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Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Stiller Tod: Thriller (German Edition)

Titel: Stiller Tod: Thriller (German Edition)
Autoren: Roger Smith
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ersten Strahlen über den Berg kriechen, öffnet die Tür des Sniper-Kastens und holt seinen Laptop aus der Tasche. Ein greller Lichtkegel zieht Exleys Augen bergaufwärts. Ein weiteres Fahrzeug ist auf dem Weg nach unten, und er muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass da die Cops im Anmarsch sind.
    Exley hastet ins Schlafzimmer und reißt sich die von Blut und Meerwasser getränkten Klamotten vom Leib, zieht rasch Shorts und ein T-Shirt an. Als er das T-Shirt über den Kopf streift, fliegt ihm die Brille von der Nase, und er muss sich halb blind hinknien und tastend auf dem Teppich herumkriechen, bis er sie wiederfindet.
    Er läuft die Treppe hinunter, stürzt beinahe, und ist wieder zurück im Studio. Ruft sämtliche belastenden Beweise für seine Täuschung auf den Monitor der Workstation und klickt sie en bloc an. Weiß, dass eine kriminaltechnische Untersuchung diese Säuberungsaktion rückgängig machen kann, aber besser geht’s im Moment nicht.
    Als er auf die Löschtaste drückt, ertönt das Summen von der Klingel am Tor, und Exley schließt die Augen und atmet durch, ringt ein Schwindelgefühl nieder, ehe er den schwankenden und schaukelnden Flur entlang zu der Sprechanlage neben der Haustür geht und »Ja?« krächzt.

KAPITEL 57
    Der schwarze Captain tritt durch das Tor. Sein Gesicht sieht so gehetzt und übernächtigt aus, dass Exley, der in der Haustür steht, das Gefühl hat, in einen dunklen Spiegel zu blicken. Der Sniper-Techniker, eine reglose Silhouette am Straßenrand, ist noch immer mit der Festplatte der Sicherheitskameras zugange.
    Exley öffnet den Mund, um etwas zu sagen, aber es kommt kein Ton heraus. Also schluckt er und versucht es noch einmal. Die Stimme, die er hört, klingt nicht überzeugend. »Captain, Sie sind früh auf den Beinen.«
    »Tut mir leid, Mr. Exley«, sagt der Cop und unterdrückt ein Gähnen. »Ich hab nur ein paar Fragen.« Exley tritt zurück, und der Mann geht ins Haus. Der Captain lässt den Blick durchs Wohnzimmer wandern, der Himmel schon ein heißes, blaues, von den Glastüren gerahmtes Rechteck. »Sind Sie allein im Haus?«
    »Nein. Eine Bekannte und ihr Kind schlafen oben.«
    »War sie über Nacht im Haus? Ihre Bekannte?«
    »Ja. Wieso?«
    »Dann würde ich bitte auch gerne mit ihr sprechen.«
    Exley ist versucht, die Bitte abzulehnen, aber er sieht Lügen um sich herum, die ihn umzingeln wie ein Ring aus Dominosteinen, und er weiß, was passieren wird, wenn einer davon umkippt, also geht er die Treppe hinauf und in das Gästezimmer, in dem Dawn schläft und ihre Tochter mit beiden Armen an sich gedrückt hält.
    Exley geht in die Hocke und streicht Dawn übers Haar, weckt sie flüsternd.
    Ihre Augen öffnen sich flatternd und starren zu ihm hoch, trüb vor Angst und Verwirrung.
    »Dawn«, sagt er. »Ein Polizist ist da. Er will mit uns beiden sprechen.«
    »Scheiße. Was haben sie gefunden?«
    »Ganz ruhig. Bleib einfach bei unserer Geschichte, okay?«
    Sie nickt, umklammert seine Hand. »Ich hab Angst, Nick.«
    »Alles wird gut.«
    Exley streicht ihr noch einmal übers Haar und setzt ein Lächeln auf, dann verlässt er das Zimmer, während sie vorsichtig aus dem Bett schlüpft, um ihr Kind nicht aufzuwecken. Er geht die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo der Cop auf dem Fliesenboden auf und ab schreitet. Nun betritt auch der Techniker das Haus und stellt seinen Laptop auf die Küchentheke.
    »Vernon Saul war gestern hier?«, fragt der Captain.
    »Ja, war er«, antwortet Exley. »Das hab ich dem Mann von Sniper auch schon gesagt. Am Abend, so gegen halb neun. Warum?«
    »Wie lang ist er geblieben?«
    »Vielleicht eine halbe Stunde. Meine Bekannte und ich wollten weg, und er hat sich verabschiedet, kurz bevor wir losgefahren sind.«
    Dawn, die Haare ein Wust von Locken, kommt in Jogginghose und T-Shirt barfuß die Treppe herunter und reibt sich durchs Gesicht. Exley ist doppelt ratlos, er weiß weder den Namen des Captains noch Dawns Nachnamen. Also schweigt er.
    Der Cop begrüßt Dawn mit einem Nicken. »Guten Morgen.« Er stellt sich vor, nennt einen Namen, der so vollgestopft ist mit Klicklauten, dass er Exley ein Rätsel bleibt. Dawn sagt: »Ich bin Dawn Cupido.«
    Der schwarze Cop mustert sie mit diesem speziellen Blick. Dem Blick, der sagt: Was machst du im Bett von diesem Weißen, du farbige Schlampe, wo seine Frau noch nicht mal kalt ist?
    Der Captain schlendert ein bisschen im Wohnzimmer herum, bleibt vor dem Sofa stehen, die Hände in den
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