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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
Autoren: Guido Krain
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Lächeln herauslesen zu können. Sanft nahm er ihre Hände in die seinen. „Ich hoffe, dass auch du niemals auf die Idee kommen wirst, mich zu verlassen“, meinte er leise.
    „Niemals, Mister Igeltón!“, bekräftigte sie mit erschreckter Stimme. „Isch so glücklisch bin ´ier mit Eusch, dass fast unanständisch es ischt!“
    Charles hätte geschmunzelt, wenn der Druck ihrer Hände in diesem Augenblick nicht so stark geworden wäre, dass er um seine Knochen fürchtete. Doch dann entspannte sich ihr Griff wieder.
    „Aber wenn dir klar ist, dass ich dich niemals hergeben würde, warum hast du dann meinen Besuch so angefahren?“, fragte Charles jetzt wieder strenger.
    „Sie gewésän ist mit o´ne Respékt. Als wäre Möbélstück isch odär Sklavín.“ Zweifelnd legte Charles den Kopf schief. Wie ein Mensch wich sie seinem Blick aus. Nach einer halben Minute des Schweigens, in der nur ihr immer höher werdendes Surren zu hören war, sprach sie zaghaft weiter: „Und isch nischt me´r bin einzigartisch, wenn ´erumläuft Kopie von Fifi.“
    Sie überraschte ihn immer wieder mit unerwartet menschlichem Verhalten. Dass Individualität für sie so wichtig war, verblüffte ihn seltsamerweise fast ebenso sehr, wie ihn die Entdeckung ihres Humors aus dem Konzept gebracht hatte. Er bemühte sich jedoch, sein Erstaunen nicht zu deutlich in Erscheinung treten zu lassen.
    „Das verstehe ich gut, Fifi“, meinte er freundlich. „Aber ich kann dich gar nicht wirklich nachbauen. Deine Gedanken bauen aufeinander auf. Wenn die abertausend Zahnräder deines Denkapparates am Anfang nur winzige Grade in einer anderen Stellung gewesen wären, oder beim ersten Anheizen geringfügig andere Temperaturen geherrscht hätten, wärest du jetzt eine völlig andere Fifi. Und natürlich werde ich deine Schwester auch äußerlich völlig anders gestalten. Ist das ...“, weiter kam er nicht, bevor Fifi ihn wie ein Spielzeug hochhob und an sich drückte. Charles fühlte seine Knochen knacken und wurde an der Brust leicht von Fifis „Atem“ verbrannt. 
    „O´Merci, Mister Igeltón!“ Sekunden später konnte er jedoch wieder atmen und stand auf seinen eigenen Beinen. „Isch manschmal dummés kleinés Dienstmädschén bin.“ 
    Charles schmunzelte, doch dann verschwand seine Heiterkeit wieder. Er hatte Fifi nicht belogen; er konnte tatsächlich nicht sagen, was für einen Charakter das neue Dienstmädchen haben würde. Und eben hatte er wieder einmal gefühlt, über welche titanenhafte Kräfte Fifi verfügte – sie hätte ihn mühelos zweiteilen, Wände einreißen oder einen Bären niederringen können. Durfte er es wirklich riskieren, ein weiteres Geschöpf mit dieser Macht auszustatten, ohne dessen geistige Verfassung zu kennen?
    Doch wenn mein Freund Charles einmal sein Wort gegeben hatte, war es für ihn absolut bindend. Und so einigte er sich mit sich selbst auf einen Kompromiss: Das neue Dienstmädchen sollte nur über einen Bruchteil von Fifis Kraft verfügen können. Die Stärke eines durchschnittlichen Mannes hielt Charles für ideal. Da die körperliche Kraft jedoch eine direkte Folge des hohen Drucks im Denksystem des stählernen Wesens war, musste Charles einige aufwendige Drucksysteme einbauen. Außerdem sollte das neue Dienstmädchen zumindest die Namen von Rachel und Mortimer Fiddlebury aussprechen können, was Fifi konstruktionsbedingt nicht möglich war. Und natürlich war es wichtig, dass die Neue auch einen eigenen Namen bekam. Auch dieser – Charles entschied sich für Chloé – musste bereits vor der Inbetriebnahme im System verankert sein. So war Charles zu komplizierten Änderungen am Denk- und Sprechapparat gezwungen.
    Wie er es versprochen hatte, bekam Fifis Schwester auch ein völlig anderes Gesicht. Während Fifis schlanke Züge an edle venezianische Masken erinnerten, war das Gesicht ihrer „Schwester“ eher herzförmig. Außerdem ließ er die „Haare“ des neuen Dienstmädchens aus einer rötlichen Kupferlegierung gießen, die er noch dazu schwarz lackierte. Schon damit bildeten sie einen starken Gegensatz zu Fifis „blondem Haar“ aus weißgelbem Messing.
    Trotz der schwierigen Konstruktionsänderungen und dem unglaublich komplizierten Innenleben, das allen dampfbetriebenen Dienstmädchen gemein war, ging die Arbeit erstaunlich schnell von der Hand. Charles gelang es, Rachels neues Haushaltsmitglied in rekordverdächtigen drei Monaten fertig zu stellen. Vielleicht hätte er sich doch etwas mehr
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