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Stirb ewig

Titel: Stirb ewig
Autoren: Peter James
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Sie davon?«
    »Ich nehme bereits etwas auf«, sagte Frame mit seiner hohen Stimme. »Wir sind nahe dran. Eindeutig.«
    Grace folgte Frames Anweisungen und drosselte das Tempo. Reifenspuren, ein Ölfleck und Glassplitter zeigten ihm, wo der Mercedes in den Unfall verwickelt gewesen war. Er bog nach rechts in eine Neubausiedlung mit kleinen frei stehenden Häusern und frisch angelegten Gärten und hielt am Straßenrand.
    »Okay. Genau hier hat sich heute Morgen der Unfall ereignet.«
    Harry Frame ließ das Pendel über dem Stadtplan schwingen, holte tief Luft, schloss die Augen, die Manschettenknöpfe fest in der Hand. »Fahren Sie weiter, Roy, einfach geradeaus. Langsam.«
    Grace gehorchte.
    »Wir kommen näher heran! Zweifellos. Ich sehe eine Abzweigung zur Linken – vielleicht nur ein Feldweg.«
    Nach etwa hundert Metern bog tatsächlich links ein Weg ab. Man hatte vor Jahren eine Schotterschicht aufgeschüttet, die jedoch völlig vernachlässigt wirkte. Dieser Weg schlängelte sich bergauf durch windgepeitschtes Ödland und schien ins Nichts zu führen.
    »Nach links, Roy!«
    Grace sah Frame verwundert an und fragte sich, ob er heimlich linste. Nein, der Mann saß mit geschlossenen Augen und gebeugtem Kopf da. Grace fuhr etwa dreihundert Meter den Weg entlang, dann tauchte auf der Hügelkuppe ein hässliches, frei stehendes Haus auf. Außer einer schönen Aussicht über Newhaven und den Kanal hatte es nicht viel zu bieten.
    »Ich sehe ein Haus, es steht allein. In diesem Haus befindet sich Michael Harrison«, sagte Frame, die Stimme schrill vor Aufregung.
    Grace parkte genau davor. Das Pendel beschrieb einen engen Kreis, und Harry Frame zitterte, als hätte er die Hand in der Steckdose.
    »Hier?«
    »Ja«, sagte er, ohne die Augen zu öffnen.
    Grace ließ ihn im Wagen sitzen, blieb vor dem Gartentor stehen und betrachtete den vernachlässigten Rasen und die von Unkraut überwucherten Beete. Etwas war seltsam an dem Haus, doch er konnte es nicht genau benennen. Es schien aus den dreißiger, vielleicht auch aus den frühen fünfziger Jahren zu stammen und wirkte seltsam asymmetrisch.
    Er schritt über einen Weg aus Betonplatten, zwischen denen Unkraut wuchs, und drückte auf den gesprungenen Plastikklingelknopf. Ein schriller Ton, doch niemand öffnete. Noch ein Versuch. Nichts.
    Grace beschrieb einen Bogen um das Haus und spähte in jedes Fenster. Alles wirkte einsam und verlassen. Die Möbel sahen aus, als wären sie zwanzig, dreißig Jahre alt, was auch für die Kücheneinrichtung galt. Dann entdeckte er zu seiner Überraschung einen Stapel Zeitungen auf dem Küchentisch.
    Grace schaute auf die Uhr. Kurz nach sechs. Eigentlich brauchte er einen Durchsuchungsbefehl, aber das würde mehrere Stunden dauern – und ihre Chancen, Michael Harrison lebend zu finden, schwanden mit jeder Minute.
    Inwieweit konnte er Harry Frame vertrauen? Das Medium hatte in der Vergangenheit mehrfach richtig gelegen – sich aber auch ebenso oft geirrt.
    Verdammter Mist.
    Der Gedanke an das, was Alison Vosper zu einem Einbruch ohne Durchsuchungsbefehl sagen würde, bereitete ihm Kopfschmerzen.
    Er hatte nicht genug in der Hand, um sich zu rechtfertigen, aber egal. Michael Harrisons Uhr lief ab.
    Also schlug Grace mit einem Ziegelstein, den er im Garten gefunden hatte, ein Küchenfenster ein, entfernte die gröbsten Glassplitter, die noch im Kitt steckten, entriegelte das Fenster und kletterte hinein.
    »Hallo! Jemand da?«
    Alles sah schäbig aus und roch auch so. Die Küche wirkte unbenutzt, und außer den Zeitungen vom Vortag gab es keine Anzeichen, dass in letzter Zeit jemand das Haus bewohnt hatte. Grace überprüfte die Zimmer im Erdgeschoss – einen großen Wohnraum, der entsetzlich trostlos aussah und nur mit einigen gerahmten Meeresbildern als Dekoration aufwartete. Im Teppich waren Abdrücke zu erkennen, als hätte jemand das Sofa verrückt. Das Esszimmer war noch düsterer, ein Eichentisch mit vier Stühlen, an den Wänden Flocktapete. Dann gab es noch ein kleines WC mit gesticktem Gott schütze dieses Haus.
    Auch im Obergeschoss wirkte alles lieblos und unbewohnt. Drei Schlafzimmer mit nackten Matratzen und alten, vergilbten Kopfkissen ohne Bezug. Ein kleines Bad mit Durchlauferhitzer, fleckigem Waschbecken und Badewanne.
    Über dem Bett im kleinsten Zimmer befand sich eine Klapptür. Er platzierte einen Stuhl auf die Matratze, kletterte hinauf und drückte die Klappe auf, um hineinzuspähen. Zu seiner Überraschung fand
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