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0352 - Die Bestie von Neapel

0352 - Die Bestie von Neapel

Titel: 0352 - Die Bestie von Neapel
Autoren: Werner Kurt Giesa
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April schreckte aus dem Schlaf hoch. Verwirrt sah sie sich um. Sie brauchte einige Sekunden, um zu begreifen, daß sie geträumt hatte. Sie befand sich nicht wirklich in der Hölle, sondern in ihrem Hotelbett. Draußen begann es allmählich hell zu werden. Durch das offene Fenster war der graue Schleier am Horizont zu sehen, der sich bald rötlich verfärben würde, um den Sonnenaufgang anzukündigen.
    Und doch war April Hedgeson sicher, dem Herrn der Dämonen gegenübergestanden zu haben. Klar und deutlich hatte sich ihr seine Gestalt, sein Gesicht eingeprägt. Deutlich hatte sie auch den Mann erkannt, der neben ihr als bewaffneter Wächter gestanden hatte.
    Wang Lee Chan, der Mongole. Leonardo deMontagnes Leibwächter und Berater. Sein treu ergebener Vasall.
    Aber was habe ich mit dem Dämon zu tun? fragte April sich. Wieso kann er mir einen Befehl erteilen, und wieso nehme ich diesen Befehl auch noch entgegen? Da stimmt doch etwas nicht…
    Und ausgerechnet Zamorra in eine Falle locken und vernichten! Das war doch nur ein schlechter Witz. Zamorra war ihr Freund, und mit seiner Lebensgefährtin Nicole Duval zusammen hatte April Hedgeson dieselbe Hochschule besucht, nur hatten sie beide unterschiedliche Fachrichtungen studiert. Sie sahen sich zwar nur selten, aber sie waren trotzdem gute Freundinnen.
    Warum also sollte sie, April, Zamorra vernichten wollen? Das war unsinnig.
    Sie kam zu dem Entschluß, schlecht geträumt zu haben. Sie zog sich die Decke wieder bis ans Kinn, schloß die Augen und versuchte wieder einzuschlafen.
    Aber es war nicht leicht.
    Der Traum, sich in den Tiefen der Hölle zu befinden und vom Fürsten der Finsternis einen Auftrag entgegengenommen zu haben, war zu realistisch gewesen…
    ***
    Aprils Vater war ein stinkreicher Engländer gewesen, dem es auf den britischen Inseln zu kalt und neblig geworden war. Deshalb hatte er am Gardasee im sonnigen Italien ein Grundstück gekauft und eine weiße Luxusvilla mit Privatstrand errichten lassen. Als er starb, erbte April seine Millionen und lebte seither allein in der Villa. Fast hätte es einen Mann gegeben, dem sie ihr Herz hätte schenken können, aber dieser Mann war erst zu zurückhaltend gewesen und jetzt zu tot. Bjern Grym, schwedischer Abstammung und auf der anderen Seite des Sees beheimatet, ein genialer Schiffs- und Bootskonstrukteur. Grym hatte eine eigenartige Begabung besessen. Wenn er träumte, konnten seine Träume Wirklichkeit werden, konnte er Gestalt annehmen und anderswo auftauchen und auch handeln. Bjern Gryms Traumphänomene hatten allerdings nie richtig erforscht werden können. Er selbst betrachtete diese eigenartige Para-Begabung als einen Fluch und hatte versucht, sie zu unterdrücken.
    Doch äußere Umstände hatten sie immer wieder hervorgezwungen. Deshalb war Grym sehr zurückhaltend gewesen.
    Und dann war es der Hölle gelungen, ihn in ihre Gewalt zu bekommen.
    Grym hatte sich gewehrt und war schließlich auch erlöst worden – aber da war es zu spät gewesen. Jetzt lag er in seinem Grab und hatte die ewige Ruhe gefunden.
    April Hedgeson war inzwischen einigermaßen über Gryms Tod hinweggekommen.
    Sie hatte eine seiner hochseegängigen Yachten geerbt, eine supermoderne Konstruktion, die unter Brüdern bestimmt eine Million Dollar wert war. April hatte die Yacht vom Gardasee zur Adria transportieren lassen und war dann gestartet, um Italien einmal zu umrunden. Daraus war eine ausgedehnte Mittelmeerkreuzfahrt geworden, und in den Häfen, bei den Sehenswürdigkeiten im Hinterland und bei diversen Liebeleien hatte sie sich bemüht, Bjern Grym zu vergessen.
    Jetzt war sie in Neapel gelandet. Hier machte sie einige Tage Pause, ließ ihre Yacht warten, die von einer Person allein gesteuert werden konnte – obgleich sie oft Gäste an Bord hatte, die kurze Trips mit ihr unternahmen, und tobte sich in den Discotheken und Tanzbars aus.
    Und irgendwo tief in ihr rumorte etwas, das an Bjern Gryms Grab zu ihr gekommen war, um unmerklich von ihr Besitz zu ergreifen…
    ***
    Professor Zamorra stieg aus dem Wagen. Er sah zu der Hütte hinüber, die gut eine halbe Meile entfernt abseits der Straße stand. Dort war alles ruhig. Zu ruhig, wie Zamorra fand.
    »Fenrir… ?«
    Nichts, gab der Wolf telepathisch zurück. Er ist nicht hier. Die Hütte ist leer.
    »Fenrir… ?«
    »Na, dann wollen wir mal«, sagte Zamorra.
    Er stieg wieder ein.
    Die grüne Jaguar-Limousine rollte los, bog an der Abzweigung auf den schmalen Pfad ab und rumpelte
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