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Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)

Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)

Titel: Lykandras Krieger 2 - Blutsklavin (German Edition)
Autoren: Kerstin Dirks
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Prolog
     
Frankreich 1377
     
    D ie Leute in den kleinen Dörfern nahe der Küste zahlten gut, um einige zirkusreife Kunststücke zu sehen. Keith konnte auf den Händen gehen und sich überschlagen, während Killian auf der Flöte spielte. Er kannte nur wenige Stücke. Doch die, welche er beherrschte, spielte er ohne jeden Fehler. Correy ging unterdessen mit einem Hut durch die Zuschauer und sammelte die Münzen, die man ihm zuwarf. Manchmal hatten sie Glück und durften auf einem Jahrmarkt auftreten, der viele Besucher mit gefüllten Geldbeuteln anlockte. Sie zogen von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf. Immer dort, wo es etwas zu feiern gab, ließen sie sich nieder, in der Hoffnung, sich etwas dazuverdienen zu können. Seit dem Tod ihrer Eltern waren die drei Brüder auf sich allein gestellt. Keith übernahm als Ältester die Führung und sorgte dafür, dass zumindest Killian und Correy etwas in den Magen bekamen. Wenn das Geld knapp wurde, nahm er kleinere Dienste an und verrichtete Botengänge. Selten kam es vor, dass er auch mal etwas stahl. Ein Brot oder eine Forelle vom Markt. Die Brüder schliefen unter Brücken oder heimlich in den Kuhställen der Bauern, um ein Dach über dem Kopf zu haben. Es waren schwere Zeiten. Doch sie gewöhnten sich an die Umstände und daran, immer auf Wanderschaft zu sein. Keith ließ nicht zu, dass jemand ihnen etwas antat. Er beschützte sie. Doch mit der Zeit veränderte er sich.
    Die Brüder beobachteten sein Verhalten mit Argwohn. So kannten sie ihn nicht. So kannte er sich selbst nicht. Er wurde strenger, kälter, doch es war mehr als das. Weder er, noch seine Brüder konnten es in Worte fassen. Es war mehr ein Gefühl oder Gespür, als sei da etwas Dunkles in seinem Inneren. Etwas, das ausbrechen wollte. Immer leichter wurde er aggressiv. Zuvor hatte er seine jüngeren Brüder nie geschlagen. Sagte Killian ein falsches Wort, rutschte ihm die Hand aus. Später tat es Keith leid. Doch selbst vor dem kleinen Correy machten seine Wutausbrüche nicht Halt. Sie verunsicherten ihn und es kam der Punkt, an dem er sich schlichtweg vor Keith fürchtete. Wenn dieser seine finsteren Phasen hatte, sprach man ihn besser nicht an. Keith starrte dann nur mit heruntergezogenen Brauen vor sich hin, die Arme um seine angewinkelten Beine gelegt und den Kopf im Nacken, so dass seine Haare nach hinten glitten und die spitzen Ohren frei ließen. In Vollmondnächten war es am schlimmsten. Dann war Keith kaum zu beruhigen. Schlaf fand er keinen. Er musste sich immerzu bewegen, war übel gelaunt und klagte über Kopfschmerzen. Correy traute sich nicht, mit Killian darüber zu sprechen, denn auch dieser wurde zusehends ärgerlicher und ließ alles, was Keith ihm antat, an Correy aus.
    Die Veränderungen verunsicherten die Brüder, doch wie sollten sie ahnen, dass ein Fluch auf ihrer Familie lag.
    Weder Vater noch Mutter hatten je ein Wort darüber verloren. Die Menschen in ihrer Heimatstadt Westminster hatten es wohl geahnt und ihre Familie immer gemieden, solange sie denken konnten. Ihr Vater Ronald Blacksmith war ein guter Schmied, der hart für sein Geld gearbeitet hatte. Dennoch waren die Geschäfte schlecht gelaufen und lediglich Durchreisende hatten seine Hilfe in Anspruch genommen. Der junge Correy hatte zu diesem Zeitpunkt nicht verstanden, warum die Leute ihnen gegenüber so feindselig waren. Die Stadtbewohner wechselten die Straße, wenn sie einen von ihnen sahen, und keines der anderen Kinder durfte mit ihnen spielen. Die Nachbarn verrammelten ihre Türen und auch an den Gottesdiensten durften sie nicht teilnehmen. Eine Antwort darauf hatte er nie bekommen.
    Eines Tages stand die Schmiede in Flammen. Ronald und Mary Blacksmith waren darin umgekommen. Niemand wusste, ob es ein Unglück gewesen war oder ein Attentat. Eines war jedoch sicher. Die Brüder wurden nicht länger in Westminster geduldet. Also zogen sie nach Süden und schmuggelten sich als blinde Passagiere im Frachtraum eines Handelsschiffes nach Frankreich, dem Land, von dem ihre Großmutter Francoise bis zu ihrem Tode geschwärmt hatte. Sie hofften, dort Familie zu finden, aber Francoises Spuren waren unwiederbringlich verwischt.
    Ein Jahr später schlossen sie sich einer Gruppe von Schaustellern und Artisten an, die mit ihnen den Lohn gerecht teilten. Der Anführer der Gruppe, er nannte sich Ornello, hatte eine Tochter namens Isida, die in Keiths Alter war und die dunkelsten Augen hatte, die Correy jemals gesehen hatte. Wann
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