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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
Autoren: Guido Krain
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Tees landete auch tatsächlich in Charles’ Tasse.
    „Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie und nicht Mister Fiddlebury heute mein Gastgeber sein werden?“, erkundigte sich Charles.
    „Das ist richtig, Mister Eagleton. Ich hoffe, Sie vergeben mir die plumpe Fälschung der Einladung.“
    „Nun, da es ja wirklich eine Einladung war, kann man nicht wirklich von einer Fälschung sprechen, Mister Bradley“, sagte er freundlich. Ich atmete innerlich auf. Er behandelte mich nicht wie ein Tier, sondern mit dem Respekt eines Gleichgestellten. Nach meinen Erfahrungen mit Mortimer Fiddlebury hatte ich mir diesbezüglich Sorgen gemacht. Selbst Rachel schien mich in erster Linie süß zu finden.
    „Ja, nachdem ich von Miss Fiddlebury so viel Gutes über Sie gehört hatte, wollte ich Sie unbedingt kennen  lernen.“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Und da die Fiddleburys heute erst spät in der Nacht zurückkehren werden, hielt ich diese Gelegenheit für günstig.“
    „Oh? Darf ich so indiskret sein zu fragen, was Miss Fiddlebury über mich gesagt hat?“ Das Thema schien meinen Freund so sehr zu interessieren, dass ich mir ein kurzes, vergnügtes Zeigen der Nagezähne nicht verkneifen konnte.
    „Sie dürfen natürlich“, sagte ich. „Aber ich hoffe, Sie sind mir nicht gram, wenn ich nicht ins Detail gehen kann. Miss Fiddlebury hat mir Dinge im Vertrauen gesagt und ich bin ein Gentleman.“
    „Natürlich …“ Er verbarg seine Enttäuschung meisterhaft und zeigte großes Verständnis für meine Motive. „Aber vielleicht würden Sie meine Neugier in einer anderen Sache befriedigen?“
    „Zweifellos sprechen Sie von meiner Existenz und meiner Anwesenheit in diesem Haus?“, erkundigte ich mich mit schief gelegtem Kopf. Er nickte freundlich. Mittlerweile hatte er sich bequem zurückgelehnt und schien sich in meiner Gegenwart regelrecht wohl und entspannt zu fühlen. Ja, schon damals begannen wir beide die ungewöhnliche Verbindung zu spüren, die wir vom ersten Moment an miteinander teilten. So fiel es mir auch wesentlich leichter als gedacht, ihn mit dem selbstsüchtigen Grund meiner Einladung zu konfrontieren: „Mister Eagleton, ich möchte ganz offen zu Ihnen sein. Ihnen von mir und den Vorgängen in diesem Haus zu berichten, war ein Hintergedanke meiner Einladung. Und auch wenn es mir wegen unserer bisher sehr oberflächlichen Bekanntschaft sehr unangenehm ist, muss ich Sie außerdem um Ihre Hilfe bitten.“ 
    Charles nickte. „Selbstverständlich helfe ich Ihnen gern, wenn es in meiner Macht steht.“ Dann lächelte er. „Davon abgesehen, dass Sie meiner geistigen Gesundheit einen großen Dienst erweisen, wenn Sie mich in die Vorgänge einweihen. Insofern helfen Sie eher mir.“ 
    Ja, Charles war schon ein Gentleman, der mir die Angelegenheit außerordentlich leicht machte. Dankbar lächelte ich ihn an. „Ich danke Ihnen“, sagte ich dann auch laut und klopfte meine Pfeife aus, während ich überlegte, wo ich anfangen sollte. Ich entschied mich, ihn als gleichgestellten Wissenschaftler zu betrachten. Und unsereins nimmt Dinge am besten auf, wenn sie ihm systematisch vorgetragen werden.
    „Sicher haben Sie schon einmal in Ihrem Leben Silber geputzt“, begann ich und erntete einen verdutzten Blick.
    „Erfreulicherweise nicht zu oft.“
    „Ich habe noch nie Silber geputzt“, gestand ich. „Aber es scheint eine extrem unangenehme Aufgabe zu sein.“ 
    Mein Freund nickte irritiert.  „Sie ist zumindest anstrengend und aufwendig.“
    „Ihre Einstellung scheint von den meisten Menschen geteilt zu werden“, erklärte ich. „Der tyrannische Eigentümer dieses Hauses glaubte deshalb, mit einer ‚Silberputzmaschine‘ sehr viel Geld verdienen zu können.“ Natürlich konnte Charles die Relevanz dieser Tatsachen nicht absehen und runzelte die Stirn. Doch er übte sich in Geduld. „Aus diesem Grund untersuchte Miss Fiddlebury die genaue Beschaffenheit der schwarzen Schicht, die angelaufenes Silber auszeichnet.“
    „Entschuldigt … Miss Fiddlebury untersuchte die genaue Beschaffenheit?“
    „Allerdings. Mister Fiddlebury ist ein mäßiger Wissenschaftler, ein fauler Mensch und ein unkreativer Mann, dem jede Präzision in Denken und Handeln abgeht. Ohne seine Tochter könnte er heutzutage nicht einmal einen Kartoffelsalat konstruieren.“ Charles schmunzelte. „Ich verstehe.“
    „Wie ein Geier lässt er sich bei seiner Arbeit nur davon leiten, was sich gut verkaufen lässt.“ Ich gebe zu, dass
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