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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden
Autoren: China Miéville
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fuhr fort: »Sie wollten uns töten, weil wir die Quelle von Gott-Drogen waren. Sie wussten, es war zu spät für sie – sie waren verloren. Doch sie wollten einen völligen Neubeginn für diejenigen begründen, die nach ihnen kommen würden, und dafür mussten sie das Problem loswerden: uns. Ihr versteht, wie selbstlos sie waren? Es würde nicht ihnen helfen. Es war für ihre Kinder. Die gegenwärtige Generation würde entweder taub oder tot sein, oder am Entzug sterben. Doch jetzt wissen sie: Die Süchtigen können geheilt werden.«
    Ich ignorierte MagDas starre Blicke und zeigte auf Spanischer Tänzer; und er wies wiederum auf mich.
    »Und wenn sie geheilt werden können, sind wir eine Belanglosigkeit«, folgerte ich. »Das ist der Grund, weshalb wir leben dürfen.Versteht ihr? Doch sie müssen wirklich geheilt werden. Das ist die Bedingung. Ansonsten wären wir immer noch eine Krankheit. Und es braucht Zeit, Redies zu heilen.« Ich gestikulierte zu Hausdach, der immer noch von jeglicher Metapher unberührt war. Jeder schaute auf ihn. Er blickte zurück. »Und es gibt viele von ihnen. Somit ist es euer Job, sie in der Zwischenzeit in Schwung zu halten, bis sie euch, EzCal, nicht mehr länger benötigen. Wenn ihr den Süchtigen nicht über die Runden helft, werden sie anfangen zu sterben. Zu rasch, um geheilt oder auch nur taub gemacht zu werden. Ihr müsst sie also am Leben erhalten.«
    » es ist Liebe  |  es ist Liebe «, hob Spanischer Tänzer hervor. Es keuchten alle Menschen auf, die noch nie gehört hatten, wie er sein doppeltes Englisch-Ubiq sprach. Spanischer Tänzer erklärte ein weiteres Mal, warum die Absurden uns alle getötet und ihre Landsleute verstümmelt hätten und weshalb sie uns jetzt am Leben lassen würden. Die Ariekei liebten die Ariekei. Dieses Verb von uns war das einzige, das diesem Gefühl nahekam. Es war nicht ganz einwandfrei, doch dies geschah durch die Übersetzung. Es war ebenso eine Wahrheit wie eine Lüge. Die Neuen Hörenden und die Absurden liebten die Süchtigen und würden sie auf eine der beiden Weisen heilen – sie in die eine oder die andere Gruppe einführen.
    »Seit langer Zeit ist niemand von euch ein Botschafter gewesen«, erklärte ich. »Für wen habt ihr gesprochen, wenn nicht für euch selbst? Und jetzt seid ihr nicht mehr ein Gott oder eine Droge oder Funktionäre, EzCal – ihr seid eine Fabrik. Die Ariekei benötigen etwas, und ihr kommt diesem Bedarf zu deren Zufriedenheit nach. Und glaubt mir, die Zufriedenheit wird man kontrollieren.« Ez’ Gesicht bewegte sich nicht, während Cal seines verzog. Keine Chance, Befehle zu erteilen, die buchstäblich nicht missachtet werden konnten. »Die Gastgeberstadt wird voller Absurder sein. Wenn ihr also versuchen solltet, Unruhe zu stiften, Anweisungen in eure Worte hineinzulegen oder sogar den Krieg wieder zu beginnen, werden sie euch Einhalt gebieten. Wenn wir ein zu großes Problem sind, mit dem sie sich plagen müssen, sind wir verloren. Sie wollen nicht allen Süchtigen die Fächerflügel wegnehmen und jeden einzelnen erwachsenen Ariekei in ihrem Zyklus taub machen, da es jetzt einen anderen Weg gibt. Doch sie werden es, wenn sie glauben, dass sie es müssen. Versteht ihr?«
    Es gibt keinen anderen Ausweg für euch, dachte ich. Ihr habt keine Wahl. Diese Polizisten, die ihr mitgebracht habt, werden euch Waffen an die Köpfe halten und von euch verlangen, in Sprache zu reden, wenn es nötig ist. Und ich werde auf ihrer Seite sein. Spanischer Tänzer und die Absurden würden die zwei Heilverfahren verbreiten. Zuflucht zum Messer zu nehmen stellte nicht mehr die existenzielle Katastrophe dar, die es für all jene gewesen war, die geglaubt hatten, es wäre das Ende des Denkens. Man würde niemals daran Gefallen finden, doch für jene, die nicht clean werden konnten, ließe es sich in Betracht ziehen.
    Jeden Tag würden die Ariekei aus Liebe zu ihren betroffenen Kameraden EzCal zum Sprechen bringen. Wir waren eine zeitweilige Notwendigkeit. Cal sah so niedergeschlagen aus, dass ich beinahe Mitleid empfand. Es wird nicht so schlimm sein. Es gab viele Möglichkeiten, wie wir leben könnten, bis das Schiff kommen würde.
    »Habt ihr verstanden?«, fragte ich Cal – und EzCal – und auch jeden, der auf dem Plateau und in Botschaftsstadt zuhörte. An jenem Tag liebte ich den Klang meiner Stimme. »Ihr erkennt, warum wir überhaupt am Leben sind? Ihr habt eine Aufgabe durchzuführen.«
    » wie ich  |  alle sollen wie ich
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