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Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Titel: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
Autoren: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn
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Versprechen, das er je gehalten hat.
    Ich liebte Geheimnisse. Und ich liebte Justus und Bob abgöttisch. Wirklich! Zumindest anfangs. Aber nach ein paar Wochen des heimlichen Kaninchenhütens verlor ich allmählich das Interesse am Streicheln und vor allem daran, den vollgepinkelten Schuhkarton sauber zu machen. Es stank so erbärmlich in meinem Zimmer, dass ich die Kaninchen in die Dachkammer verfrachtete. Leider erwischte mich Oma, die mich mit ihren spontanen Überraschungsbesuchen fast zu Tode erschreckte, in flagranti. Justus und Bob kamen im Gegensatz zu mir nicht nur mit dem Schrecken davon. Eiskalt beschloss Oma: Die Kaninchen müssen weg! Natürlich verpetzte sie mich nicht bei meiner Mutter. Denn Oma versuchte ihr Leben lang, Papas Schandtaten vor ihr geheim zu halten.
    Kurzerhand packte meine Oma mich und die beiden Karnickel ein und stieg mit uns in den Zug, um zu ihrer Schwester zu fahren. Im Grunde war das eine gute Idee, da Tante Paula gefühlt hundert Enkel hatte und somit bestimmt einen Abnehmer für die Viecher finden würde. Ich war natürlich ein wenig bedrückt, weil ich mich von Justus und Bob trennen sollte, aber Oma versprach mir ein neues Geschenk (was zu essen?).
    Die Zugfahrt war stinklangweilig und ich verbrachte die Zeit damit, mir im Zug Süßigkeiten zu organisieren. Darin war ich gut: »Entschuldigung? Essen Sie diese Gummibärchen nicht mehr?«
    Am Zielbahnhof angekommen, wurde Oma ganz blass. Sie hatte die Kaninchen einfach in eine Reisetasche gepackt. Aber Kaninchen sind nun mal Nager und fanden ihre Behausung und vermutlich auch die Zugfahrt wohl so langweilig wie ich.
    »Die Kaninchen sind weg!«, quietschte Oma und setzte sich mit der Reisetasche, die ein riesiges Knabberloch aufwies, auf die Bahnhofsbank.
    Sie tat mir so leid, dass ich ihr sogar einen meiner Lollis schenkte. Justus und Bob fuhren weiter nach Paris. Ab und an schreiben sie noch eine Postkarte.
    Zu meinem elften Geburtstag schenke mir mein Vater dann ein Schwein. Vermutlich vögelte er gerade die Metzgerin. Doch dieses Geschenk konnte ich beim besten Willen nicht mehr vor meiner Mutter verheimlichen. Stolz präsentierte ich ihr Ebi, wie ich das Schwein nicht gerade einfallsreich getauft hatte. Sie flippte total aus! Ebis Stunden waren gezählt. Mein Vater verstand ihre Reaktion zwar nicht, aber tatsächlich fand er einen Bauern in der Nähe, der ihm praktischerweise aus meinem Geschenk Blutwurst machte. Ich weinte – allerdings nur, bis ich Ebi auf meinem Teller wiederfand. Da entdeckte ich eine neue Leidenschaft für Blutwurst. Lecker! Ich glaube, meine Geschäftstüchtigkeit stammt von Papa.

L IEBESKUMMER LOHNT SICH
Gewicht: 52 Kilo
Gefühlslage: Ich bin nicht sonderbar,
ich bin eine Limited Edition!
    Von meinem zwölften Lebensjahr an beherrschten Pommes mit Majo – wahlweise auch nur Majo –, Schokopudding und die Popgruppe a-ha mein Leben. Morten Harket sang, ich himmelte ihn an und aß. Doch vor einer Sache ist man auch in einem Paderborner Vorort, hinter Schokopudding verschanzt, nicht gefeit: vor der Liebe.
    Als ich 13 wurde, kehrte ich Morten den Rücken, nahm das Poster von der Wand und entschied mich für ein dreidimensionales männliches Wesen: Dominik, so hieß er. Er sah aus wie ein Monchichi mit blauer Nickelbrille, war 14 Jahre alt und machte mich schier wahnsinnig. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich richtig verknallt und stellte fest, dass es neben Essen noch etwas anderes Schönes auf dieser Welt gab: die Liebe! Natürlich sprach ich auch damals von Liebe. Ich war schließlich schon 13 Jahre alt.
    Diesen großen und sehr dünnen Mann wollte ich erobern – zuerst seine Aufmerksamkeit, dann sein Herz. Ich fantasierte von einer Hochzeit in Weiß. Natürlich würde ich wunderschön und schlank aussehen, in einem Traum aus weißem Tüll. In meinem Kopf hatte ich alles schon perfekt geplant. Doch bis es so weit war, gab es einiges zu tun. Schritt eins war, Dominik zu imponieren – am besten mit sichtbaren Hüftknochen. Denn wie sollte ich sonst in dieses Hochzeitskleid passen? Ich musste schlank werden! Sofort. Ich hatte ein Ziel und keine Zeit zu verlieren. Also legte ich den Puddinglöffel zur Seite und hörte abrupt auf zu essen. (Über meine damalige Figur wäre ich Jahre später vermutlich froh gewesen.)
    Um Dominik im Sturm zu erobern, versuchte ich, ihm so ähnlich zu werden wie nur irgend möglich. Keine Ahnung, wie ich auf diese Idee kam. Vermutlich, weil sich die Pärchen aus der
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