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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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übernehmen?«
    Seth nickte müde. »Aus diesem Grund – und weil er Fehler gemacht hat, die uns alle in Gefahr gebracht haben. Er ist in die Kuppel mit der Atmosphärenkontrolle gekracht, wusstest du das? Wir mussten rund um die Uhr arbeiten, um sie zu reparieren. Leute in Ein-Mann-Shuttles, die noch nie vorher geflogen sind. Und er hat unsere Eltern eingesperrt zurückgelassen –« Er war den Tränen nahe.
    »Es tut mir leid wegen deines Vaters, Seth.«
    »Mir auch!« Jetzt weinte er; ihr Mitleid hatte etwas losgetreten. »Er war ein gemeiner Hurensohn, aber jetzt vermisse ich ihn. Ich denke mal, man lernt zu lieben, was man gewohnt ist.«
    Waverly betrachtete ihn. Er schien verändert, ernsthafter und nur allzu bereit zu kooperieren. Sie entschied, dass sie ihn so lieber mochte.
    »Weißt du von den Gottesdiensten, die Kieran abhält?«, fragte sie ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Er nickte. »Er hat sich da einen ganz netten Kult zusammengebastelt, nicht wahr?«
    »Du findest das nicht gut?« Waverly ließ in ihrer Stimme keinen Hinweis darauf zu, was sie selbst davon hielt.
    »Alles, was ich weiß, ist, dass er keine Wahl für sich oder einen Zentralrat abgehalten hat. Er ignoriert sämtliche Statuten. Er allein trifft alle Entscheidungen, und jeder, der sich ihm in den Weg stellt, wird entweder in der Brig eingesperrt oder findet sich todkrank auf der Krankenstation wieder.«
    Als sie Seths Version hörte, lief es ihr eiskalt über den Rücken.
    Seth beäugte sie. »Wieso bist du hier?«
    Sie legte den Kopf schief. »Ich hatte ein paar Fragen.«
    »Du bist Kieran Aldens Freundin. Hol dir deine Informationen von ihm.«
    »Ich erkenne ihn nicht wieder«, gestand sie. Tränen liefen ihr über die Wangen, und sie wischte sie weg.
    Seth sah sie überrascht an. »Dicke Luft im Paradies?«
    »Nein, nein, nichts dergleichen«, sagte sie schnell, zu schnell.
    »Ich verstehe immer noch nicht, warum du hier bist.« Seths Blick wanderte zu ihrem Gesicht, und er beobachtete ihre Reaktion. »Selbst wenn ihr euch streitet: Wieso sollte dich dann irgendeine andere Version als seine interessieren?«
    »Ich bilde mir gern meine eigene Meinung«, sagte Waverly mit einem trockenen Lächeln.
    »Tja. Damit haben du und ich etwas gemeinsam.«
    Die Übelkeit war zurückgekommen, sie lauerte jetzt unterhalb ihrer Kehle. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte Kieran nicht hintergehen, aber war er wirklich der Kieran, den sie geliebt hatte? Oder war etwas Gefährliches aus ihm geworden?
    »Also, Seth«, sagte sie vorsichtig und neutral, »du magst Kierans Vorgehensweise nicht. Was meinst du, sollte man deswegen unternehmen?«
    »Frag mich nicht. Ich hab was versucht und bin gescheitert.«
    »Deine eigene Schuld, wenn du mich fragst.«
    »Ich weiß.«
    Ihr Mund öffnete sich überrascht. Das war der Ausspruch, den sie am wenigsten von ihm erwartet hatte.
    »Ich bin zu grob mit Leuten. Zu sehr wie mein Vater«, sagte er leise. Er wollte Waverly nicht anschauen, obwohl sie ihn direkt anblickte. »Kieran ist freundlich. Deswegen hat er gewonnen.« Er legte die Stirn auf die Knie, den Mund auf den Boden gerichtet, und so verpasste Waverly es beinahe, als er flüsterte: »Ich bin kein guter Mensch.«
    Sie suchte nach einem Zuspruch für ihn, aber alles, was ihr einfiel, wäre gelogen.
    »Eines kann ich dir sagen«, meinte Seth und hob den Blick. »Kieran darf nicht zum Anführer eines Ja-und-Amen-Kults werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass er sich selbst auf diese Weise zerstört – oder das Schiff.«
    Das war genau das, was Waverly hatte hören wollen und was ihr Sorgen bereitet hatte.
    »Hol mich einfach hier raus, okay?«, sagte Seth. Er ergriff eine der Gitterstangen und zog sich näher zu ihr heran. »Wir können Kieran vor sich selbst retten. Ich beweise dir, dass ich es besser kann.«
    »Du musst mir gar nichts beweisen«, flüsterte sie.
    Sie sahen einander durch die Gitterstäbe an, und plötzlich schien der Boden sich zu bewegen. Waverly fiel auf die Seite, als würde ihre Welt weggleiten. Sie sah Seth an, der sich mit geweiteten Augen an den Stäben festhielt.
    »Es passiert schon wieder«, ächzte Waverly. »Sie sind zurückgekommen.«
    »Nein«, sagte Seth ruhig. »Wir haben den Kurs geändert und die Geschwindigkeit erhöht, glaube ich.«
    Waverly öffnete die Augen und schaute ihn an. Er war blass. Sie hatte noch nie gesehen, dass er Angst hatte.
    »Wieso sollten wir –«
    »Wir verfolgen sie«, sagte er
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