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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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noch, Mama«, flüsterte sie, die Augen auf den moosigen Boden des Obstgartens gerichtet. Das würde sie höchstwahrscheinlich immer tun. Aber sie durfte nicht so blind wie Amanda werden. An Amandas kindlichem Vertrauen in Anne Mather war etwas Erbärmliches gewesen, und dieses Vertrauen hatte sie bis an den Punkt geführt, an dem all das Böse direkt vor ihren Augen geschehen war und sie es nicht erkannt hatte. Nein. Waverly würde nicht so werden. Aber konnte sie als Kierans Frau objektiv bleiben? Wie konnte sie ihn jetzt heiraten?
    Dieser Gedanke trieb sie in neue Wellen der Trauer, und sie begrub ihr Gesicht in der duftenden Erde des Obstgartens. Lehm geriet ihr zwischen die Zähne, und sie kaute darauf herum, eine schaumige Mischung aus Erde und Speichel in ihrem Mund, während sie sich in den Schlaf weinte.
    Am nächsten Morgen, als die Sonnenlampen flackernd angingen, setzte Waverly sich auf. Ihr Mund war moosig, Haare und Kleidung dreckig. Sie fand einen Bewässerungsschlauch, nahm einen Schluck kalten Wassers in den Mund, spülte und spuckte es aus. Dann trank sie lange und viel, bis sie sich erfrischt fühlte. Sie pflückte Aprikosen, obwohl sie wusste, dass sie nur wenig gegen ihr Magenknurren ausrichten konnten. Sie würde sich im Zentralbunker ein paar Eier holen. Aber vorher wollte sie noch etwas erledigen.
    Sie humpelte zwischen den Bäumen hindurch und atmete die wunderbaren Düfte nach Blüten und Früchten ein. Dann stieg sie in den Fahrstuhl, wählte das Deck und wartete. Sie verdrängte alle Gedanken und zwang sich, langsam und ruhig zu atmen. Was sie tat, war logisch. Sie brauchte Informationen, das war alles.
    Es war still in der Brig. Es hatte nur eine Wache Dienst, Percy Swift, ein schwerfälliger Junge, den sie dabei ertappte, wie er mit einem Schlagstock auf den Knien in seinem Stuhl döste. Als Waverly näher kam, fuhr er auf.
    »Besucher sind erlaubt, oder nicht?«, fragte sie.
    »Nein. Er ist in Einzelhaft. Befehl von Kieran Alden.«
    »Keine Sorge. Kieran hat gesagt, das ist okay«, sagte Waverly.
    »Wirklich?«
    »Ich bin seine Freundin. Er vertraut mir.«
    Der Junge sah sie zweifelnd an, aber sie starrte ihn nieder.
    »Du musst dich eintragen«, sagte Percy und schob ihr das Wachbuch hin.
    Das ist kein Vertrauensbruch,
sagte sie sich, als sie ihren Namen eintrug und dann an Percy vorbei den Gang hinunterging, um nach Seth zu suchen.
    Sie fand ihn auf seiner Pritsche liegend in der hintersten Zelle auf der rechten Seite. Als sie sich räusperte, drehte er sich nach ihr um und setzte sich dann erstaunt auf.
    »Wusstest du, dass wir wieder da sind?«, fragte sie. Sie fühlte wieder die alte Anziehung zu ihm. Seit sie fortgegangen war, war er gewachsen, und seine Haare waren lang und hingen ihm in die Augen. Sie nahm die Prellungen im Gesicht und die Magerkeit seiner Handgelenke zur Kenntnis. Was hatte Kieran mit ihm getan?
    »Ich wusste davon«, sagte Seth, schien sich dann seines Tonfalls bewusst zu werden und murmelte: »Willkommen zurück.«
    »Du hast dich ganz schön reingeritten«, bemerkte Waverly.
    »Ich schätze mal schon«, sagte er wachsam. Seine Augen glitten misstrauisch über sie. »Wieso bist du hier?«
    »Ich habe Fragen.«
    »Was für Fragen?«
    Waverly setzte sich auf den Boden, ein Bein nach vorn gestreckt, das andere gebeugt, so dass sie ihr Kinn auf dem Knie abstützen konnte. »Wieso hast du Kieran hungern lassen?«
    Seth kicherte. »Davon hat er dir erzählt?«
    »Scheint mir eine ziemlich drastische Aktion gewesen zu sein.«
    »Er hat sich selbst ausgehungert. Er hat die Crew fortwährend angelogen, und ich musste ihm Einhalt gebieten. Also habe ich ihm das Essen verweigert, um zu versuchen, ihn dazu zu bringen, die Wahrheit zu sagen. Aber er wollte nichts eingestehen.«
    »Er ist dickköpfig«, sagte Waverly, und eine tiefe Traurigkeit schwang in ihr. »Aber das hat er nicht verdient.«
    »Ich habe ihn nicht verhungern lassen. Ich habe einen meiner Wächter vorgeben lassen, er würde ihm Essen reinschmuggeln. Also hat er gegessen.«
    »Oh.« Waverlys Stimme war jetzt weicher. »Das war direkt nachdem dein Vater gestorben war, richtig?«
    »Ja. Nachdem Kieran ihn umgebracht hat.« Seth kratzte sich an einer rauhen Stelle am Hals, und Waverly erinnerte sich, dass das eine Marotte von ihm war. »Es gab eine Million Möglichkeiten, sie aus dem Maschinenraum zu holen, und er hat die gefährlichste ausgesucht.«
    »Also hast du deswegen versucht, das Schiff zu
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