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Liebesintrige im Herrenhaus

Liebesintrige im Herrenhaus

Titel: Liebesintrige im Herrenhaus
Autoren: CATHY WILLIAMS
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1. KAPITEL
    „Nein, nein und nein! Ich hätte diese Frau nicht um mich haben mögen. Hast du bemerkt, dass sie einen Schnurrbart hatte?“
    James Greystone, zweiundsiebzig und nach einem schweren Herzinfarkt von den Ärzten vorläufig zu absoluter Ruhe und Schonung verdammt, saß in seinem Rollstuhl am Erkerfenster mit einem herrlichen Blick über die ausgedehnten Ländereien seines Anwesens. Er machte keinen Hehl aus seinem Entsetzen. „Die Frau wäre besser in einem Erziehungscamp aufgehoben! Eine Stimme wie ein Nebelhorn und eine Figur wie ein Sumo-Ringer!“
    Nachdem er auf diese kategorische Weise auch die letzte in einer beachtlichen Reihe von Bewerberinnen abgetan hatte, sah er seinen Patensohn herausfordernd an, der seitlich von ihm lässig an der Wand lehnte.
    Andreas Nicolaides seufzte und gesellte sich zu seinem Paten ans Fenster. Die abendliche Spätsommersonne verlieh der friedvollen, sanft hügeligen Landschaft eine Bilderbuchschönheit.
    Nicht eine Sekunde vergaß Andreas, dass er all dies – die Ländereien, das prächtige Haus und jedes einzelne Privileg eines Lebensstils, den sein Vater sich in einer Million Jahren nicht hätte leisten können – einzig und allein dem alten Herrn verdankte, der neben ihm im Rollstuhl saß.
    James Greystone hatte Andreas’ Vater als Chauffeur und „Mädchen für alles“ eingestellt – zu einer Zeit, in der es für einen Immigranten in England nicht leicht gewesen war, überhaupt Arbeit zu finden. Und er hatte auch Andreas’ Mutter aufgenommen, als sie ihrem Mann zwei Jahre später gefolgt war, und Arbeit für sie gefunden.
    Da er selbst kinderlos war, hatte er Andreas, der kurz darauf geboren wurde, von Anfang an wie seinen eigenen Sohn behandelt. Er hatte ihn auf die besten Schulen geschickt, die seine bemerkenswerten Talente förderten. Als wäre es gestern gewesen, sah Andreas es vor sich, wie sein Vater genau in diesem Zimmer mit James konzentriert eine Partie Schach gespielt hatte, während der Kaffee in den Tassen neben ihnen kalt geworden war.
    In der Tat verdankte Andreas dem alten Herrn so ziemlich alles. Seine Beziehung zu James Greystone war weit mehr als eine reine Pflichtübung. Andreas liebte seinen Paten aufrichtig, auch wenn dieser kauzig, exzentrisch und – wie jetzt gerade – wirklich ganz unmöglich sein konnte.
    „Sie war die zweiundzwanzigste Bewerberin, die sich vorgestellt hat, James.“
    Sein Pate brummte nur und schwieg störrisch, als seine treu sorgende Haushälterin Maria ihm das kleine Glas Portwein brachte, das ihm streng genommen nicht mehr erlaubt war.
    „Ich weiß, es ist heutzutage fast unmöglich, noch gutes Personal zu bekommen“, erwiderte er dann.
    Andreas bemühte sich, nicht auf den trockenen Humor seines Paten einzugehen. Denn James würde die kleinste Ermutigung von seiner Seite zum Anlass nehmen, die gesamte Bewerbungsauswahl zu kippen, weil es ihm ganz einfach nicht gefiel, dass er überhaupt eine Betreuerin brauchte. Er hasste auch den Rollstuhl, an den er fürs Erste gebunden war. So wie es ihm ganz allgemein schwerfiel, sich bei irgendetwas helfen zu lassen.
    Kein anderer sollte das letzte Wort darüber haben, was er essen durfte und was nicht oder was er tun sollte und was nicht. Kurz gesagt, es fiel ihm schwer, sich mit der Tatsache abzufinden, dass er einen schweren Herzinfarkt erlitten hatte und für die nächste Zeit zu absoluter Schonung verdammt war.
    Darum war er auch fest entschlossen, jeglichen Versuch zu torpedieren, ihm eine „persönliche Assistentin“ an die Seite zu stellen. Das Wort „Betreuerin“ kam ihm gar nicht erst über die Lippen.
    In der Zwischenzeit lag Andreas’ eigenes Leben so ziemlich auf Eis. Wenn seine Anwesenheit im Londoner Büro dringend erforderlich war, flog er mit dem Privathubschrauber dorthin. Im Wesentlichen aber hatte er seinen Wohnsitz vorübergehend ins Herrenhaus verlegt und alle Arbeit mitgenommen.
    Per E-Mail und Konferenzschaltung griff er vom Landgut seines Paten auf die weite Welt zu, anstatt sich wie sonst in London mitten im pulsierenden Zentrum des Geschehens zu bewegen.
    „Bist du meiner Gesellschaft schon ein wenig überdrüssig, Andreas?“
    „Ich bin es ein wenig überdrüssig, bei dir jedes Mal gegen eine Wand anzurennen, wenn sich eine neue Bewerberin für den Job vorstellt, James. Bisher reichten deine Einwände von ‚zu mickrig, um einen Rollstuhl zu schieben‘ über ‚nicht aufgeweckt genug‘ oder ‚zu aufgeweckt, weshalb sie sowieso
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