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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig
Autoren: Peter James
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sich neben der Tür ein funktionstüchtiger Lichtschalter, und Grace erkannte sofort, dass er hier nicht weiterzusuchen brauchte. Nur ein kleiner Wassertank, ein alter Teppichklopfer und ein aufgerollter Teppich.
    Grace öffnete jede Schublade und jede Tür. Oben lagen Bettwäsche und Handtücher gefaltet im Schrank. Die Küchenschränke enthielten Kaffee, Tee, einige Konserven, doch das Haus konnte durchaus auch ein, zwei Jahre unbewohnt sein. Keine Spur von Michael Harrison.
    Nirgendwo.
    Er prüfte im Dielenschrank, ob sich dahinter eine Kellertür verbarg, obwohl nur wenige Häuser aus der nachviktorianischen Zeit einen Keller besaßen. Er musste herausfinden, wem das Haus gehörte und wann es zuletzt bewohnt gewesen war. Vielleicht waren die Eigentümer gestorben und es wurde von den Testamentsvollstreckern verwaltet. Kam vielleicht gelegentlich eine Putzfrau her?
    Die alle überregionalen Tageszeitungen las?
    Grace verließ das Haus durch die Hintertür und ging um die Ecke, wo zwei Mülleimer standen. Er hob den ersten Deckel, und schon sah alles ganz anders aus. Eierschalen, Teebeutel, eine leere Milchpackung mit aktuellem Verfallsdatum, eine Lasagneschachtel von Marks & Spencer, deren Verfallsdatum noch nicht abgelaufen war.
    Erneut überlegte er, was an der Bauweise des Hauses nicht stimmte. Und dann begriff er: Rechts von der Tür, wo sich ein Fenster mit hässlichem Kunststoffrahmen befand, hätte eigentlich eine Einbaugarage hingehört. Natürlich, auch die Ziegelsteine passten farblich nicht zum Rest des Hauses. Jemand hatte die Garage irgendwann zum Wohnzimmer umgebaut.
    Und dann kam ihm eine Erinnerung aus der Kindheit, an seinen Vater, der gern an Sachen herumwerkelte. Er schraubte mit Vorliebe an seinem Wagen herum, wechselte das Öl, erneuerte die Bremsbeläge, um sich Kosten für die Halsabschneider, wie er die Werkstätten nannte, zu sparen.
    Er erinnerte sich an die Inspektionsgrube in der Garage, wo er seinem Vater viele glückliche Stunden lang zur Hand gegangen war und mit an dessen diversen Fords herumgebastelt hatte, bis er von oben bis unten voller Öl und Schmiere war.
    Und er dachte an die Abdrücke im Wohnzimmerteppich, wo jemand das Sofa verrückt hatte.
    Auf diese Ahnung hin kehrte Grace ins Haus zurück. Schob Couchtisch und Sofa beiseite.
    Bemerkte, dass sich eine Teppichecke hochbog. Er kniete sich hin, sie ließ sich mühelos anheben. Viel zu mühelos. Statt Staubflocken fand er darunter eine dicke Schicht, die man normalerweise nicht unter Teppichen findet. Er wusste genau, was es war. Schalldichtes Material.
    Seine Aufregung wuchs. Er warf einen Blick über die Schulter und schälte die schwere, graue Isolierung ab, bis er auf eine Sperrholzplatte stieß. Grace schob die Finger unter die Kanten, was nicht einfach war, da sich die Platte fast nahtlos in den Boden fügte, zog sie hoch und drückte sie zur Seite.
    Er musste würgen.
    Der Gestank nach Schweiß, Urin und Fäkalien war überwältigend.
    Grace hielt die Luft an, spähte vorsichtig in die fast zwei Meter tiefe Grube und entdeckte eine erbarmungswürdige Gestalt am Boden. Hände und Füße waren gefesselt, den Mund bedeckte ein breites Klebeband.
    Zuerst hielt er diesen Menschen für tot. Dann zwinkerten die Augen. Angstvolle Augen.
    Himmel, er war am Leben! Freude durchflutete Grace. »Michael Harrison?«
    Er antwortete mit einem gedämpften Laut.
    »Detective Superintendent Grace, Kripo Sussex«, sagte er und stieg in die Grube hinunter, ohne auf den Gestank zu achten. Er musste wissen, in welchem Zustand sich der junge Mann befand.
    Grace kniete sich hin und schälte ihm vorsichtig das Klebeband von den Lippen. »Sind Sie Michael Harrison?«
    »Ja«, krächzte er, »Wasser. Bitte.«
    Grace drückte sanft seinen Arm. »Ich hole sofort etwas. Gleich sind Sie hier raus.«
    Er kletterte aus der Grube, eilte in die Küche, füllte ein Glas, rief über Funk einen Krankenwagen und brachte Michael Harrison das Wasser.
    Er hielt es ihm an den Mund, und Michael trank gierig, wobei nur wenige Tropfen von seinem Kinn perlten. Als Grace das Glas wegnahm, fragte Michael: »Wie geht es Ashley?«
    Grace überlegte und lächelte dann zuversichtlich. »Sie ist in Sicherheit.«
    »Gott sei Dank.«
    Wieder drückte er Michaels Arm. »Noch Wasser?«
    Michael nickte.
    »Gut, und dann löse ich die Fesseln.«
    »Gott sei Dank, sie ist in Sicherheit«, sagte Michael mit zitternder Stimme. »Ich habe immer nur an sie gedacht, ich – ich –
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