Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
Autoren: Guido Krain
Vom Netzwerk:
ungewöhnliche Beziehung gewöhnt zu haben.
    „Aber sie wird den Keller nicht verlassen können“, ergänzte sie besorgt. „Sie verliert noch immer Essenz, sobald Silber in der Nähe ist.“ Ich verkniff mir die Frage, wie die beiden das getestet hatten.
    „Wenn sich nichts Grundlegendes ändert, werden wir sie also für immer dort unten im Keller – oder wenigstens im Haus – halten müssen. Alles Andere hätte vermutlich ihren Tod zur Folge“, sagte Charles mit ernstem Blick.
    „Das ist ja furchtbar“, stellte Julie fest.
    Rachel nickte. „Wir haben sogar den Eindruck, dass sie auch jetzt, wo sie wieder viel Essenz aufgenommen hat, schneller schwächer wird.“ Ihre Augen wurden feucht und sie wandte sich ab, um sich die Nase zu putzen.
    „Wer seinen Fisch liebt, bringt ihn zurück ins Meer“, sagte ich plötzlich aus einer Eingebung heraus. Die Anderen sahen mich irritiert an. „Ein Sprichwort“, erklärte ich. „Ich habe keine Ahnung, woher ich es kenne. Und irgendwie passt es auch nicht auf diese Situation.“ Ich ahmte entschuldigend ein Schulterzucken nach.
    „Vielleicht doch.“ Charles nickte nachdenklich. „Vielleicht sollte man alle unglücklichen Wesen dorthin zurückbringen, wo man sie fand.“
    „Aber der Tempel ist zerstört“, meinte Rachel hörbar verzweifelt.
    „Es ist nur eine vage Vermutung“, gab Charles zu. „Aber Noctis hat nicht mehr viel Zeit. Du hast es in ihren Augen gesehen.“ 
    Rachel nickte. Jetzt begannen die Tränen unaufhaltsam zu laufen. „Eine winzige Chance ist besser als gar keine.“

    Der Explosionstrichter war steiler, als ich ihn in Erinnerung hatte. Natürlich war er streng genommen nicht durch eine Explosion entstanden. Die Umgebung war weitgehend intakt, woraus ich schloss, dass kaum Trümmer umhergeflogen waren. Fast alles, was sich über dem rätselhaften Altarraum befunden hatte, schien sich buchstäblich in Luft aufgelöst zu haben. Dennoch hatte die Polizei Convent Garden noch immer weiträumig abgesperrt, was sehr praktisch für uns war. Außer den Wächtern an der Absperrung, die offenbar mit Nachlässigkeit zu demonstrieren versuchten, wie überflüssig ihre Aufgabe war, waren wir keiner Seele begegnet. Wir würden also völlig ungesehen arbeiten können. Ein paar Werkzeuge und Maschinen machten deutlich, dass der Platz tagsüber bei Weitem nicht so verlassen war.
    Ungestört arbeiten zu können erleichterte unsere Aufgabe, machte sie aber noch lange nicht einfach. Trotz unserer Lampen war der Untergrund kaum zu erkennen. Weil er nicht nur steil abfiel, sondern auch noch aus tückischem Geröll bestand, gestaltete sich der Abstieg als Mischung aus kontrolliertem Herabstürzen und gefährlichem Herumstolpern. Ich selbst war in einer kleinen Umhängetasche um Julies Hals untergebracht und versuchte, mit meiner Lampe ihren Weg einigermaßen sinnvoll zu erleuchten. Da die Tasche aber wie ein Ruderboot im Taifun hin und her geworfen wurde, war ich wohl keine große Hilfe. Ihre eigene Lampe setzte sie vor allem dafür ein, den Weg für unsere Begleiter auszuleuchten. Und die konnten jede Hilfe brauchen.
    Eigentlich hätte Charles die federleichte Noctis den ganzen Weg tragen sollen. Wir hatten ihr Rachels Pelzmantel angezogen und die Beine bandagiert, damit er sie problemlos anfassen konnte. Doch schon nach wenigen Schritten auf dem gefährlichen Untergrund erwies sich diese Idee als undurchführbar. Gemeinsam mit Rachel versuchte er nun, nicht nur selbst heil unten anzukommen, sondern auch Noctis sicher zu führen. Ich rechnete jeden Augenblick damit, dass sich einer von uns schmerzhaft auf die Nase legen würde.
    Zu unser aller Überraschung hatte Noctis trotz ihrer schlecht geschützten Füße am allerwenigsten Probleme mit dem Untergrund. Je tiefer wir hinabstiegen, umso mehr gewann man den Eindruck, dass sie elegante Tanzschritte übte und die beiden Menschen, die sie an den Armen festhielten, sie dabei störten. Zugleich schien sie immer wacher zu werden. Anders kann man es nicht beschreiben. Je näher wir dem Zentrum der Katastrophe kamen, desto lebhafter blickte sie sich um. Und je lebhafter sie wurde, umso mehr Ruhe schien sie auszustrahlen. Vielleicht war es wirklich eine gute Idee gewesen, sie hierher zu bringen.
    Als wir endlich alle heil auf dem Kraterboden standen, strahlte sie vor Glück. Das Gefühl allumfassender Erleichterung war so intensiv, dass sogar wir Zuschauer entspannt lächeln mussten. Dann schloss Noctis die Augen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher