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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten
Autoren: Bernd Frenz
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auf mich losgegangen, wäre ich auf der Stelle erledigt gewesen. Aber die Blinden Hunde hatten nicht vor,mich anzugreifen. Sie liefen durch den Garten, saßen auf dem Rasen und starrten gleichgültig in meine Richtung, als hätten sie jegliches Interesse an mir verloren.
    Diese Sache ging nur uns beide etwas an: die Tschernobylhündin und mich, ihren Todfeind. Sie wollte ihre Rache nicht an die Untergebenen delegieren. Sie höchst persönlich wollte die Kehle des Menschen durchbeißen, der ihre Welpen tötete und ihren Körper entstellte. Und das Ganze wollte sie vor den Augen meiner Geliebten tun — ich gebe zu, ein wunderbarer Plan. Ich konnte es verstehen und nachvollziehen.
    Aber zuerst einmal musste sie mich kriegen.
    Langsam hob ich das Gewehr und begriff, dass ich nicht schießen konnte. Dieses Biest hatte alles sehr genau berechnet und alle Eventualitäten ausgeschlossen. Nicht von ungefähr war sein Auftritt in letzter Sekunde so effektvoll ausgefallen — und genau an dieser Stelle. Mein Verstand arbeitete fieberhaft, und ich verspürte einen Anflug von Panik. Ich versuchte, mir auszumalen, was jetzt passieren könnte.
    Ich schieße, der Hund fängt mit seinem traurigen Geheul an, das die Flugbahn der Kugel verändert ... meine Hände fangen an zu zittern, und die Kugeln durchschlagen die Tür, hinter der sich Dinka versteckt.
    Die Tür war recht massiv, doch auf diese Entfernung durchschlug eine Kalaschnikowkugel sogar Gleise, sagte man. Sogar Gleise.
    Schlaues Biest. Sehr gut ausgedacht. Nach so einer Vorstellung bräuchte man mich auch nicht mehr zu töten. Man könnte mich hierlassen, auf den Knien, mitten auf dem Hof, vor Verzweiflung schreiend. Dann würde es eins zu eins stehen.
    Ich betete stumm. Dinotschka, meine Gute, Schlaue, Zärtliche, geh weg da, versteck dich in der Ecke, zeig dich kurz am Fenster!Dinka stand allerdings weiterhin hinter der Tür mit der Klinke in der Hand und lauschte aufmerksam, was draußen vor sich ging. Sie wollte mich unbedingt ins Haus lassen, koste es, was es wolle. Gutes Mädchen, nur half mir im Moment ihr Mut rein gar nichts.
    Die Tschernobylhündin stand mit dem ganzen Körper nach vorne gebeugt, wie im Hundedorf. Sie starrte mich mit ihren irren Augen an, in denen sich das Mondlicht spiegelte. Sie wartete, dass ich anfing zu schießen. Aber ich fing nicht an. Ich stand nur da und wartete schweigend. Ein anderes Mal, Freundin.
    Ihre Nerven gingen mit ihr durch — noch bevor es bei mir soweit war. Sie bewegte sich auf mich zu, fletschte die schrecklichen Zähne, glitt über den Rasen und beschleunigte auf den letzten Schritten mächtig.
    Danke, Bestie!
    Jetzt konnte ich schießen, ohne mein Mädchen zu gefährden. Ich verspürte große Erleichterung und drückte den Abzug.
    Wisst ihn was Murphys Gesetzt ist? Nein, verdammt, das wisst ihr nicht. Nun, Murphys Gesetzt ist, wenn ein wütender Tschernobylhund auf euch zurast und das Gewehr, das ihr in den Händen haltet,leergefeuert ist.
    Meine Hand zuckte zur Hüfte, aber ich schaffte es nicht, das Messer zu greifen. Das massive Ungetüm rannte mich um, und ich fiel in den Dreck. Das borstige Fell kratzte über mein Gesicht und hinterließ blutige Schrammen.
    Die Hündin knurrte aggressiv und drückte mich mit ihrem ganzen Gewicht nach unten. Sie beugte sich im Mondlicht über mich und verdeckte mit ihrer widerlichen Schnauze, den auseinanderstehenden spitzen Zähnen, den nassen Nasenlöchern und den schwarzen Augenlöchern meine ganze Sicht. Die dünne Haut, die den zerschossenen Hundeschädel bedeckte, bäumte sich plötzlich auf und legte sich wieder — offenbar schwamm die Hirnmasse des Mutanten vollkommen frei in seinem Schädel herum. Aus dem geöffneten Maul stank es bestialisch nach Tod und Verwesung.
    Das alles erinnerte mich an einen Albtraum, ich wollte sofort aufwachen, mich umdrehen, Dinka in den Arm nehmen und wieder einschlafen.
    Allerdings wachte ich nicht auf.
    Ich zog meinen Arm unter dem mit Geschwüren bedeckten Körper hervor und steckte meinen linken Ellbogen in die Hundeschnauze. Ich versuchte, meinen Arm so tief wie möglich hineinzustoßen, um es dem Biest zu erschweren, zuzubeißen. Ein gefährlicher Trick, und ich wandte ihn auch nur an, weil ich keine andere Möglichkeit sah:Ein Tschernobylhund konnte einem Menschen die Schulter durchbeißen.
    Allerdings reagierte dieses Biest ganz anders — es schüttelte einfach seinen Kopf, und mein Arm rutschte aus seinem Schlund.
    Ich versuchte, die
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