Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)

Titel: Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
Autoren: Kasey Michaels
Vom Netzwerk:
PROLOG
    U ngefähr fünf Meilen vor der ehrwürdigen Stadt Prag lag inmitten eines Parks, versteckt hinter mächtigen Eichen, deren dichtes Blätterdach der Septembersonnenschein nur mühsam durchdringen konnte, ein Herrenhaus. Am Rande des Anwesens entlang schlängelte sich ein munteres Flüsschen, und dort, am grasigen Uferrand, hockte, die Knie hochgezogen, eine einsame Gestalt und schaute sinnend einem Blatt nach, das zwischen die üppig wuchernden Seerosen gefallen war und nun langsam auf den Grund sank.
    Die junge Frau seufzte hörbar, während sie den Blick auf ein anderes Blatt heftete, das, der Strömung hilflos ausgeliefert, bachabwärts verschwand.
    Also hat man es ihr gesagt, dachte Luka Prochazka, der sie beobachtete. In diesem Augenblick grollte er seinem Schicksal, das ihm jegliches künstlerische Talent versagt hatte, denn das Bild, das sich ihm bot, war es wert, auf Leinwand verewigt zu werden.
    Die jugendlich-schlanke Gestalt in dem abgetragenen Gewand, die dichte, dunkle Lockenpracht, die fast zu schwer schien für das feine Haupt, die niedergeschlagenen Augen, der helle Elfenbeinton ihres Teints …
    Wieder seufzte sie, so tief, dass es ihren ganzen Körper erschütterte. Die gute Comtesse Alina, mit nicht ganz neunzehn Jahren beherrschte sie dramatische Inszenierungen schon ganz hervorragend.
    Ja, so würde er das Gemälde benannt haben: „Comtesse Magdalena Evinka Nadeja Valentin in Verzweiflung“. Ihr Anblick hätte weniger tapfere Herzen als seines brechen lassen. Ihre Tante Mimi Valentin würde zehn, ja, zwanzig Jahre ihres Lebens geben, um auch nur halb so schön zu sein, weswegen sie vermutlich auch so eifrig bedacht war, zu tun, was ihr König von ihr verlangte. Wie Luka sie kannte, frohlockte sie bei der Aussicht, bald endlich zu Hofe gehen zu können, ohne ihre Nichte Alina mit sich zu nehmen, die den Blick jedes Mannes zwischen acht und scheintot fesselte.
    Die arme, schöne Comtesse. Wie sehr sie sich bemüht hatte, zu sein, wer und was sie nicht war. Eine englische Mutter und ein Vater, der vom Volk der Roma abstammte, machten sie nun einmal nicht zur Roma. Letztendlich zählte für diejenigen, die Einfluss hatten, nur das englische Blut. Außerdem war für die Machthaber eine heiratsfähige junge Frau nichts als eine Schachfigur.
    Was würde sie für eine wunderschöne Braut sein, wenn Luka sie erst ihrem Schicksal übergab. Ihr Bräutigam, dieser unbekannte Engländer, dem sie in sechs Wochen zugeführt werden würde, durfte sich glücklich schätzen.
    Luka wandte sich ab und entfernte sich lautlos, um die junge Dame noch ein wenig sich selbst zu überlassen. Im Stillen dachte er, dass sie letztendlich das Beste aus der Lage machen würde. Sie würde einen Weg für sich finden. Sie war wie ihr Vater, sie akzeptierte keine Niederlage …

1. KAPITEL
    F lankiert von zwei Lakaien des Königs erklomm Baron Justin Wilde die weite Prunktreppe von Carlton House. Er fühlte sich wie ein Verurteilter beim Gang zum Schafott. Aber zumindest würde die Exekution formvollendet verlaufen, nicht dahingeschludert.
    Während er in seinen glänzend polierten Hessenstiefeln selbstbewusst über den Marmor schritt, nahmen seine scharfen grünen Augen jedes Detail ringsum auf. Man könnte sagen, Justin befand sich in einem Zustand höchster Bereitschaft, bereit zu Kampf oder Flucht, sollte sich das eine oder andere als notwendig erweisen.
    Nicht dass die beiden lächerlich aufgeputzten Lakaien, die einander ähnelten wie ein Ei dem anderen und offensichtlich genau deshalb ausgewählt worden waren, auch nur die leiseste Ahnung gehabt hätten, dass er sich ihrer jederzeit mühelos entledigen könnte, ehe sie auch nur Zeit hätten zu blinzeln.
    Jedoch konnte man den Dienern ihren Mangel an Beobachtungsgabe nicht anlasten. Sie – und jedermann sonst – sahen nur, was sie sehen sollten: Einen höchst elegant ausstaffierten Gentleman, der harmlos wie ein Lämmchen wirkte.
    Nur wer Justin Wilde gut kannte – und das waren gerade mal eine Handvoll Personen –, sah mehr als die kostbaren Spitzenmanschetten, das nach neuester Mode geschnittene Jackett, das modisch zerzaust frisierte schwarze Haar und die ebenso schwarzen, elegant geschwungenen Augenbrauen.
    Besonders aber beeindruckte sein Lächeln; spöttisch, ironisch amüsiert, offen oder entwaffnend freundlich und stets bereitwillig aufblitzend, doch nur selten aufrichtig, wie nur eben jene Handvoll privilegierter Freunde wusste.
    Zum heutigen Anlass
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher