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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Smith
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Brittany, die Augen auf den glänzenden Gegenstand in Exleys Händen gerichtet.
    »Weißt du was, Schätzchen, wir machen uns jetzt mal hübsch«, sagte Dawn und stand auf. Als Exley an ihr vorbeiging, berührte sie seinen Ellbogen und fragte kaum hörbar: »Kommst du klar?«
    Er nickte und wartete ab, bis sie auf der Treppe waren. Hörte das Kind noch immer von Bali und Flugzeugen plappern, als er die Veranda überquerte und runter zum Strand ging, der Sand warm unter seinen nackten Füßen. Der Abend war windstill, und der Ozean bewegte sich kaum, spiegelte die Orange- und Lilatöne des Himmels wider.
    Exley watete hinein, das Wasser schmerzlich kalt an den Beinen. Er hob die Urne hoch und starrte sie an, versuchte, Sunny zu sehen, sah aber nur sein eigenes Spiegelbild. Exley suchte vergeblich nach irgendwas Bedeutungsvollem, das er sagen könnte, schließlich küsste er die Urne und drehte den Deckel ab und kippte sie so, dass die letzten Reste der Asche seiner Tochter herausglitten, sich wie ein Schleier aus Staub auf die sacht schaukelnde Oberfläche des Ozeans breiteten, der sie getötet hatte. Exley schloss die Augen, sagte Adieu, spürte die sanfte Strömung an seinen Beinen ziehen.
    »Onkel Nick. Onkel Nick!« Brittany dreht sich auf ihrem Sitz und zieht an den feinen blonden Härchen an seinem Arm.
    »Ja?«, sagt er.
    »Ich muss mal Pipi.«
    Vorsichtig, um Dawn nicht zu wecken, löst er Brittanys Gurt, nimmt sie an der Hand und geht mit ihr durch den verdunkelten Rumpf des Airbus. Die Toiletten sind besetzt, und eine Frau mittleren Alters, die sich hinter ihnen in die Schlange stellt, streicht der Kleinen übers Haar und sagt: »Sie haben eine wunderhübsche Tochter.«
    »Danke«, sagt Exley.
    Wieder zurück auf ihren Plätzen, Mutter und Tochter schlafend neben ihm, zieht Exley ein zerknittertes Foto von Sunny aus der Innentasche seiner Jacke, hält es in den Lichtstrahl der Leselampe. Ein Foto, das er wenige Wochen vor ihrem Tod aufnahm, als sie im Wohnzimmer stand und stolz ein neues Outfit präsentierte, ihn anlächelte.
    Gestern, in Dawns Wohnung, als das Foto aus einem Berg Kleidungsstücke fiel, den sie Exley zugeworfen hatte, damit er ihn in den Koffer packte, wollte er es ihr schon zurückgeben, weil er dachte, es wäre ein Schnappschuss von Brittany. Doch dann begriff er, dass es seine Tochter war, und steckte es ein.
    Bis jetzt hat er es nicht über sich gebracht, Dawn auf das Foto anzusprechen, und er weiß, dass er es nie tun wird. Ihm ist klar, dass Berechnung im Spiel war. Weiß, dass Vorsatz dahintersteckte, als ihre Tochter an jenem Morgen auftauchte und genauso gekleidet war, wie Sunny sich kleidete, ihr Haar so trug, wie Sunny es trug.
    In dem Wissen, dass es keine Zufälle gibt, denkt Exley an die Nacht in seinem Studio zurück, als er mit den Überresten seiner Tochter beschmiert war und von Chemikalien und Wahnsinn deformiert wirre Gebete stammelte, und er fragt sich, ob diese Gebete nicht vielleicht doch erhört wurden.
    Natürlich nicht genau auf die Weise, um die er gefleht hat, aber so ist das nun mal bei solchen Dingen. Und falls sie tatsächlich erhörtwurden, dann ist es eine unausweichliche Wahrheit, dass er mit irgendetwas, irgendwo einen Pakt geschlossen hat.
    Aber er hat keine Ahnung, wem er danken soll.
    Oder wen fürchten.

Informationen zum Autor
    © Marijan Murat
    Roger Smith, 1960 in Johannesburg geboren, ist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent, lebt und arbeitet in Kapstadt. Während der südafrikanischen Apartheidjahre hat er das erste hautfarbenübergreifende Filmkollektiv gegründet. Daraus ist eine Reihe von wichtigen, international erfolgreichen Protestfilmen hervorgegangen.
    Sein Debüt »Kap der Finsternis« aus dem Jahr 2009 war ein großer internationaler Erfolg und wird in Hollywood verfilmt. 2010 erschien »Blutiges Erwachen«, beide Bücher standen wochenlang auf Platz 1 der KrimiWelt-Bestenliste.
    Besuchen Sie auch die Website von Roger Smith: www.rogersmith.de .
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