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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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Händchen hielten; von ihren Großeltern mit den melancholischen Augen, die sie vor so langer Zeit auf der Erde zurückgelassen hatten. Es gab Bilder von den Ozeanen der Erde und von Gebirgen und weißen Wolken in einem blassen Himmel. »Ich wünschte, du hättest den Himmel sehen können«, hatte ihre Mutter oft gesagt, was Waverly stets sehr merkwürdig fand. Sie war im Himmel, oder etwa nicht? Sie war von ihm umgeben. Aber nein, ihre Mutter blieb dabei: Sie, Waverly, hatte den Himmel nie gesehen, und ihre Mutter selbst würde ihn erst wiedersehen, wenn sie in fünfundvierzig Jahren auf New Earth landeten.
    Waverly hörte ein Klopfen in der Küche. »Mama!«, rief sie.
    »Hier!«, antwortete ihre Mutter.
    Regina Marshall war groß und brünett wie Waverly, hatte allerdings einige Pfund mehr auf den Rippen. Sie knetete Teig für Bauernbrot und drehte ihrer Tochter den Rücken zu, während sie arbeitete. Am Brotbacktag hatte Waverly normalerweise Probleme, die Aufmerksamkeit ihrer Mutter auf sich zu lenken, aber sie wusste, dass es heute anders sein würde.
    »Kieran hat mir einen Antrag gemacht«, verkündete sie.
    Regina wirbelte herum, Teigstückchen flogen ihr von den Händen, und nach zwei raschen Schritten hatte sie Waverly in die Arme geschlossen. »Ich wusste es! Ich bin so glücklich.«
    »Bist du?«, fragte sie und wand sich im festen Griff ihrer Mutter. »Wirklich?«
    »Waverly, er ist der beste Junge auf diesem Schiff. Das denken alle.« Reginas Augen leuchteten. »Habt ihr ein Datum ausgemacht?«
    »Nein. Es scheint im Moment unpassend zu sein, irgendetwas zu planen.«
    »Du meinst, wegen des anderen Schiffs? Das Leben geht weiter, Liebling.«
    »Aber meinst du nicht, dass es merkwürdig ist –«
    »Oh, lass uns den Anlass nicht mit diesem Gerede verderben«, sagte Regina leichthin, aber Waverly sah die Angst in ihren Augen. »Die Getreideernte ist in ein paar Wochen. Wieso die Zeremonie nicht für direkt danach ansetzen, wenn die Leute Zeit haben, um sich zu entspannen?«
    »So bald schon?«
    »Es wird wunderschöne Blumen geben. Die Lilien werden blühen.«
    Waverly setzte sich an den für zwei gedeckten Tisch. »Ich glaube, Kieran wird einen Gottesdienst wollen.«
    »Hm.« Regina rümpfte die Nase. »Das ist die Sache mit den Aldens, die niemand versteht. Wieso sie nicht für das andere Schiff eingeteilt wurden …«
    »Das andere Schiff?«
    »Oh, das weißt du doch!« Regina wandte sich wieder ihrem Brot zu und knetete den Teig mit mehligen Händen. »Die Leute, die die Mission planten, wählten die Besatzungen für jedes der Schiffe auf der Basis von Werten für den Gruppenzusammenhalt aus. Also gab es schließlich ein säkulares und ein religiöses Schiff.«
    »Ist deswegen das andere Schiff zurückgekommen? Um uns zu bekehren oder so was?«
    Regina formte den Laib und stellte ihn auf die Anrichte. »Ich weiß es nicht.«
    »Da geht irgendetwas Merkwürdiges vor sich. Sie sind schon seit Tagen hier, aber niemand ist an Bord gekommen.«
    »Niemand, von dem wir wissen«, ergänzte Regina.
    »Der Captain muss mit ihnen gesprochen haben. Wieso sagt er uns nicht, was sie wollen?«
    »Mach dir darüber keine Gedanken«, sagte Regina, und ihr Tonfall klang jetzt schärfer. Sie mochte es nicht, wenn Waverly über den Captain spekulierte – ganz so, als könne sie ihre Tochter vor etwas bewahren, wenn sie ihr nur eintrichterte, sich ruhig zu verhalten. Allerdings hatte Waverly nicht die geringste Ahnung, vor was sie bewahrt werden sollte.
    Als Regina sich nun erneut umdrehte, blitzte ein schelmisches Glitzern in ihren Augen. »Du musst eine Hochzeit planen.«
    Waverly seufzte. »Du warst fünfundzwanzig, als du Papa geheiratet hast, richtig? Und du warst vorher zwei Jahre lang mit ihm zusammen.«
    »Ja, Schatz. Aber die Dinge haben sich geändert. Du bist
jetzt
am fruchtbarsten. Wir können keine Risiken mit der nächsten Generation eingehen.«
    Waverly hatte das mindestens schon eine Million Mal gehört. »Es ist nur schon so bald.«
    »Es ist nie zu früh, wenn es um das Überleben der Art geht. Das weißt du.«
    Die Mission war das Wichtigste im Leben eines jeden Kolonisten. So musste es sein, denn das Überleben der menschlichen Spezies hing davon ab. Starke, junge Crews wurden auf beiden Schiffen benötigt, um auf ihrem neuen Planeten zu siedeln und ihn darauf vorzubereiten, menschliches Leben zu tragen – und das bedeutete, dass alle Mädchen auf der Reise mindestens vier Babys bekommen
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