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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Smith
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wo der Sturm nicht an sie rankommt.
    Sie stellt sich mit dem Rücken zum Wind, schirmt das Feuerzeug ab und schafft es, sich eine Kippe anzuzünden. Saugt Nikotin in sich hinein und lässt einen Mundvoll Rauch entströmen, mit dem alle Gedanken an ihren früheren Vorsatz, aufzuhören, verwehen. Sie hat die Zigarette halb geraucht, als sie das kleine Ruderboot aus der Dunkelheit auftauchen sieht, vom Sturm an den Strand getrieben. Nick springt ins Wasser, zieht das Boot an Land und kommt hechelnd, nass, zähneklappernd auf sie zu, grell beleuchtet von den Scheinwerfern.
    Dawn schnippt den Stummel ihrer Zigarette hinaus in den Wind und folgt Nick ins Wohnzimmer, zieht die Tür zu. Er nimmt eine Literflasche Scotch aus der Hausbar und trinkt einen großen Schluck direkt aus der Flasche. Er hält ihr den Scotch hin, und sie schüttelt den Kopf.
    »Alles klar?«, fragt sie.
    »Ja. Er ist weg«, sagt er und nimmt noch einen Schluck.
    »Was jetzt?«
    »Jetzt muss ich das Schwein wieder zurückholen.«
    Exley, der versucht, nicht in Vernon Sauls tote Augen zu sehen, die ihn aus dem Computermonitor anstarren, weiß mit absoluter Sicherheit, dass seine Tage als eine Art Halbgott, der einem Gewirr aus leblosen Vielecken unechtes Leben einhaucht, vorüber sind. Falls er das hier hinkriegt, es schafft, mit Hilfe seiner digitalen Täuschung ihm und Dawn die Flucht in die Freiheit zu ermöglichen, weiß er nicht, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wird. Aber hiermit ist auf alle Fälle Schluss.
    Er versucht, sich innerlich von dem Vorgang zu lösen und auf Autopilot zu schalten, wie er das schon so viele Male getan hat, aber er kann es nicht – Vernon Saul ist bei ihm, seine Präsenz erfüllt den engen Raum.
    Exley bearbeitet eine Nahaufnahme von Vernons Gesicht, entfernt die verräterische Helligkeit vom Blitzlicht in den Pupillen, malt das getrocknete Blut weg, das den Mund preiselbeerrot färbt, und lässt die brutale Wunde an seinem Hals verschwinden.
    Er überträgt das retuschierte Porträt auf eine billige App zur Gesichtsmodellierung, etwas, das er normalerweise niemals über sich brächte. Das Teil wurde ihm in der Hoffnung, er würde es gutheißen (was er nicht tat), von einer Bande digitaler Banditen und Hacker zugeschickt, die aus anderen Programmen hackten und klauten und ein Gemurkse zusammenrührten, das sie mit einem größenwahnsinnigen Mangel an Selbstironie SixthDay nannten, um den Schöpfungsmythos zu ihrer Inspirationsquelle zu machen: Am sechsten Tag erschuf Gott den Menschen nach seinem Bilde.
    Mit raschen Bewegungen und ohne die Detailsorgfalt, die seine Arbeit sonst auszeichnet, legt er Vernons Gesicht um das vorgefertigte Gittermodell eines Männerkopfes, ein grobes Etwas, schlecht gebaut und voller Mängel. Es sieht hingerotzt und flüchtig aus. Aber mehr erlaubt die Zeit nicht.
    Nach seiner Rückkehr von der Seebestattung schnappte Exley sich seinen Laptop und Vernons Schlüsselbund und ging nach draußen zu der kleinen, in die Mauer eingelassenen Tür neben dem Tor. Er fand den kurzen Rundschlüssel, der zu dem Stiftschloss passte, öffnete die Tür und verband seinen Laptop mit der Festplatte des Rekorders, der die Daten der um das Haus verteilten Überwachungskameras aufzeichnete.
    Im grellen Licht der Straßenlampe fühlte Exley sich wie eine Zielscheibe, während er im Wind schlotternd ein Split-Screen-Display auf den Laptop lud und alle acht Kameras sah. Drei auf der Meerseite des Hauses zeigten Vernon, wie er am Abend ankam, den Strand überquerte und auf die Veranda stapfte, schließlich im Wohnzimmer verschwand. Im Zeitraffer sah sein humpelnder Gang zum Schreien komisch aus.
    Exley ließ die Aufnahme vorlaufen, sah sich und Dawn im Audirückwärts aus der Garage setzen, Vernons Civic außerhalb des Blickfeldes der Kamera. Ließ noch weiter vorlaufen und sah, wie sie nach Hause kamen und die Garagentür sich hinter ihnen schloss. Als Nächstes war zu sehen, wie sie Vernons Leiche über den Strand schleiften, mit Bewegungen, die durch das Highspeed-Video an Stummfilmkomödien erinnerten, und Dawns Haare flatterten, als würde ein wahnsinniger Vogel auf ihrem Kopf hocken. Exley sah sich selbst nach der Seebestattung zurück auf die Veranda kommen, eine wilde und zappelnde Marionette.
    Mit fliegenden Fingern auf Tastatur und Touchpad löschte Exley die belastenden Aufnahmen aus dem Gedächtnis der Sniper-Festplatte. Sofortige lückenlose Amnesie.
    Dann kam der kritische Moment. Er hatte
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