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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
Autoren: Guido Krain
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Rachel selbst! Diese Augen hätte er überall wiedererkannt.
    Bevor er Gelegenheit hatte, die Eindrücke zu verarbeiten, erschien der Hausherr an der Tür. Offenbar hatte er die Begrüßung hinter der Garderobe verborgen verfolgt. Mit listigem Grinsen trat er aus seinem Versteck und reichte seinem Besucher triumphierend die Hand. Irgendwie hatte Charles den Eindruck, einen Wettbewerb verloren zu haben, von dem er gar nichts gewusst hatte.
    „Mister Eagleton! Ich freue mich! Kommen Sie doch herein! Meine Tochter wird uns gleich den Tee bringen.“ Der sonst eher griesgrämige alte Geier legte seinem Gast sogar den Arm um die Schultern, während er ihn in den Salon führte. Charles hatte allerdings weniger den Eindruck, herzlich umarmt zu werden. Er fühlte sich eher, als solle er „erbeutet“ oder an allzu neugierigen Blicken gehindert werden. Im Flur stieß er auf Kinkin, die auf seinen Anblick mit abwechselnd grün und blau blinkenden Augen reagierte. Wie eine Marionette hob sie den Arm und winkte ruckartig. 
    „Kinkin“, sagte sie wenig überraschend. Doch dieses Mal glaubte Charles deutlich so etwas wie Freude aus ihrer Stimme herauszuhören.
    „Ich freue mich auch dich zu sehen, Kinkin“, sagte er. Als er Anstalten machte, hierfür etwas langsamer zu werden, zog ihn sein Gastgeber mit sanfter Gewalt weiter.
    „Die sind eine ganz nette Erfindung, Ihre dampfgetriebenen Dienstmädchen.“ Aus Fiddleburys Mund klang dieses Kompliment, als habe sein Sohn eine zwei in Mathematik mit nach Hause gebracht. 
    „Ja, danke …“, meinte Charles etwas verwirrt. Ehe das Thema jedoch vertieft werden konnte, gelangten sie in den Salon und Charles wurde in einen bequemen Sessel gedrückt.
    „Zigarre?“, fragte Fiddlebury. Charles konnte das nur als Test verstehen. Oder sollte es tatsächlich Barbaren geben, die Zigarren zum Tee nahmen? Noch dazu wenn Damen anwesend waren.
    „Nein danke.“ 
    Fiddlebury machte jedoch ein regelrechtes Ritual daraus, eine unanständig dicke Zigarre zu enthaupten und dann – mit viel Zeit – mit einer Glutkrone zu versehen. Er schien sich für irgendetwas selbst belohnen zu wollen. Und aus irgendeinem Grund machte dies Charles wütend. Aber natürlich ließ sich ein englischer Gentleman derartige Gefühle nicht anmerken.
    „Man spricht sehr viel über Ihre Arbeit im Black Garden “, begann er höflich das Gespräch auf die Fragen zu lenken, die ihn in den letzten Monaten umgetrieben hatten. Doch Fiddlebury grinste nur spöttisch und kümmerte sich aufreizend intensiv um seine Zigarre. Charles tat ihm jedoch nicht den Gefallen, weiterzusprechen. 
    Schließlich bequemte sich Fiddlebury doch noch zu einer Antwort: „So, so. Zerreißen sich die Kleingeister ihr Maul über mich?“
    „So würde ich das nicht ausdrücken“, meinte Charles. „Es ist nur …“ Rachels Eintreten ließ ihn den Faden verlieren. Sie balancierte das volle Tablett mit akrobatischer Geschicklichkeit auf drei Fingern. Das Servieren von Tee und Gebäck geriet beinahe zu einem Tanz, der Charles das Herz hoch im Halse schlagen ließ. Zumindest fühlte es sich so an. Seine Reaktion brachte ein glückliches Glühen in ihre Augen, das den Rest der Welt vollkommen überstrahlte. So entging ihm erfreulicherweise Mortimer Fiddleburys selbstzufriedenes Grinsen.
    „Sie sollten mich nicht bedienen“, brachte Charles seine Gedanken zum Ausdruck.
    „Ich bitte Sie. Das ist mir wirklich ein Vergnügen“, antwortete sie mit leuchtenden Augen. 
    „Sie sind unser Gast, Mister Eagleton“, mischte sich nun auch der Hausherr ein. „Und da unser Dienstmädchen nicht in der Lage ist, Tee zu servieren, ohne eine mittelgroße Katastrophe zu verursachen, bleibt uns nichts Anderes übrig, nicht wahr?“ Das „Dienstmädchen“ betonte er so süffisant, dass mein Freund ihm gerne das Grinsen aus dem Gesicht geohrfeigt hätte. Doch dann lenkte ihn der Anblick einer vorwitzigen roten Strähne, die sich aus Rachels Frisur gelöst hatte, zu sehr ab. Beinahe hätte er sich den Tee in den Schritt gegossen.
    Der zauberhafte Moment währte aber nur kurz. Urplötzlich – Charles hatte nicht einmal den Tee probieren können – schien es  Fiddlebury sehr eilig zu haben, ihn wieder loszuwerden. 
    „Oh? Haben wir so sehr die Zeit vergessen?“, fragte er scheinheilig. „Es tut mir leid, die Arbeit ruft. Ein wichtiger Schritt, der keinen Aufschub zulässt …“ Plötzlich stand er neben seinem Gast, um ihm „aufzuhelfen“. Dass er
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