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Hotel Transylvania

Hotel Transylvania

Titel: Hotel Transylvania
Autoren: Chelsea Quinn Yarbro
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Auszug aus einem auf den 13. September 1743 datierten Brief, den la Comtesse d'Argenlac an ihre Nichte Mlle. Madelaine de Montalia schrieb:
    ... an jenem Abend wurde musikalische Unterhaltung geboten, und Madame la Duchesse hatte ein wahrlich brillantes Ensemble in ihrem Salon versammelt.
    Sogar Rameau war zugegen, ob schon er betrüblich alt geworden ist; er spielte auch nicht. Mlle. la Trevellon sang italienische Balladen, und die Musiker des Königs spielten einige entzückende Stücke für Streichinstrumente.
    Saint-Germain war zugegen – das ist nicht etwa Comte Louis, sondern ein anderer, recht geheimnisvoller Herr, der erst im Mai in Paris eingetroffen ist – und er spielte mehrere eigene Stücke auf der Violine und dem Cembalo. Rameau beglückwünschte ihn zu seinem Werk und merkte an, dass er einst einem Musiker begegnet sei, der ihm sehr ähnlich gesehen habe, aber das sei vor langer Zeit gewesen, 1701 oder 1702, und der Mann, den er damals gesehen hatte, sei etwa fünfzig Jahre alt gewesen, während dieser Mann nicht älter als fünfundvierzig sein mochte. Saint-Germain erwiderte das Kompliment des großen Musikers auf die allerartigste Weise. Er sagte, dass, wenn der Mann, an den Rameau sich erinnerte, einen so klaren Eindruck bei ihm hinterlassen habe, dann wünschte er (Saint-Germain) sich, dass er es wäre, der Rameau wieder eingefallen sei, denn gewisslich würde kein gewöhnlicher Mensch so lange in Rameaus Gedächtnis verbleiben. Rameau erwähnte, dass der Mann, den er gekannt hatte, il Conte Balletti gewesen war, und dass er wie Saint-Germain ein weit gereister und äußerst bemerkenswerter Herr gewesen sei...
    Obgleich wir gehofft hatten, Mme. Cressie anzutreffen, berichtete la Duchesse uns, dass sie leidend gewesen sei und nicht teilnehmen könne, und also entging uns das Vergnügen, sie auf der Viola d'Amore aufspielen zu hören. Es erfüllte uns alle mit Betrübnis zu erfahren, dass sie sich unwohl befand, und Saint-Germain – sein Blick war so ausdrucksvoll – war freundlich genug, um seinem Wunsche Ausdruck zu verleihen, La Cressie mögen seine Komplimente übermittelt werden, zusammen mit der Nachricht, dass er drei Stücke für ihr Instrument komponiert habe und sie nun sehr gerne durch ihre Kunstfertigkeit verwirklicht hören wolle.
    Beauvrai war ebenfalls zugegen. Er bemerkte, dass alle Damen von Saint-Germain fasziniert waren, und sagte voraus, dass wir in trauervolle Niedergeschlagenheit verfallen würden, wenn er erst als Scharlatan entlarvt sei. Der arme Beauvrai mit seinen Duftwässerchen und Juwelen und seinen krummen Beinen kann ja gar nicht umhin, auf einen so eleganten und ergötzlichen Mann wie Saint-Germain eifersüchtig zu sein. Beauvrai gehörte zu Saint Sebastiens Bande, und dieser Verbindung sollte sich wahrlich niemand rühmen. Nur der gute Name und der bon ton seiner Frau gewährten ihm Zutritt zu den besten Kreisen, und das erzürnt Beauvrai...
    Dein Onkel und ich sehen Deinem Besuch mit Entzücken entgegen, liebe Nichte. Dass Deine Eltern schließlich doch gewillt sind, Dich zu uns zu senden, erfreut uns, denn wenn es um Töchter geht, müssen wir realistisch sein. Eine Frau von Deiner Schönheit und Deinem Witz darf nicht unbeachtet in der Provence erblühen. Versichere Deinen Eltern, dass wir Dich nur der Aufmerksamkeit jener Gastgeberinnen empfehlen werden, die sich der Pflichten gegenüber einer Frau Deiner untadeligen Abstammung und Empfindsamkeit am besten bewusst sind. Ich vertraue darauf, dass meine offene Sprache Dich nicht schockiert, denn ich glaube, dass es für ein Mädchen am besten ist, wenn es frühzeitig die praktischen Erfordernisse des Lebens erkennt.
    Bis ich Dir selbst die Wangen küssen kann, empfehle ich mich Dir und Deinen geschätzten Eltern, besonders meinem Bruder, dem Marquis, und flehe darum, dass sie Dich vor dem Ende des Septembers zu mir schicken werden. Ich bin mit Vergnügen
     
    Deine Dich liebende Tante,
Claudia de Montalia
Comtesse d'Argenlac
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

1
     
     
    Man kannte ihn als le Comte de Saint-Germain, obgleich er andere Namen getragen hatte, doch in Paris hätten wenige auch nur den vornehmsten dieser Namen erkannt, denn der glanzvolle Hof von Louis XV. achtete kaum auf das, was sich jenseits der Grenzen Frankreichs oder vor jener Zeit abspielte, als der Sonnenkönig regiert hatte.
    Doch gab es auch Gebiete innerhalb von Frankreich, die der glitzernde
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