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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
Autoren: Guido Krain
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ferngesteuert zu Noctis herab, als sie sich mir entgegenreckte. Ihre Lippen waren angenehm kühl und ihre Zunge so weich, dass sie wie Nebel durch meinen Mund zu gleiten schien. Das Überwältigendste war jedoch ihre Nähe. Die Ewigkeit schenkte mir als Dank einen Moment ungeteilter Aufmerksamkeit. Zugleich war der Kuss ein Versprechen auf einen weiteren Kuss. Einen, den meine Begleiter und ich in vielen Jahren bekommen sollten, wenn sie uns alle gemeinsam in eine andere Welt holen würde. Mit diesem unsagbar tröstlichen Gedanken schwanden mir die Sinne.

Epilog

    „Misses Burns hat heute damit gedroht, mich anzuzeigen“, berichtete Rachel. Das Glucksen in ihrer Stimme war kaum zu überhören.
    „Oh? Und hat sie auch das Vergehen mitgeteilt, dessen sie dich bezichtigen will?“, erkundigte sich Julie kichernd. Geschickt beugte sie sich beiseite, um Fifi das Beladen unseres Tellers zu erleichtern. Das Abendessen roch wieder einmal grandios. Nach zwanzig Jahren, in denen ich mich nun bereits um Fifis Kochausbildung kümmerte, war sie zu einer wahren Meisterköchin geworden. Besonders Braten und Pfannkuchen bekam sie mittlerweile besser als ich hin. Aber auch die Fleischspieße mongolische Art, die sie gerade servierte, ließen mir das Wasser im Munde zusammenlaufen.
    „Bösartiges Verschweigen und seelische Grausamkeit“, verkündete Rachel mit kaum unterdrücktem Grinsen. Wir alle lachten herzlich.
    „Ich hoffe, dass es bei aufdringlichen Wurstverkäuferinnen bleibt“, meinte Charles dann etwas nachdenklicher. Seit einigen Jahren machte er sich schon Sorgen. Wenn die Leute erst merkten, dass wir seit Jahrzehnten um keinen Tag gealtert waren, würden wir Probleme bekommen. Zumindest war das Charles’ Voraussage.
    „Ja, ich glaube Misses Burns meint ihre Drohung wirklich ernst. Sie glaubt tatsächlich, mir sowas wie die Pille der ewigen Jugend abpressen zu können“, gab Rachel zu. Ihre Laune schien dies jedoch nicht zu schmälern.
    „Vielleicht solltest du ihr etwas über die verjüngende Wirkung der Liebe erzählen“, sagte Julie zweideutig zwinkernd. Dann schaute mein kleiner Kobold zu mir herab und versank in meinen Blicken. Ja, auch unsere Liebe war in all der Zeit keine Sekunde gealtert. Die Behauptung, dass wir verrückt nacheinander waren, war genauso nahe an der Realität wie die Annahme, dass sich Romeo und Julia nicht gehasst haben.
    Rachel schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Ich glaube, unser Auftreten ist auch ohne solche Erklärungen skandalös genug.“ Wieder mussten wir alle lachen. Tatsächlich war Charles in einen etwas zwielichtigen Ruf geraten. Erst hatte er Rachel adoptiert und dann Julie geheiratet. Und jetzt wohnte er mit den beiden schönsten Frauen Londons unter einem Dach – ganz zu schweigen von den beiden attraktiven dampfbetriebenen Dienstmädchen. Und natürlich war niemandem der höheren Gesellschaft entgangen, dass Charles und Rachel den gleichen Ehering trugen. Dass Julies Ring tätowiert war, sorgte für keinerlei Erstaunen. Man schob es einfach auf das allgemein skandalöse Verhalten eines Wildfangs. Dass ich einen ebensolchen tätowierten Ehering trug, hätte man wahrscheinlich noch nicht einmal bemerkt, wenn man mich gesehen hätte. Jedenfalls hatten wir alle vier großen Spaß an unseren Auftritten in der Öffentlichkeit, in denen Charles mit den beiden Damen am Arm auf einige Zeitgenossen wie ein Playboy wirken musste. Niemand konnte schließlich ahnen, dass mein Aufenthaltsort bei solchen Anlässen zuweilen weit skandalöser war.
    Skandale sind uns allerdings völlig gleichgültig geworden. Wir sind glücklich. Und wahrscheinlich ist ein solches Glück auch nur zu finden, wenn man sich nicht von den Meinungen Anderer und von Äußerlichkeiten beeinflussen lässt. Vielleicht denken Sie ja daran, wenn sich das nächste Mal eine Ratte darum bemüht, Ihr Herz zu erobern.

DER AUTOR
    Guido Krain

    Guido Krain ist Jahrgang 1970 und lebt als freier Autor und Journalist in Lübeck. Nachdem er sich in Bochum und Hamburg den eher brotlosen Studiengängen (Biologie, Japanologie und Medienkultur) zugewandt hatte, absolvierte er im Hamburger Magazin-Verlag und an der Hamburger Akademie für Publizistik eine journalistische Ausbildung. Bis heute lebt er von den Früchten seiner Tastatur.
    Als Journalist bediente er vom klassischen Magazin bis zum Fachbuch und vom Materndienst bis zur Online-Redaktion ein sehr großes Spektrum. Als erste Veröffentlichung auf dem
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