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Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Sternenfeuer: Gefährliche Lügen

Titel: Sternenfeuer: Gefährliche Lügen
Autoren: Amy Kathleen Ryan
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andere. Heute haben wir ein Video für euch vorbereitet, das einen Rückblick darauf bietet, wie unsere Wissenschaftler das Problem gelöst haben.«
    Das Studio wurde abgedunkelt, und auf dem Bildschirm hinter Kieran lief das Video-Feature über die Reproduktionslaboratorien ab. Währenddessen blieben Kieran ein paar Minuten zum Verschnaufen.
    Im hinteren Teil des Studios brach plötzlich hektische Aktivität aus. Winona, Captain Jones’ wunderschöne Sekretärin, stürmte ins Studio und flüsterte ihrem Chef etwas ins Ohr. Der alte Mann sprang auf und stürzte aus dem Raum.
    Kieran konzentrierte sich auf das Video und sah Abschnitte über seine eigene Geburt. Er war von Natur aus schüchtern, und so war es ihm unangenehm, dass die gesamte menschliche Spezies wissen würde, wie er ausgesehen hatte, als er schleimig und schreiend aus dem Leib seiner Mutter gekommen war. Aber er war daran gewöhnt. Kieran war die erste erfolgreiche Geburt in den Tiefen des Raums gewesen. Im Anschluss hatte es eine große Feier gegeben – nicht nur auf der
Empyrean,
sondern wahrscheinlich auch auf der Erde. Und deswegen war er auch ausgewählt worden, um die Webvisions-Sendungen zu moderieren. Er hatte kein Mitspracherecht bei dem, was in seiner Show gesagt wurde; er verlas nur die Nachrichten. Sein Job war sehr einfach: Gib den Menschen auf der Erde einen Grund, daran zu glauben, dass das auf der Erde entstandene Leben nicht verlöschen wird. Gib ihnen Hoffnung, dass zwar nicht sie selbst, vielleicht aber ihre Enkel in die neue Heimatwelt emigrieren können.
    Das Video näherte sich dem Ende, und Kieran richtete sich erneut in seinem Stuhl auf.
    »Fünf, vier, drei …«, flüsterte Sammy.
    »Unglücklicherweise laufen die Dinge auf unserem Schwesterschiff, der
New Horizon,
nicht so gut. Obwohl ihre Wissenschaftler hart gearbeitet haben, sind die Frauen an Bord niemals schwanger geworden.«
    Kierans Herz pochte. Davon hatte er noch nie zuvor gehört. Soweit er und jedermann sonst wusste, waren auf der
New Horizon
viele Kinder, genau wie auf der
Empyrean.
Erst jetzt wurde ihm klar, dass die Kommunikation zwischen den beiden Schiffen für lange Zeit auf ein Minimum beschränkt gewesen war. War das mit Absicht geschehen?
    Sammy, dessen Gesicht hinter den runden Brillengläsern aschfahl geworden war, machte eine drängende Geste, weiter vorzulesen.
    »Niemand weiß, warum die
New Horizon
ihre Reproduktionsprobleme geheim gehalten hat«, fuhr Kieran also fort, »aber sie haben ihre Fahrt verlangsamt, um sich mit der
Empyrean
zu treffen. Also rechnen wir damit, es sehr bald zu erfahren.«
    Die Titelmelodie setzte ein, ein optimistisches Motiv mit Klavier und Streichern, und Kieran versuchte, seine Stimme an den freudigen Klang anzupassen. »Das war die Webvisions-Sendung Nummer zweihundertsiebenundvierzig von der
Empyrean.
Mein Name ist Kieran Alden, ich gebe ab.«
    Als die Musik ausgeblendet wurde, hörte Kieran ein Brüllen. Der Captain, normalerweise ruhig und selbstbeherrscht, schrie so laut, dass man ihn durch die Metallwände seines Büros hören konnte. »Es ist mir egal, was du vorhast! Du kommst nicht an Bord dieses Schiffs, bis ich die Situation mit meinem Zentralrat durchgesprochen habe!«
    Einen Moment lang war es still, dann schrie er weiter, sogar noch lauter als zuvor. »Ich lehne kein Treffen ab! Komm in einem Ein-Mann-Shuttle an Bord, und wir treffen uns.«
    Stille.
    »Ich verstehe nicht, wieso du eine ganze Crew mitbringen musst, wenn du dich nur unterhalten willst.«
    Wieder Stille, eine zornige Stille. Als der Captain schließlich wieder sprach, war seine Stimme einschüchternd ruhig. »Ich habe dir niemals einen Anlass gegeben, mir zu misstrauen. Ich habe dich nie angelogen oder den Missionsplan ohne eine Erklärung abgeändert … Oh, das ist paranoider Unfug! Es gab keine Sabotage! Das sage ich dir schon die ganze Zeit!«
    Kieran hörte, wie der Captain auf und ab lief, und er schämte sich, weil er lauschte, aber er konnte nicht anders. Der Stille im Raum nach zu urteilen, ging es den anderen Anwesenden ebenso.
    »Wenn unsere beiden Schiffe nicht zusammenarbeiten können …«
    Plötzlich setzte sich Sammy wieder in Bewegung und legte Schalter auf der Studiokonsole um, bis der Bildschirm hinter Kieran aufleuchtete und ein Videobild von der Steuerbordseite der
Empyrean
aus zeigte.
    Jemand im Raum schnappte japsend nach Luft.
    Die
New Horizon
hing drohend auf dem Bildschirm, riesig und dunkel – dicht genug, um
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