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SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)

Titel: SteamPunk 3: Argentum Noctis: SteamPunk (German Edition)
Autoren: Guido Krain
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ihm nicht die Tasse wegnahm oder den Stuhl unter dem Allerwertesten wegzog, war offenbar der letzte Rest von Höflichkeit, den Fiddlebury noch aufbringen konnte. Es war, als habe der alte Mann ein großartiges, erfolgreiches Experiment durchgeführt. Aber die Euphorie schien jetzt weit genug abgekühlt, um die Arbeit mit großem Tatendrang weiterzuführen. Mein Freund war ein nützliches Versuchsobjekt gewesen aber der weiteren Arbeit im Weg. Schneller als Charles „vielen Dank für die Einladung“ sagen konnte, stand er schon wieder vor der Tür.
    „Vielen Dank für den Besuch“, heuchelte der alte Geier beim Abschied. „Bitte besuchen Sie uns doch bald wieder.“ Bevor Charles noch etwas sagen konnte, wurde ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Perplex starrte er noch mehrere Augenblicke die geschlossene Tür an. Doch der erwartete Zorn stellte sich nicht ein. Stattdessen sah er diese wunderbaren grünen Augen vor sich, die jetzt endlich in einem Körper wohnten, der zu ihnen passte.
    War das Fiddleburys Entdeckung? Wie man Körper reparieren konnte? Rachels Körperbau hatte sich nicht wesentlich verändert. Schon vorher war Charles immer wieder über ihre zierliche Gestalt entzückt gewesen. Durch ihre seltsame Art sich zu bewegen war ihre Schönheit nur in den Hintergrund gedrängt worden. Hatte es also überhaupt eine körperliche Veränderung gegeben? Ihr seidiges rotes Haar war mit Sicherheit ein wenig voller und länger geworden. Und dann war da ihr verjüngtes Aussehen. Nein, nicht jünger . Sie hatte zugleich viel älter und viel jünger gewirkt. Zeitlos . Ja, das traf es. 
    Verwirrt und ratlos machte er sich auf den Heimweg. Er musste dieses Geheimnis lüften, bevor er verrückt wurde. Und das bedeutete, dass er nicht noch einmal mehrere Monate warten konnte.

    Die folgenden Tage war es Charles unmöglich, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren. Ständig ertappte er sich dabei, über das Geheimnis der Fiddleburys nachzudenken. Seine Überlegungen reichten von Einbruch über Verhörtechniken bis zu unfeinen Methoden, mit denen er die Fiddleburys hätte belauscht können. Doch glücklicherweise wurde mein Freund nicht zu lange der Versuchung ausgesetzt, das Geheimnis mit unmoralischen Mitteln zu lüften. Schon eine Woche nach seinem Besuch trudelte ein weiteres Kuvert mit dem Siegel der Fiddleburys in der Darthmoore Street 22 ein. 
    Es war erneut eine Einladung für den folgenden Tag. Sehr zu Charles’ Erstaunen schien sich Mister Fiddleburys Handschrift jedoch seit der letzten Woche dramatisch verändert zu haben. Statt seiner kurzen „abgehackten“ Zeichen war das edle Briefpapier mit leicht verschnörkelten und sehr kleinen Buchstaben gefüllt. Auch die Ausdrucksweise war wesentlich gewählter als bei der vorangegangenen Einladung. Würde er jetzt bei Mortimer Fiddlebury eine ähnliche Überraschung wie bei Rachel erleben?
    Selbstverständlich stand Charles pünktlich zur genannten Zeit vor dem Haus der Fiddleburys. Halb erwartete er, auf einen dramatisch verjüngten Gastgeber zu treffen oder selbst als Versuchsobjekt herhalten zu sollen. Er rechnete mit dem Schlimmsten und glaubte deshalb, innerlich auf alle denkbaren Überraschungen vorbereitet zu sein. 
    Auch Genies können irren.
    Plötzlich riss Kinkin in ihrer etwas unkontrollierten Art die Tür auf. Augenblicklich begannen ihre Augen hektisch grün und blau zu blinken.
    „Kinkin“, sagte sie zur Begrüßung und schien sich wieder einmal überschwänglich über seinen Besuch zu freuen.
    „Guten Tag, Kinkin.“ Vergeblich wartete er darauf, dass sie beiseite trat, um ihn einzulassen. Stattdessen hob sie umständlich den Arm und schien sich einen Augenblick mit laut surrendem Innenleben konzentrieren zu müssen. Dann jedoch begann ihre Hand, ruckartig zu winken.
    „Kinkin.“
    „Ja, Kinkin. Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ Die Ungeduld ließ zwei Unmutsfalten auf seiner Stirn entstehen, dennoch lächelte er sie an. Als sie jedoch gar nicht mehr mit dem Winken aufhören wollte, ergriff er ihre Hand und schüttelte sie. „So, das ist persönlicher, findest du nicht?“
    „Kinkin.“
    „Und jetzt lass mich bitte ins Haus und führe mich zu Mister Fiddlebury.“
    „Kinkin.“ Schwerfällig drehte sie sich um und schlurfte den Flur hinab. Schmunzelnd trat Charles ein und schloss die Tür hinter sich. Zu seinem Erstaunen führte Kinkin ihn jedoch nicht in den Salon, die Bibliothek oder den Speisesaal sondern erklomm die marmornen
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