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Die Knickerbocker Bande 02 - Ein Ufo namens Amadeus

Titel: Die Knickerbocker Bande 02 - Ein Ufo namens Amadeus
Autoren: Thomas Brezina
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Knarren, Kratzen, Schaben, Schreien.
    Pauline Pomassl saß kerzengerade in ihrem Bett und starrte zur Zimmerdecke. Mit beiden Händen knetete sie unruhig den Rand ihrer Bettdecke.
    Gegen Mitternacht hatte sie ein Knarren und Kratzen geweckt. Da? Geräusch kam zweifellos vom Dachboden, der sich direkt über dem Schlafzimmer befand. Zuerst hatte Frau Pomassl an Siebenschläfer gedacht, die über ihrem Kopf Nachlaufen spielten. Doch nach langem Lauschen war sie zu dem Schluß gekommen, daß es sich doch um etwas anderes handeln mußte.
    Das Schaben und Scheuern der kleinen Siebenschläferpfoten klang feiner und heller. Da sie diese possierlichen Tiere schon mehrmals „zu Gast“ gehabt hatte, wußte sie Bescheid.
    Die Laute, die sie nun auf dem Dachboden hörte, mußte ein größeres Wesen erzeugen. Aber welches?
    Die alte Dame mit den langen, weißen Haaren horchte weiter. Untertags hatte sie ihr Haar zu einem energischen, kleinen Knoten zusammengerollt und aufgesteckt. In der Nacht fiel es in seiner vollen Länge über ihre Schultern. Mit einer schnellen Handbewegung drehte sie es zu einer dicken Strähne und warf es über die Schulter. Dabei zitterten ihre Finger.
    Pauline Pomassl gehörte eigentlich zu den unerschrockenen Menschen. Doch die Vorkommnisse auf ihrem Dachboden waren ihr nicht geheuer. Ein merkwürdiges Gefühl der Furcht hatte sie beschlichen.
    Die alte Dame fröstelte und zog ihre dünne, selbst gestrickte Nachtjacke enger an sich.
    Draußen säuselte der Wind. Der geheimnisvolle Besucher im obersten Stockwerk begann nun zu tanzen. Die leisen Schritte hatten einen bestimmten Takt angenommen. Sprung, Sprung, langer Schritt! Sprung, Sprung, langer Schritt!
    Die alte Frau Pomassl faßte einen Entschluß: Sie wollte nun aufstehen und auf den Dachboden steigen. Wer auch immer dort oben sein Unwesen trieb, sie mußte ihn sehen.
    „Vorher kann ich doch nicht einschlafen“, sagte sie laut. Gerade als sie aus dem Bett schlüpfte und in ihre dicken Filzpantoffel fuhr, brach der Spuk schlagartig ab. Kein Knarren, kein Kratzen, kein Schaben mehr. Stille.
    „Pauline Pomassl, du hast dich wahrscheinlich vor einem quietschenden Dachfenster gefürchtet!“ sagte sie streng zu sich. So ganz glaubte sie aber nicht daran. Trotzdem kroch sie wieder unter ihre Decke und seufzte erleichtert.
    Poch, poch, poch! Jemand klopfte gegen das Fenster. Frau Pomassl schoß in die Höhe. Draußen war nichts zu sehen. Wer sollte auch in den ersten Stock eines Hauses klettern, um bei ihr anzuklopfen?
    Klopf, klopf, klopf! Wieder klirrte die Scheibe. Die alte Dame starrte erschrocken in die Dunkelheit. Sie knipste ihre Nachttischlampe an und richtete sie auf das Fenster. Am liebsten hätte sie nun laut geschrieen. Aber aus ihrem Mund kam nur ein heiseres Krächzen. Im Lichtschein entdeckte sie an der Scheibe ein Gesicht. Von der Größe her hätte es einem Kind gehören können, doch nicht vom Aussehen. Die Haut der Fratze schimmerte grünlichgelb.
    Das Haar war graublau. Das Entsetzlichste daran war aber, daß dieses gespenstische Wesen verkehrt Kopf nach unten vom Dach herabhing.
    Zwei dunkle Augen glotzten Pauline bösartig an. Die alte Frau preßte die Hand auf die Brust. Ihr Herz pochte wild und laut.
    Das Gesicht an der Scheibe verzog sich zu einem widerlichen, schaurigen Grinsen. Die Nasenlöcher wurden aufgebläht, und die Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Aus dem verzerrten Mund drang ein schriller, hoher Schrei. Gleich darauf stürzte das grüne Ungeheuer in die Nacht.
    Frau Pomassl japste nach Luft. Mit bebender Hand tastete sie nach dem Glas Wasser, das sie immer auf ihrem Nachttisch stehen hatte. Sie nahm einen großen Schluck und atmete tief durch. Dann faßte sie Mut und schwang sich aus dem Bett. Obwohl ihre Beine zitterten, ging sie mit energischen Schritten zum Fenster. Sie riß es auf und blickte in den Garten hinunter. Genau unter dem Schlafzimmerfenster befand sich ein Rasenstück. Pauline holte ihre Taschenlampe und leuchtete es ab.
    Verdutzt ließ sie sich auf einen Sessel sinken. Hatte sie das alles nur geträumt? War das vielleicht doch kein Kopf gewesen? Unten im Garten war nichts zu erkennen. Von dem seltsamen, grünlichgelben Wesen keine Spur. Es mußte sich bei diesem Sturz doch verletzt haben. Wohin konnte es nur so rasch verschwunden sein?
    Frau Pomassl wankte wieder ins Bett. Schlaf würde sie in dieser Nacht keinen mehr finden. Das war ihr klar. Doch was sollte sie tun? Würde ihr die
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