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Sherlock von Schlotterfels 06 - Ein Gespenst unter Verdacht

Sherlock von Schlotterfels 06 - Ein Gespenst unter Verdacht

Titel: Sherlock von Schlotterfels 06 - Ein Gespenst unter Verdacht
Autoren: Alexandra Fischer-Hunold
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Halunken im Schloss?
    „Grundgütiger!“ Mit zerzausten Perückenlocken schreckte Sherlock Freiherr von Schlotterfels aus dem Schlaf auf.
    „Lilly?“, wisperte Sherlock und zog sich die löchrige Bettdecke bis zur Nasenspitze. „Hast du das auch gehört?“
    Bereit zum Sprung saß Sherlocks kleiner, weißer Hund auf der Bettdecke und spitzte die Ohren. Ja, Lilly hatte es auch gehört. Dieses leise, kaum wahrnehmbare Scharren.
    „Vie-vie-vielleicht sind es ja nur Max und Paula, die uns einen Besuch abstatten wollen“, hoffte Sherlock. Dabei wusste er eigentlich ganz genau, dass es sich anders anhörte, wenn seine beiden Freunde zu Besuch kamen. Sherlock kannte Schloss Schlotterfels so gut wie seine Westentasche. Schließlich war er in diesen Mauern zur Welt gekommen. Gemeinsam mit seiner Schwester Theresia hatte er jeden Winkel des Schlosses ergründet, jeden Raum, jeden Geheimgang, jede Kammer, und dabei hatten sie auch das Geheimzimmer entdeckt, in dem Sherlock nun wohnte. Doch das alles lag lange, lange Zeit zurück. Der unter seiner Bettdecke schlotternde Sherlock Freiherr von Schlotterfels war nämlich vor über dreihundert Jahren bei einem Duell ums Leben gekommen. Seither waren er und sein Hund Lilly Gespenster.

    Sherlock zuckte zusammen, als ein leises Quietschen durch das Schloss hallte. Das Gespenst schluckte. Dieses Geräusch kannte es nur zu gut.
    „Jemand hat die Außentür zur Bibliothek geöffnet“, verkündete Freiherr von Schlotterfels mit Grabesstimme. „ Hick! – Oh, nein!“, stöhnte er auf und presste sich beide Hände auf den Mund.
    „ Hick, hick! “, bahnte sich das schlotterfelssche Angsthicksen seinen Weg. Immer dann, wenn dem Gespenst vor Furcht die Perückenlocken zu Berge standen, bekam es diesen schrecklichen Schluckauf. Ein lästiges Familienerbstück.
    Klack, klack-klack, klack .
    Sherlock vernahm Schritte. Das ohnehin schon sehr blasse Gespenst wurde blasser und blasser, bis es sich schließlich kaum noch von der weißen Bettdecke unterschied.
    „Ein Eindringling, Lilly! In meinem Schloss! Hick! “, wisperte Freiherr von Schlotterfels. „Verschwinde!“, zischte er und zog sich die Bettdecke über den Kopf.
    Das Gespenst begann so heftig zu zittern, dass ihm angst und bange wurde, sein Bett könnte unter ihm zusammenbrechen.
    „Sapperlot noch eins!“, stöhnte Freiherr von Schlotterfels. „Was geht hier vor sich?“
    Plötzlich zerrte Lilly an der Bettdecke ihres Herrn.
    „Lilly, jetzt heißt es Ruhe bewahren! Ein Einbrecher im Haus ist noch lange kein Grund, seine gute Erziehung zu vergessen!“, ermahnte das Gespenst seinen Hund.
    Lilly knurrte unzufrieden und zerrte noch einmal kräftig an der Bettdecke, woraufhin sie mitsamt der Decke auf dem verstaubten Fußboden landete. Erwartungsvoll schaute sie ihren Herrn an und wedelte unternehmungslustig mit dem Schwanz.
    „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich, Sherlock Freiherr von Schlotterfels, mich in Lebensgefahr begebe!“
    Lillys Schwanzwedeln wurde schneller.
    „Oh?!“, stieß Sherlock entgeistert hervor. „Aber, aber … Lilly …“ Verlegen spielte das Gespenst an seinem Halstuch. „Ja, ja, Max und Paula behaupten auch immer, mir könne nichts passieren, weil ich ja sowieso schon ein Gespenst bin. Aber …“, Sherlocks rechter Zeigefinger schnellte in die Höhe, „… es ist nicht bewiesen, dass Gespenstern nichts zustoßen kann, nur weil sie Gespenster und für die Allgemeinheit unsichtbar sind, oder?“
    Aus den Augenwinkeln beobachtete Sherlock, wie Lilly enttäuscht den Schwanz hängen ließ. Ein, zwei Staubwölkchen wirbelten noch in die Luft, dann gab Lilly auf.
    Sherlock rang einen Moment mit sich, doch am Schluss siegte seine Eitelkeit. Entschlossen straffte er die Schultern, schwang die Beine aus dem Bett und verkündete: „Bitte, du hast es so gewollt, Lilly! Gehen wir auf Halunkenjagd!“
    Freiherr von Schlotterfels zerrte sein langes, aufwendig besticktes Jackett zurecht und schwebte zur Geheimtür. Er presste sein Ohr dagegen und lauschte. Zu seiner unbeschreiblichen Erleichterung war alles still.
    Lautlos klatschte er in die Hände. Lilly schwebte sofort auf seinen Arm und leckte ihm zur Belohnung für seinen Mut mit der Zunge über das Gesicht.
    „Dann wollen wir mal“, entschied Sherlock mit zittriger Stimme und trat durch die Wand.
    Das Musikzimmer war in helles Mondlicht getaucht. Sherlock kniff die Augen zusammen und ließ seinen Blick über die steinernen Engelsfiguren, die
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