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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden
Autoren: China Miéville
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Flüchtlinge blicken finster unter ihren Mönchskapuzen – werden sich erinnern, wie offenkundig es ist, dass du nicht weißt, was geschieht. Du hängst viel herum in diesem besonderen Epochenwechsel, denn du bist bloß ein marginales Detail.
    Cams bewegten sich überallhin. Unabhängige, selbst zurechtgebastelte Bausätze breiteten sich aus, genau wie solche, die gekapert wurden oder abgewichen waren und die nun ihre Feeds hochluden, auf welcher Frequenz auch immer sie es konnten. Botschaftsstadt sah auf der anderen Seite von all diesen Linsen zu.
    Nachts umringten die Ariekei meine Gruppe. Wir baten sie darum: Ich war mir noch nicht sicher, dass EzCal keinen Racheversuch unternehmen würde.
    »Was wird geschehen?«, fragten MagDa. Sie schauten mich vorsichtig und respektvoll an.
    »Es wird anders sein«, antwortete ich. »Doch wir werden hier sein. Jetzt, wo sie wissen, dass sie geheilt werden können, verändert sich alles. Wie ist es in der Gastgeberstadt? Und in Botschaftsstadt?«
    Panik und Erwartung. Unter den Ariekei war es immer noch zumeist Verwirrung. Es gab Kämpfe zwischen den Lagern: Es hatte den Anschein gehabt, dass sie unter EzCals Stellvertreter kora  |  saygiss vereint gewesen waren, und sie hatten EzCals Befehlen gehorcht. Jetzt aber bekämpften sie sich aus Gründen, aus denen man schwer schlau wurde.
    »Wir werden – sie werden – alles tun, was möglich ist, um dies zu verbreiten«, erklärte ich. »Dröhnungen sind nicht mehr länger notwendig. Wir versuchen, zusammenzuarbeiten. Jetzt spricht meistens Theuth für die Sprache losen. Spanischer Tänzer redet zu uns – augenscheinlich zu YlSib, doch er kann sogar …«
    MagDa hatten Spanischer Tänzer und mich nicht an den Abenden gesehen: Wir unterhielten uns zu zweit, wenn auch stockend.
    »Aber ich muss euch etwas erzählen«, fügte ich leise hinzu. »Ich habe gehört, wie Leute beschreiben, was dies ist, und zwar verkehrt. Es gibt keine Heilung. Spanischer Tänzer und die anderen … Sie mögen zwar nicht mehr süchtig sein, doch sie sind nicht geheilt : Sie sind verändert. Das ist, was sich ereignet hat. Ich weiß, es klingt vielleicht gleich. Aber versteht ihr, MagDa, dass sie nicht mehr länger Sprache sprechen können? Nicht mehr, als ihr es jemals konntet.«
    Es war ein fast wolkenloser Morgen. Ich wusste, dass es in den tieferen Gebieten um mich herum, zwischen dem faserigen Gestrüpp des Planeten, Schriftvermittler gab, welche die neue Fertigkeit und ihre Grundidee unter den Absurden verbreiteten. Es gab bereits Formen, die vom ursprünglichen Entwurf der Schrift abwichen, dissidente Wiedergaben von Ideogrammen – ein Spezialistensprachschatz, der durch die Semiogenese von Antippen und Zeigen erschaffen wurde.
    Es würde nicht mehr lange dauern, bis ein paar ariekenische Leser die in den Boden geritzte Schrift mit Farbstoffen nachbildeten, und zwar auf etwas, das sie anderen übergeben konnten, anstatt zu versuchen, sich an eine Aufzeichnung zu erinnern und diese zu wiederholen. Vielleicht würden wir ihnen zeigen, wie das gemacht werden könnte. Ich stellte mir einen Stift vor, der von einem Präsentflügel gehalten wurde.
    Die Führungskräfte der Absurden standen still. Das Botschaftsstadtgefolge war so elegant, wie sie es unter diesen Umständen bewerkstelligen konnten. Mehrere der menschlichen Flüchtlinge schauten zu. Theuth und Spanischer Tänzer standen dicht bei mir und schauten auf die Cams.
    Spanischer Tänzer zog mit seinem Präsentflügel meine Aufmerksamkeit auf sich. » du bist bereit?  |  du bist bereit? .« Er redete leise zu mir. Als ich zögerte, sprach er erneut. » du bist es?  |  du bist es? .«
    EzCal richteten ihre Blicke auf mich. Wieder sahen sie wie Könige aus. Ez’ Gesicht war ausdruckslos, das von Cal angeschwollen vor Zorn.
    »Hört mir zu. Versteht ihr mich?« Alle Botschaftsstädter konnten mich problemlos hören, doch es waren EzCal, zu denen ich redete. »Habt ihr verstanden, wie es sein wird? Die Absurden kehren in die Gastgeberstadt zurück – und wir ebenfalls. Wir werden alles gemeinsam arrangieren. Sie haben einige Ideen. Ich sage euch, wenn ich Kora-Saygiss wäre, euer kleiner Verräter, dann würde ich vorsichtig sein. Es war klug von euch, ihn nicht mitkommen zu lassen. Wir werden die Einzelheiten ausarbeiten. Wir werden dort sein, in Botschaftsstadt.«
    Bis die Unterstützung von außen kommt. Alles wird für immer anders sein, dachte ich.
    Ich blickte auf meine Notizen und
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