in dem sie aneinander gedrängt standen, führte jeweils zehn Meter in beide Richtungen und bog dann nach links ab. Sie entschlossen sich, es zunächst auf der rechten Seite zu versuchen. Wulf gab Anweisung, Lysan in die Mitte zu nehmen. Er selbst ging voraus. Sein Schatten schien durch die flackernden Fackeln an den steinernen Wänden ein Eigenleben zu entwickeln. Lysan lief ein eiskalter Schauer über den Rücken, als sie das schaurige Abbild erblickte.
    Am Ende des Ganges blieb Wulf stehen und sah vorsichtig um die Ecke.
    Eine in den Jahrhunderten ausgetretene, steinerne Treppe führte empor. Am Ende befand sich eine weitere Eichentür. Mit einem kurzen Winken seiner Hand wies er seine Gefährten an, ihm zu folgen. Seine feinen Sinne suchten nach schwarzer Magie. Sie war reichlich vorhanden, aber die Träger befanden sich zum großen Teil im Hauptgebäude. Nur drei Graue hielten sich im Freien auf. Wulf gelang es, in den Geist eines der Magier einzudringen. Was er las, ließ ihn zur Eile drängen. Man erwartete in Kürze einen starken Grauen vom Festland. Lysan und ihre Gefährten waren noch nicht getötet worden, um ihm selbst die Gelegenheit dazuzugeben.
    Die Eichentür ließ sich geräuschlos öffnen. Vorsichtig blickte Wulf am Holz vorbei. Es war noch hell, aber die Sonne stand schon tief am Himmel.
    Draußen herrschte reges Treiben. Fuhrwerk um Fuhrwerk wurde von den Bauern der Umgebung in die Burganlage gefahren. Alle Wagen waren hochbeladen. Zu Ehren des hohen Grauen war ein großes Fest geplant. Und, wie Wulf in seinen Gedanken ergänzte, zur Feier ihres Todes. Er beobachtete einen Arbeiter, der unweit Weidenkörbe mit Kohl von einem Wagen hob, die Körbe in ein nahes, niedriges Haus trug und Augenblicke später mit den leeren Körben zurückkehrte. Der Wagen war fast entladen und die leeren Körbe standen zum Aufladen bereit. Auch drei weitere Ochsenkarren waren fast zur Abfahrt bereit. Wulf kam eine Idee. Das war ihre Chance, die Burg zu verlassen. Er schloss leise die Tür.
    „Ich habe eine Möglichkeit entdeckt, die Burg zu verlassen. Es wird im Augenblick viel Ware aus den umliegenden Dörfern hierher gebracht. Das Meiste wird in großen Körben transportiert. Wir sollten versuchen, uns in den geleerten Körben zu verstecken. Es wird nicht einfach und wir brauchen eine gehörige Portion Glück. Ich sehe aber keine andere Chance. Wollen wir es versuchen?“ Er sah seine Gefährten fragend an. Sie sahen besorgt aus, nickten aber zustimmend. „Dann los. Schlendert so unauffällig wie möglich zu den Wagen. Geht immer paarweise. Wir treffen uns dann außerhalb der Burg.“
    Wulf fasste Lysan bei der Hand und spazierte langsam auf den ersten Wagen zu, der soeben wieder mit leeren Körben beladen wurde. Wu und Hennig gingen, wie gelangweilt, einige Schritte hinter ihnen. Als der Bauer wieder in der nahen Hütte verschwand, um weitere leere Körbe zu holen, sprangen sie auf den Karren und versteckten sich.
    Bereits wenige Minuten später setzte sich der Karren in Bewegung.
     
    Es wurde dunkler. Doch Wulf vermutete, dass die Dendraks erst später aus ihren Behausungen freigelassen wurden, um den Bauern einen gefahrlosen Heimweg zu garantieren. Er konnte sich vorstellen, dass dem Bauern, der den Karren fuhr, trotzdem nicht wohl war, sich um diese späte Tageszeit außerhalb seines sicheren Hauses aufzuhalten.
    Durch die geflochtenen Äste der Weide, unter denen er sein Versteck gefunden hatte, sah er am dunklen Himmel die ersten Sterne leuchten. Dann hielt der Karren an. Die eiligen Schritte des Bauern, der die Ochsen aus ihren Geschirren ausspannte, drangen gedämpft zu ihm. Das war die Gelegenheit, ihr Versteck zu verlassen.
    Wulf wartete ab. Bis sich die Schritte entfernten, rief ein kurzes, leises „Los“ und schlüpfte aus seinem Versteck.
    Kurz blickte er sich um. Der Bauer wandte ihnen immer noch seinen Rücken zu. Er bedeutete Wu und Ly, ihm zu folgen und rannte geduckt hinter den Brunnen, der in der Mitte eines, mit hohen Holzpalisaden befriedeten Geländes stand. Das Tor stand noch weit offen. Gebückt, und bemüht, sehr leise zu sein, rannten sie auf den nahen Buchenhain zu und duckten sich dahinter.
    „Wir müssen abwarten, bis die anderen hier sind. Unser Karren ist als Erster losgefahren. Bleibt
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