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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei
Autoren: Sheila O'Flanagan
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1. Kapitel
    POSITION: BARBADOS.
WETTER: SCHÖN UND TROCKEN. WIND: SÜDOST, STÄRKE 4.
TEMPERATUR: 26°. LUFTDRUCK: 1014.9 MBAR.
    »Auf dem Pier spielt eine Calypso-Band.« Mia beugte sich weit über die Reling und spähte in die Dämmerung, ehe sie sich wieder aufrichtete und sich zu ihrer Schwester umdrehte. »Ich nehme an, sie wollen uns ein Ständchen bringen.« Sie schob ihre lohfarbenen Locken aus den grünen Augen, die amüsiert glitzerten. »Mir hat noch nie jemand ein Ständchen gebracht.«
    »Mir auch nicht«, sagte Britt. Ihr Blick wanderte flüchtig zu der Band, dann über den Hafen und weiter zu den gelben und weißen Lichtern, die die Landschaft dahinter sprenkelten. »Ich für meinen Teil finde, dass ein Ständchen nicht mehr ganz zeitgemäß ist.«
    »Wäre es nicht trotzdem herrlich«, sagte Mia, »wenn ein Mann uns ein Ständchen darbrächte? Eine Rose in der Hand, im Mondschein unter unserem Fenster stehen würde, während er die immerwährende Liebe besingt? Das wäre doch überaus romantisch, findest du nicht auch?«
    »Ein Kerl, der mitten in der Nacht unter meinem Fenster steht und herumträllert, würde sich im Handumdrehen in Polizeigewahrsam wiederfinden«, erwiderte Britt entschieden. »Da würde ich mich bedanken, wenn irgendein gescheiterter Karaoke-Sänger meinen Schönheitsschlaf unterbrechen würde. Wahrscheinlich würde es sich ohnehin nur um ein Ablenkungsmanöver handeln, während sein Kumpel durch die Zimmertür schlüpft und sich mit dem Fernseher oder was auch immer davonstiehlt.«

    »Britt McDonagh!«, sagte Mia mit gespielt schockierter Stimme. »Wie kannst du nur so etwas sagen? Ausgerechnet du!«
    »Wieso ausgerechnet ich? Wer, wenn nicht ich, wäre auf diesem Schiff besser qualifiziert, um wahrhaft romantische Gesten von Kitsch zu unterscheiden? Und jemand, der Nessun dorma oder Three Times a Lady vor meinem kleinen Reihenhaus krakeelt, hätte beste Aussichten auf den ersten Platz.« Sie schauderte. »Ich habe das schreckliche Gefühl, dass diese Reise eine einzige Aneinanderreihung von kitschigen Momenten sein wird. Langsam, aber sicher wird mir klar, dass es ein Riesenfehler war, sie auch nur in Betracht zu ziehen.«
    Ein besorgter Ausdruck erschien auf Mias Gesicht. »Sag so was nicht. Es ist die Traumreise schlechthin. Das weißt du ganz genau.«
    »Nein, eben nicht«, entgegnete Britt. »Wenn ich mir eine Traumreise aussuchen könnte, dann wäre es bestimmt nicht ein vierzehntägiger Aufenthalt in diesem schwimmenden Liebespalast.«
    »Ach, nun hab dich nicht so.« Mia bemühte sich, möglichst überzeugend zu klingen. »Es ist fantastisch. Und das weißt du auch. Wir werden uns herrlich amüsieren, was sonst?«
    Britt sagte nichts mehr. Sie wandte sich von der Reling ab und nahm auf einem der komfortablen Deckstühle Platz. Mias besorgter Blick folgte ihr. Es war nicht gut, dachte sie, wenn Britt schon wieder anfing, diese Kreuzfahrt infrage zu stellen. Sie hatte gedacht, sie hätten das zur Genüge ausdiskutiert. Mia wusste, dass Britt nicht gerade begeistert war von der Rolle, die ihr auf der vor ihnen liegenden Reise zugedacht war, hatte aber insgeheim gehofft, dass sich ihre Schwester damit abgefunden hätte.
    Mia selbst knüpfte an eine kitschig romantische Valentins-Reise auf der MS Aphrodite natürlich ebenso wenig wie ihre Schwester die Erwartung, eine Traumreise zu erleben. Zumal beide ohne Partner reisten, mit dem sie das überaus reichhaltige »romantische
Angebot« hätten auskosten können. Doch wie auch immer: Vor ihnen lagen zwei Wochen in tropischen Gewässern auf einem der exklusivsten Kreuzfahrtschiffe der Welt, und das allein war die Sache doch wert!
    Sie hatten es Britt zu verdanken, dass sie in dieser traumhaften Suite mit Balkon logierten und sich nach Strich und Faden verwöhnen lassen konnten. Sie mussten weder in der Kombüse Gemüse schälen noch die Klos putzen – die einzige Möglichkeit, wie sie, Mia, sich andernfalls diese Reise hätte leisten können. Sie musste also unbedingt verhindern, dass Britt erneut die Nerven verlor, und genau das war Mias Aufgabe. Das einzige Problem war, dass Mia selbst daran zweifelte, ob sie die Richtige für diesen Job war.
    Schon als sie kurz zuvor an Bord der Aphrodite gegangen waren – die kleiner war als gewöhnliche Kreuzfahrtschiffe, um ihren Passagieren eine möglichst individuelle Seereise zu bieten, aber in Mias Augen dennoch gigantisch –, hatte Mia eine Ahnung davon bekommen, warum die
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