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Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank

Titel: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
Autoren: Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn
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mir Verbündete. Und da kamen mir natürlich meine Kontakte in die »Falsche-Freundinnen-Szene« sehr zugute. Zufällig wohnte eines dieser Mädchen in einem Neubaugebiet mit großer Spielstraße zwischen den Häuserblocks. Also, Kommando los, Schlauch raus, Wasser marsch! Nach fünf Stunden war das neue Winternaherholungsgebiet »Mega-Eisbahn am Arsch Paderborns« eröffnet. Was für eine Party!
    Doch diesmal waren nicht nur die Vermieter sauer, sondern alle Anwohner einschließlich Polizei. Ups! Und da alle anderen mal wieder schneller davonrannten als ich (Rennen? Was war das?), war ich die Einzige, die verantwortlich gemacht wurde. Trotz des ganzen Ärgers, den meine Mutter ausbaden musste, da sie zumindest vor dem Gesetz für mich haftete, war eines geschafft: Ich war im Gespräch. Viel hilft viel. Ich war angefixt und suchte nach neuen Herausforderungen, um aufzufallen.
    Ich bildete mich weiter, indem ich den ganzen Tag über vor der Glotze saß, und fand schnell neue Vorbilder. Besonders angetan hatte es mir in der Zeit die Fernsehserie Der kleine Vampir. Kurzerhand schrottete ich drei Schränke im Hochformat, hievte sie auf den Balkon, legte sie hin und malte sie schwarz an, sodass sie aussahen wie Särge. Zugegeben: Hartz-IV-Särge. Aber immerhin. Von da an schlief ich auf dem Balkon in einem der Schränke und lud neugierige Freundinnen zu mir auf ein Glas »Blut« ein. Die Spiegel in unserer Wohnung hängte ich natürlich ab und bat Freundinnen, kein Kreuz als Schmuck um den Hals zu tragen. Wennschon, dennschon. Außerdem durchsuchte ich unseren Keller nach schwarzem Stoff für einen vernünftigen Umhang (das gehörte schließlich zu einer gestandenen Vampirin dazu), fand aber nur alte Jutesäcke, die ich kurzerhand zu einem Umhang umfunktionierte. Diese uralten Säcke stanken erbärmlich. Aber so konnte ich mich wenigstens sehen lassen, wenn ich mich nachts heimlich davonstahl, um die Kirche im Ort rannte und »Uhuhuuu« brüllte.
    Spätestens als die Eltern der Kinder von meinem neuen Hobby erfuhren, waren die neu gewonnenen Freundschaften wieder dahin. Klar, alle wollten mit einem Vampir befreundet sein, aber niemand mit einer dicken Verrückten.
    Ebenso schief ging meine Froschplantage. Ich sammelte Kaulquappen und vergaß sie auf dem Balkon. Seltsamerweise entwickelten sie sich ohne mein Zutun zu ausgewachsenen Fröschen und hüpften vom dritten Stock nach unten auf den Hof. Schon mal Magnolia gesehen? Genau: Es regnete Frösche. Und wer war schuld? Na klar: die Dicke.
    Immerhin hatte ich in der Schule inzwischen meinen Platz gefunden: hinten links, wo ich niemandem im Weg saß, niemandem die Sicht nahm und nicht weiter störte. Leider wurde ich zu Kindergeburtstagen immer noch nicht eingeladen. Vielleicht wurde ich – unauffällig, wie ich da hinten links saß – einfach vergessen. Zugegeben, das war bei meinen Ausmaßen eher unwahrscheinlich. Viel näher lag, dass sie mich einfach nicht einladen wollten. Weil ich Frösche züchtete und im Schrank auf dem Balkon schlief. Weil ich komisch war.
    Vielleicht hatten sie aber auch Angst, dass ich ihnen den Geburtstagskuchen wegfressen könnte – samt Kerzen. Das war berechtigt. Denn ich fürchte, mein Spruch »Ihr könnt alles von mir haben, aber nicht mein Essen!« war nicht der gewinnbringendste auf dem Pausenhof.
    Aber ich wollte doch so gern zu den vielen Kindergeburtstagen mit all den leckeren Kuchen, Schokomuffins und Gummitieren – Feiern, die es bei mir zu Hause nie gegeben hatte, die ich nur aus Erzählungen und dem Fernsehen kannte. Ich musste da unbedingt hin. So beschloss ich, ohne Einladung, aber mit Geschenken bei diesen Kindergeburtstagen aufzutauchen. Denn wenn ich erst mal vor der Tür stehen und große, traurige Einzelkindaugen machen würde, dann musste das doch funktionieren – dickes Kind hin oder her.
    Also suchte ich nach einer kreativen und im Idealfall kostengünstigen Lösung. Vielleicht könnte ich den Vater von Pippi finden und um ein paar Goldstücke bitten? Denn mein Taschengeld war immer schon am dritten Tag des Monats aufgebraucht. Cherry Coke und Mohrenkopfbrötchen waren eben teuer.
    Auf der Suche nach einem geeigneten Geschenk schaute ich mich in meinem Zimmer um. Aber alles, was ich sah, wollte ich lieber selbst behalten. Also musste ich eben im Wohnzimmer nachschauen. Ah! Mamas Bücher, Konsalik und Co. Spitze! Oder das: The Joy of Love. Klang auch spannend.
    »Ui, was sind das denn für schreckliche Bilder? Das
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