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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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geschieht«, sagte Kieran. »Das haben wir auf die harte Tour lernen müssen, oder? Wir lebten so lange ein friedliches Leben, dass wir dachten, wir würden es immer führen. Aber wir haben uns geirrt. Hinter dem Schleier des Nebels lag eine Bedrohung, die wir nicht sahen, und sie hat uns verletzt, hat uns blutend und dem Tode nah zurückgelassen. Aber jetzt wissen wir, wer unsere Feinde sind. Und wir werden über sie triumphieren. Woher ich das weiß? Wie kann ich mir so sicher sein, dass es unsere Bestimmung ist, unsere Lieben zu rächen? Ich weiß es, weil ich es spüre. Weil ich euch sage, was ich fühle und weiß, tief in meinem Herzen.«
    Er schwieg. Seine gekonnte, berechnende Art erinnerte Waverly so stark an Anne Mather, dass sie beinahe gequält gestöhnt hätte. Ihr wurde klar, dass dies sein Talent war. Seine Gabe. Sie war die ganze Zeit in ihm versteckt gewesen, diese fremdartige Gabe, Leute glauben zu machen, er kenne eine geheime Wahrheit, die nur er ihnen offenbaren konnte. Weil nur er die Gedanken Gottes kannte.
    Es war eine so gefährliche und schreckliche Lüge.
    Und sie war umso schrecklicher, weil er selbst daran glaubte.
    »Was wir hier erschaffen haben, nach all unserem Schmerz und unserer Not, ist etwas Besonderes«, sagte Kieran. »Es ist wie ein glühendes Licht in der Finsternis des Universums; von Gott entzündet, brennt es in uns. Die Opfer, die wir gebracht haben, den Schmerz, den wir erduldet haben, erfüllten einen Zweck: uns zu dem hier zu formen.«
    Kierans Arme öffneten sich weit, als würde er all die jungen Leute, die vor ihm saßen, umarmen wollen.
    »Wir sind die neue Generation. Mit Gottes Hilfe werden wir unsere neue Heimat zu einem Land des Überflusses machen. Wir werden die Millionen, die uns zu unserer reichen und freigiebigen Welt folgen, willkommen heißen. Aber zuvor verspreche ich euch dies: Wir werden unsere Eltern finden. Wir werden die Leute bestrafen, die sie uns geraubt haben, und wir werden die siegreichen Erschaffer unserer neuen Welt sein. Unserer New Earth, unserer neuen Heimat!«
    Kieran lächelte die verzückten Gesichter an, schritt fort vom Rednerpult und sank auf die Knie. Die Hände unter dem Kinn gefaltet, betete er.
    Als Waverly sah, wie die gesamte Gemeinde seinem Beispiel folgte, stand sie auf und taumelte aus dem Raum.
    Ich habe zugelassen, dass Samantha umgebracht wird,
dachte sie und lehnte sich an eine Wand im Korridor.
Ich habe einen Mann getötet. Ich habe meine Mutter in Gefangenschaft zurückgelassen. Und nach all diesem Schmerz und Elend bin ich schließlich Anne Mather und ihrem Wahn entkommen.
    Aber das bin ich gar nicht.

Kieran
    K ieran sank auf die Knie und war dankbar, dass seine Predigt so gut gelaufen war. Er hatte sie aktualisieren müssen, hatte die Teile über die Rückkehr der Mädchen aus dem Stegreif gehalten, aber trotzdem war sie nahtlos abgelaufen. Wie immer in letzter Zeit fühlte er sich, als würde etwas Größeres aus ihm sprechen, ihn benutzen, um seiner Gemeinde den Weg zu weisen.
    Jede Predigt stärkte seinen Glauben.
    Als die Gemeinde auf die Knie ging, sah er sich schnell nach Waverly um, aber sie saß nicht mehr auf ihrem Stuhl. War sie gegangen? Obwohl ihre Abwesenheit ihn verwirrte, fuhr er flüssig fort und rief: »Wer will seinen Dank mit uns teilen?«
    Es stellte sich heraus, dass fast alle in der Gemeinde etwas hatten, wofür sie dankbar waren, und so dauerte der Gottesdienst noch eine lange Zeit. Kieran hörte so geduldig zu, wie er konnte, aber seine Aufmerksamkeit wanderte immer wieder zu Waverlys leerem Stuhl. Wo war sie? Und wieso war sie gegangen? War sie krank? Schmerzte ihr Bein? Hatte er sie irgendwie verärgert? Er wusste, dass er nichts Beleidigendes oder Falsches in seiner Predigt gesagt hatte, also konnte es das nicht sein.
    Als das letzte Gebet beendet war, schob er sich durch die Menge und hielt vergeblich nach ihr Ausschau. Ein paar Kinder schüttelten ihm die Hand und dankten ihm. Die kleine Serafina Mbewe schlang ihre mopsigen Arme bewundernd um sein Bein, aber er war so versessen darauf, Waverly zu suchen, dass er bei dem Versuch, sich aus der Umarmung zu winden, beinahe stolperte.
    Kurz darauf lief er durch die Gänge zu seinem Quartier, aber Waverly war nicht da. Er setzte sich, stand wieder auf, fühlte sich dumm, verwirrt, verletzt und nutzlos. Dann erst wurde ihm klar, wohin sie gegangen war: nach Hause. Er rannte zwei Treppen nach unten in die ehemaligen Familienquartiere.
    Die Tür
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