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Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Titel: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
Autoren: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn
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Bravo auch immer ähnlich sahen. Mein Problem: Dominik war schlank. Außerdem hatte er weißblonde, kurze, stoppelige Haare. Ich hatte damals lange blonde Locken, noch frei von jeglicher chemischer Veränderung. Konsequent machte ich kurzen Prozess und leitete die einzige mir mögliche Sofortveränderung ein: Um ihm zu gefallen, ließ ich mir die Haare rappelkurz schneiden. Der Haarschnitt war eine Katastrophe! Ich sah aus wie ein geschorenes Kalb, das zu viel Muttermilch bekommen hatte.
    Aber dieses erste Mal sollte ich mich in meinem Traummann nicht getäuscht haben. Dominik erkannte den Menschen hinter dem Kalb und schien ihn ganz gern zu haben. Ich glaube, er fand mich lustig. Mit Ausdauer, gemeinsamen Ausflügen auf die Eislaufbahn und einer sehr mutigen Kussattacke konnte ich – oh Wunder – Dominiks Herz gewinnen.
    Ich weiß es noch wie heute. Es war Samstagnachmittag und somit Discolauf auf der Eislaufbahn von Paderborn. Das bedeutete: schummriges Licht und Kuschelrockmusik – die perfekte Ausgangssituation, um unsere platonische Freundschaft auf die nächsthöhere Stufe zu heben.
    Dominik und ich waren schon zweimal dort gewesen. Tatsächlich war Eislaufen eine der wenigen Möglichkeiten, die ich nutzte, um mich schneller als sonst – also im Schneckentempo – fortzubewegen. Dank meines früheren Einfalls mit den selbst gebauten Eislaufbahnen konnte ich mich ganz gut auf Schlittschuhen halten. Irgendwie fühlte ich mich leicht auf den Schienen unter meinen Füßen, grazil wie eine Eisprinzessin – ein unbekanntes, schönes Gefühl.
    An jenem Samstag versuchte ich mal wieder, Dominik mit gewagten Pirouetten zu imponieren. Das gelang mal besser, mal weniger gut. Ich setzte mich regelmäßig auf meinen Hintern. Aber all die blauen Flecken waren es wert. Denn immerhin brachte ich Dominik zum Lachen und er kam sofort eifrig angeschlittert, um mir wieder aufzuhelfen. Dabei griff er nach meiner Hand. Auch wenn meistens ein dicker Handschuh dazwischen war, lief es mir bei dieser Berührung heiß und kalt den Rücken runter. Ich spürte förmlich, wie sich meine Wangen rot färbten und ich das dämliche Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht bekam.
    Bei einer dieser Gelegenheiten nahm ich all meinen Mut zusammen, ließ mich nach oben ziehen (wobei ich unauffällig mithalf, damit er nicht merkte, wie schwer ich tatsächlich war) und traf mit meinen Lippen auf seine. Zumindest fast, denn trotz der Schlittschuhe war Dominik immer noch ein ganzes Stückchen größer als ich. Ich erreichte also gerade mal sein Kinn. Aber er hatte die Attacke verstanden. Nach einem kurzen Moment der Irritation (Männer!) beugte er sich zu mir herunter und tat es: Er gab mir den ersten Kuss meines Lebens. In diesem Moment fühlte ich mich wie ein neuer Mensch. Nichts auf der Welt war schöner als dieses Gefühl, nicht einmal essen.
    Von da an »gingen« Dominik und ich miteinander. Aber um auf Nummer sicher zu gehen, fragte ich ihn das umgehend nach dem Kuss bei einer Portion Pommes und er mampfte ein »Ja, warum nicht«. Ich war so glücklich!
    Unsere unschuldige Liebe hielt über ein Jahr. Unschuldig deshalb, weil wir das mit dem ersten Mal nicht hinbekamen. (Die Entjungferung übernahm später der Frauenarzt mit seiner Eisenzange. Autsch!) Nicht, dass wir es nicht versucht hätten. Wir waren äußerst experimentierfreudig und außerdem unzertrennlich. Wir gingen nicht mehr oft eislaufen, aber gern Eis essen. Wir hielten Händchen im Kino und teilten uns Popcorn und Cola. Und, wie gesagt, wir probierten uns aus – miteinander und gegenseitig. Meistens bei mir, weil ich immer sturmfrei hatte (danke Mama!).
    Dominik hatte, genauso wie ich, noch keine Erfahrungen in diesem Bereich. Wir waren wie zwei Pioniere auf geheimer Mission. Als er mir zum ersten Mal unter das T-Shirt fasste, schämte ich mich fürchterlich und zog so lange den Bauch ein, bis ich blau anlief. Doch als ich merkte, dass ihn das, was er da zu greifen bekam, offensichtlich in Begeisterung versetzte, begann ich, mich ein wenig zu entspannen. Trotzdem bestand ich bei allen Anfassgeschichten darauf, das Licht auszumachen.
    Vielleicht hat es deshalb mit dem ersten Mal nie geklappt – weil wir nichts sehen konnten. Vielleicht aber auch, weil ich mich doch immer zu sehr schämte. Mir machte das alles wahnsinnig viel Spaß, aber ein Rest Scham verschwand nie ganz. Ich dachte immer: Das kann ihm doch jetzt keinen Spaß machen, sich da durchzuwühlen. Darüber sprach ich
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