Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
Autoren: Guido Krain
Vom Netzwerk:
Nachthemd wurde an ihr zu einem königlichen Gewand. Charles schluckte. Dann zeigte er auf Fifi, die gerade ein riesiges Fass mit Mondlicht hereinbrachte. „Wir wissen nicht, wie viel Licht wir für die Übertragung brauchen“, erklärte er.
    Wieder bewegte sie die Lippen. Und dieses Mal konnte ich von ihnen ablesen, was sie sagte: „ Charles .“ Irrationale Eifersucht hinderte mich daran, meine Erkenntnis den Anderen mitzuteilen.
    „Ganz exquisit Mondlischt. Ein escht Leckérbiss“, machte Fifi ihre Fracht schmackhaft. Vorsichtig stellte sie das Fass vor Noctis ab. Schnuppernd, als würde sie tatsächlich eine Köstlichkeit darin riechen, hob unser Gast den Kopf. Hilfe suchend ergriff sie Charles’ Arm und zog sich auf die Beine. Als sie das silbrig changierende Mondlicht in dem Fass entdeckte, legte sich ein verträumtes Lächeln über ihre Züge. Anmutig fuhr sie mit den Fingerspitzen über die Oberfläche. Wo sie die Flüssigkeit berührte, stieg silbrig leuchtender Nebel auf, den sie mit tiefen Atemzügen in sich hineinsog. Fassungslos beobachteten wir den Vorgang. Plötzlich schien sie unendlich traurig zu werden. Bevor sich das Gefühl verdichten konnte, tauchte Charles einen großen Kelch in das Fass.
    „Wir haben das für Eure Essenz mitgebracht“, versuchte er gestenreich zu erklären. Dann gab er etwas Oxidationsstaub hinein. Wie erwartet schlug die Farbe augenblicklich um und die schon bekannte ölige Konsistenz stellte sich ein. Sofort glühte eine animalische Gier in Noctis’ Augen. Doch dann sanken ihre Hände herab. Allumfassender Respekt schien die Gier zu zügeln. Noctis senkte auf eine unverwechselbare Weise den Kopf. Ich hatte diese Bewegung schon oft gesehen – wenn Rachel gegenüber Charles Gefühle zeigte.
    Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Noctis’ Beziehung zu Charles war deshalb so eng, weil sie einen Teil von Rachel in sich trug. Und Rachel spürte in ihr eine direkte Verbindung zum Göttlichen . Deshalb hatte sie am stärksten auf sie gewirkt. Bei der Annihilierung im Tempel musste ein großer Teil von Rachels Essenz von dem Kristall aufgenommen worden sein.
    Bevor ich weitere Puzzleteile zusammenfinden konnte, bat Noctis Charles um den Kelch. Und da sie nicht viele Formen des Bittens zu kennen schien, war das Ergebnis etwas befremdlich: Sie kniete vor ihm nieder. Auch bei dieser atemberaubenden Bewegung erinnerte mich viel an den Moment, in dem Rachel vor Noctis gekniet hatte. Und meiner rothaarigen Freundin ging es ähnlich. Erst wurde sie bleich, dann bekam ihr Gesicht so viel Farbe, dass ihr Kopf jeden Moment platzen musste. Noctis schien ihre Gefühle für Charles in viel zu privater Form auszudrücken. Charles ließ die Ehrerbietung allerdings nicht zu. „Das … das ist wirklich nicht …“, meinte er stotternd und reichte ihr hastig den Kelch. Doch Noctis vollendete die Bewegung und nahm das Geschenk dankbar an. Mit beiden Händen ergriff sie den Kelch und trank mit großen gierigen Schlucken. Charles sah zu Rachel hinüber. Auch er hatte die Zusammenhänge begriffen. Er schenkte Rachel einen warmen Blick, als hätte nicht Noctis sondern sie ihn in dieser Weise geehrt. Sie lächelte schüchtern. Ihre Gesichtsfarbe verschob sich ins Violette. Dann trat sie zu ihm und sie setzten sich beide neben Noctis auf den Boden. Gemeinsam füllten sie einen Kelch nach dem anderen für sie.
    Ich zog mich mit Julie zurück. Noctis ihre Essenz zurückzugeben war ein unerwartet privater Vorgang; Julie und ich wären nur Fremdkörper gewesen. Wir setzten uns mit einem Kakao in den Salon. Nach einer nachdenklichen Pause meinte Julie plötzlich: „Wir brauchen eine kleine Säule oder ein Podest.“ Ihre Stimme war merkwürdig ernst und ich sah sie verständnislos an.
    „Warum?“, fragte ich irritiert.
    „Knien ist eine schöne Art, etwas auszudrücken, für das es keine Worte gibt.“ Sie lächelte. „Aber es ist noch besser, wenn sie dabei nicht nur innerlich zu ihm aufschauen kann.“
    Die unbeschwert unschuldige Art, mit der sie das sagte, ließ mich dahinschmelzen. Sofort lagen wir uns hingebungsvoll knutschend in den Armen – oder ich in ihren. Wieder verlor ich jedes Zeitgefühl. Da wir aber erst von Charles und Rachel unterbrochen wurden, müssen wir wohl eine ganze Weile miteinander beschäftigt gewesen sein.
    „Sie schläft jetzt“, meinte Charles, als habe er nichts von unserer Knutscherei mitbekommen. Auch Rachel schien sich bereits an unsere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher