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Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine

Titel: Das Pete Buch 02 - Gespenster haben kurze Beine
Autoren: Rolf Randall
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     I.  
     ALLERLEI SCHABERNACK  
     Mister Rankins macht sich unbeliebt und fällt selbst hinein — Der Sheriffsgehilfe Watson muß Holz hacken.  
     Pete Simmers besaß, was das Aushecken vergnügter Lausbubenstreiche anbetrifft, eine abenteuerliche Phantasie. Man konnte dem jugendlichen Mitbesitzer der Salem-Ranch alle möglichen Fehler nachsagen, nur nicht, daß er jemals um einen lustigen Einfall verlegen gewesen wäre.  
     Die Bewohner der kleinen Stadt Somerset — eines verschlafenen Nestes in Süd-Arizona — konnten hierüber ein Liedchen singen. Befragte man den Sheriffsgehilfen Jörn Watson, was er an Pete Simmers auszusetzen habe, so kam nicht nur ein „Liedchen " — nein, dann kam eine vollständige Oper zustande.  
     John Watson war ein humorloser Mann. In der Beziehung konnte er sich mit dem Viehhändler Rankins die Hand geben. Beide waren griesgrämig, ungerecht und derart mißtrauisch, daß sie — wenn irgendwo auf der Straße jemand lachte — sich sofort getroffen fühlten.  
     Es ist eine alte Tatsache, daß Leute, die absolut keinen Sinn für Spaß und Humor besitzen, den Spott und die Schabernacklust der Jugend herausfordern. Wer in aufgeblasener Art einen übertriebenen Wert auf „Würde"  
       
     legt und wer jungen Menschen kein Verständnis entgegenbringt, der riskiert, ausgelacht zu werden.  
     An einem schönen Nachmittag im Spätsommer gab es vor dem Hause Rankins einen Knall. Das klatschende Geräusch war entstanden, weil die rechte Hand des Viehhändlers unsanft auf der linken Wange eines Rancher-jungen gelandet war.  
     Die Ohrfeige, von dem bärenstarken Mann wuchtig geschlagen, warf den sechzehnjährigen Bill Osborne gegen den Zaun. Halb betäubt brach der Junge zusammen und erhielt, kaum daß er seine Verblüffung und seinen Schmerz verwunden hatte, von diesem brutalen Menschen noch einen Fußtritt.  
     „Dir will ich's zeigen, du Lümmel!" knirschte Rankins. „Das dreckige Grinsen wird dir schon noch vergehen . .  
     Bill Osborne hatte, wie sich der Viehhändler einbildete, unverschämt gegrinst. Pete Simmers aber wußte, daß die Grimasse des Freundes dem Sheriffsgehilfen Watson gegolten hatte, der soeben im Eingang von Turners Kneipe verschwunden war. Wenn sich Rankins „getroffen" fühlte, so war das seine Angelegenheit — jedenfalls besaß er nicht das Recht, auch war es eine bodenlose Gemeinheit, den Jungen derart mit Hieben und Fußtritten zu traktieren.  
     Um den Wüterich von Bill Osborne abzulenken, der sich wimmernd am Boden wand, faßte Pete einen tollkühnen Entschluß. Auf einen groben Klotz, so sagte er sich, gehört auch ein grober Keil! Und ein Mann, der wie ein Gorilla aussieht und die Angewohnheit besitzt, mit Füßen um sich zu treten — ein solcher Mann ist weder  
       
     durch gute Worte noch durch vernünftige Erklärungen zur Einsicht zu bringen.  
     Rankins war im Distrikt von Somerset nicht umsonst als Rohling verschrien. Man wußte nicht, wen man mehr bedauern sollte: seine arme Frau, die von dem Trunkenbold häufig mißhandelt wurde, oder sein Reitpferd, dem Rankins gnadenlos die scharfen mexikanischen Sporen zu geben pflegte, so daß die Flanken des gepeinigten Tieres ständig zerrissen und von eitrigen Entzündungen bedeckt waren.  
     Pete — knapp siebzehn, mit blondem Wuschelkopf und lustigen Sommersprossen um die Nase, ließ einen Kameraden niemals im Stich. Auch jetzt, als der vierschrötige Viehhändler zu einem neuen Fußtritt gegen Bill Osborne ausholte, machte der Junge kurzen Prozeß.  
     Mit einem geschmeidigen Sprung, der einer Raubkatze zur Ehre gereicht haben würde, setzte Pete über den Zaun. Er fegte an Rankins vorbei und riß dem verdutzten Mann dabei den Hut vom Kopf.  
     Das Wutgebrüll des Viehhändlers ließ die Fensterscheiben der nahegelegenen Häuser erklirren. Rankins nahm sofort die Verfolgung des Huträubers auf — und gerade das wollte Pete erreichen.  
     Während er die Straße entlanglief, ohne sich sonderlich zu beeilen, damit Rankins auch mitkam, sah sich Pete nach einer Möglichkeit um, wie er dem Rohling eine Lektion erteilen könnte.  
     Man sah einen Mann, der eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Gorilla besaß, mit zornrotem Gesicht einem vergnügt lachenden Rancherjungen nachlaufen, und die Weidereiter, welche Zeugen des Wettrennens waren, machten kein Hehl daraus, wem ihre Sympathien galten.  
     „Lauf — Pete, lauf!" schrien und johlten die Cowboys.
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