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Sternenfaust - 189 - In Pranurs Gewalt

Sternenfaust - 189 - In Pranurs Gewalt

Titel: Sternenfaust - 189 - In Pranurs Gewalt
Autoren: Michelle Stern
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    Audio-Aufzeichnung von Dana Frost
     
    Mein letzter privater Tagebucheintrag ist nun schon über zwei Wochen her. Noch immer bin ich nicht sicher, ob der Rat von Bruder William, mittels privater Audioaufzeichnungen meine Gedanken zu ordnen, wirklich hilfreich war. Manchmal glaube ich, diese Art von Tagebuch verstärkt nur mein Bedürfnis zu grübeln und die Gedanken im Kreis drehen zu lassen.
    Leider gab es nach den Anfangserfolgen – mit drei Akoluthorenfunden in knapp vier Wochen –, seit Monaten eine massive Flaute zu beklagen. Taro hat vor gut zwei Wochen die STERNENFAUST verlassen, um auf verschiedenen Basen der Ankrilen nach Informationen von weiteren Aufenthaltsorten zu fahnden. Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich eine gute Idee war, ihn allein ziehen zu lassen, zumal sich die STERNENFAUST ohnehin nicht allzu weit von ihm entfernen kann.
    Taro ist mit einem Wesen unterwegs, das er als Heros-Eponen bezeichnet. Es ist eine Art Energiewesen, das ihn umschließt und ihm erlaubt, durch das All zu reisen. Noch sind mir diese Eponen ein vollkommenes Rätsel. Niemand an Bord der STERNENFAUST ist in der Lage, den Heros-Eponen zu sehen, und auch unsere Geräte können ihn nicht scannen.
    Jedenfalls steht die STERNENFAUST nun seit Wochen so gut wie still, damit Taro zu uns zurückfindet. Leider schlägt sich genau dieser Stillstand mehr und mehr auf die Stimmung der Besatzung nieder, die Reizschwelle sinkt.
    Wir können nur hoffen, dass Taro neue Anhaltspunkte erhält, wo wir nach weiteren Akoluthoren suchen können, zumal der Akoluthoren-Scanner, den Commander Black Fox zusammen mit Lieutenant Jefferson entwickelt hat, bisher nichts mehr anzeigte. Woran das liegt, darüber können wir nur mutmaßen. Vielleicht sind die Akoluthoren zu weit verstreut. Oder sie unterscheiden sich voneinander so sehr, dass wir mit diesem Scanner die restlichen Amulette ohnehin nicht aufspüren können.
    Leider gibt es auch keine Fortschritte, was den körperlichen Zustand von Max Brooks angeht. Ich habe mir angewöhnt, es bereits als gute Nachricht zu sehen, wenn sich keine Verschlechterung ergeben hat.
    Ash hat sich richtig in die Behandlung von Lieutenant Brooks verbissen und lässt in jeder freien Minute neue Behandlungssimulationen durchlaufen. Doch umso mehr Zeit vergeht, umso weiter sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass wir doch noch eine Lösung finden.
    Commodore Taglieri kümmert sich derweil um die Senatswahl. Ich hätte nicht gedacht, dass sich dieser Vorgang so sehr hinziehen würde. Taglieri verliert sich in Details der Verfassung der Solaren Welten und sucht noch immer nach Präzedenzfällen, was – wäre die Situation nicht so tragisch – fast schon wieder komisch ist. Welchen Präzedenzfall erwartet er zu finden?
    Die Idee, an Bord des Schiffs einen Senat zu gründen, hat erstaunlich viel Empörung und sogar heftige Vorwürfe hervorgerufen. Ich habe erfahren, dass es Crewmitglieder gibt, die mir hinter vorgehaltener Hand unterstellen, ich würde mich um meine Verantwortung drücken, indem ich mir selbst eine höhere Autorität verschaffe. Es ist seltsam. Ist es wirklich so schwer zu verstehen, dass dies hier nicht mehr nur ein Star-Corps-Schiff ist, das ich kommandiere? Dies ist die letzte Kolonie der Menschheit. Die letzte Kolonie der Galaxis. Würde es nicht allen demokratischen Prinzipien widersprechen, wenn ich ohne Wahl und dadurch ohne Legitimation automatisch das Staatsoberhaupt über den verbliebenen Rest der Menschheit würde?
    Aber vielleicht sehnen sich die Menschen gar nicht danach, Entscheidungen zu treffen. Vielleicht sehnen sie sich viel öfter, als man glauben möchte, nach jemandem, der ihnen diese Entscheidungen abnimmt. Und bin ich selbst tatsächlich einer von denen, welche die Bürde der Entscheidung abgeben möchten? Vielleicht haben meine Kritiker recht, und meine Idee einer Senatswahl entsprang nicht irgendwelchen klugen, demokratischen Überlegungen, sondern meinem eigenen Wunsch nach einer höheren Autorität.
    (seufzt)
    Da ist noch etwas. Etwas, das ich noch nicht über mich gebracht habe, laut auszusprechen.
    Es gibt eine Furcht, die schon lange in mir schwelt. Eine Furcht, die ich wieder und wieder erfolgreich verdränge.
    Daher konnte ich auch noch mit niemandem darüber sprechen. Nicht mit Bruder William, nicht mit Shesha’a.
    Doch eines Tages werde ich den Mut aufbringen müssen, diesen Gedanken laut auszusprechen.
    Eines Tages …
     
    *
     
    S.C.S.C. STERNENFAUST III
    29. Juni
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