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Stadt der Fremden

Titel: Stadt der Fremden
Autoren: China Miéville
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Tänzer aufs Neue. Unser Tauber ging zur Spitze der Armee, und Spanischer Tänzer begleitete ihn. Während die Generäle der Absurden ihnen zuschauten, begannen alle beidezu sprechen, und zwar demonstrativ mit Flügelzeichen und Sigillen, die sie in die Erde kratzten – Sinnbilder, die mich in Erstaunen versetzten.
    Es vergingen viele, viele Stunden, zwei Tage und Nächte der Frustration und des Schweigens, während die Armee wartete. Zauderte. Einzelne kamen immer wieder aus den hinteren Reihen vor, um zu sehen, was sich ereignete. Jeder, der dies tat, war erstaunt: nicht süchtige Ariekei; respektvoll wartende Terre; der Prozess des langsamen Verständnisses zwischen den Hörenden und den Absurden, wie wir sie immer noch fragwürdigerweise nannten; Gekritzel im Dreck.
    Jene mit einem geringen Wissen wurden zu Vermittlern von Geduld unter den anderen. Wir konnten ihren Einfluss erkennen, den sie durch welche gestischen Überredungskünste auch immer erlangten, als gegen Ende des zweiten Tages an einer Flanke der Armee menschliche Flüchtlinge auftauchten. Sie wären einfach zu töten gewesen, doch die Fächerflügellosen griffen sie nicht an.
    Die Terre mussten erkannt haben, dass die Absurden angehalten hatten. Sie mussten sich über die seltsame Ruhe gewundert haben und gekommen sein, um den Grund dafür herauszufinden. Die Sprache losen ließen sie das tun. Die Flüchtlinge schlugen ein Stück von uns entfernt ein Lager auf und schauten zu.
    Es dauerte eine Zeit, bis die Grenzen des Verständnisses zwischen den Absurden und der Gruppe von spanischer  |  tänzer , den »Neuen Hörenden«, in einem größeren Umfang durchbrochen waren – doch nicht annähernd so lange, wie ich einst erwartet hatte. Wir lehrten die gehörlos Gemachten nicht zu kommunizieren: Wir zeigten ihnen auf, dass sie es bereits konnten und auch taten. Es geschah nicht stufenweise, sondern offenbarend, und auch, wenn Offenbarungen mühsam erworben werden, sind sie doch ansteckend wie Viren.
    »Wir brauchen EzCal hier«, sagte ich.
    »Sie werden nicht kommen, wenn sie wissen, was geschehen ist«, erwiderte Bren. »Wenn sie wissen, dass sie verloren haben.«
    Selbst wenn es das Ende des Krieges bedeutet? Doch ich wusste,dass er recht hatte. »Nun, dann können wir ihnen nicht die Wahrheit sagen. Wenn wir irgendwelche Vesp-Cams sehen, zertrümmern wir sie. Sie können nicht wissen, was passiert ist.«
    Abtrockner und Täufer verstanden den Auftrag, den wir ihnen gaben. Ein paar Tage zuvor hätten sie ihn nicht ausgeführt. In einem Flieger mit den Absurden kehrten sie zur Gastgeberstadt zurück.
    »Sie wissen, was sie tun sollen?«, fragte ich Spanischer Tänzer.
    » ja  |  ja .«
    Sie würden in dem verwundeten Schiff heimlich zurückfliegen, die Rollen von loyalen suchtkranken Soldaten annehmen und Neuigkeiten von einem Durchbruch überbringen. Sie würden EzCal berichten, dass die Absurden angehalten hatten, jetzt nur warteten und dass die Gott-Droge mit ihrem Gefolge kommen sollte. Es konnte EzCal nicht in den Sinn kommen, dass sie angelogen wurden. Das war es, worauf wir setzten. Wie sollte es ihnen auch in den Sinn kommen? Sie würden es schließlich von Ariekei hören, und zwar in Worten, von denen sie glaubten, es handelte sich um Sprache. Sagt es wie ein Gastgeber.
    »Sie wissen, was zu tun ist, wenn EzCal zu ihnen spricht?«
    » ja  |  ja .« Sie wussten, dass sie sich so verhalten müssten, als ob es über sie hinwegfegen würde.
    »Sie wissen, sie sollen EzCal bitten zu sprechen, wenn zu viel Zeit verstrichen ist, ohne dass die beiden geredet haben?«
    » ja  |  ja .« Sie verstanden sich darauf, Süchtige nachzuahmen. Sie wussten, was sie zu tun hatten.
    Die zwei verschiedenen Stämme der Post- Sprache -Ariekei benutzten gemeinsame Symbole. Die menschlichen Flüchtlinge unternahmen keinerlei Versuche, näher zu kommen. »Täten wir das?«, fragte ich.
    Umgeben von Semiose, begann Tollpatsch schließlich zu vibrieren und vollbrachte schlagartig seine Verwandlung sowie den Ausstieg aus der Droge, ganz ohne erkennbaren Anlass. Er keuchte auf und redete auf eine neuartige Weise. Seine Gefährten beobachteten seine unerwartete Transzendenz oder seinen Sturz. Hausdachallerdings konnte dies nicht erreichen; er gab sich selbst den letzten der Datchips. Er war der einzige Süchtige, der unter uns übrig blieb.
    Ich weiß nicht, wie die Rahmenbedingungen für Freundschaft unter den Ariekei aussehen, doch ich glaube, sie mussten alle
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