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Rolf Torring 014 - Der Daemon Alompra

Rolf Torring 014 - Der Daemon Alompra

Titel: Rolf Torring 014 - Der Daemon Alompra
Autoren: Hans Warren
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1. Kapitel
    Am Manipur-Fluß.

    Lord Hagerstony hatte seine wunderbare Yacht "Lady Jane" nach Kalkutta geschickt, während wir mit der Bahn von Rangoon aus über Mandalay, die Hauptstadt Burmas, nach dem nördlich gelegenen Manipur gefahren waren.
    Unsere ursprüngliche Absicht, ein Nashorn zu fangen, hatten wir wieder aufgegeben, denn uns reizte das Geheimnis der wandernden Insel, auf der sich eine verwunschene Prinzessin befinden sollte. So hatte wenigstens Giuseppe, der Schatzräuber, den wir in den Wäldern Tenasserims fingen, behauptet — und hatte uns höhnisch viel Glück gewünscht.
    Als wir auf dem ziemlich primitiven Bahnhof ausstiegen, meinte Rolf:
    "Lord, wollen wir sofort zum See aufbrechen? Er ist ungefähr dreißig Kilometer entfernt, umd wenn wir uns jetzt zwei Wagen mieten, können wir am Nachmittag! dort sein."
    "Ich hatte eigentlich die Absicht, erst das kleine Städtchen Moirang aufzusuchen," sagte Hagerstony, „und mich dort über diese Sache etwas zu informieren. Vielleicht hat dieser Guiseppe uns nur verspottet und ganz unnütz hier herauf gehetzt."
    „Sehen Sie, das habe ich zuerst auch gedacht, während Sie dagegen sprachen. Aber jetzt sind wir nun einmal in der Nähe und können uns wenigstens den See betrachten, er muß ungefähr zehn Kilometer breit und zwanzig Kilometer lang sein, besitzt also eine ganz respektable Größe. Und wenn wir diese geheimnisvolle Insel nicht finden, dann können wir in den Gebirgszügen östlich des Manipurflusses immer noch auf Nashörner jagen. Aber es ist bestimmt sehr gut, wenn wir erst Moirang aufsuchen. Vielleicht bekommen wir dort auch einen ortskundigen Führer."
    „Gut, dann wollen wir schnell aufbrechen, denn es ist unangenehm, so angestaunt zu werden. Ah, da steht ja ein Polizist, mit dem werde ich sprechen."
    Während Hagerstony auf den eingeborenen Polizisten zuging, betrachtete ich das bunte Völkergemisch, das uns wie Wundertiere anstaunte. Es kam wohl auch nicht alle Tage vor, daß eine siebenköpfige Gesellschaft, mit den besten Waffen ausgerüstet, hier ausstieg.
    Vor allen Dingen aber war es Pongo, der die Blicke der Menge in scheuem Staunen auf sich zog. Auch der lange, hagere Jim und der kleine, rundliche John, die beiden Diener des Lords, erregten durch ihren körperlichen Gegensatz allgemein Aufmerksamkeit.
    Der Lord kam bald zurück.
    „Ein schauderhaftes Englisch sprach der Kerl," brummte er, „aber er empfiehlt uns einen gewissen Tatsun, der gleich hier drüben in dem gelben Haus wohnt. Natürlich wieder ein Chinese, der hier ein großes Fuhrgeschäft aufgemacht hat. Wir können bestimmt sofort zwei Wagen bekommen."
    Wir wurden mit dem geschäftstüchtigen Chinesen nach langem Feilschen endlich einig und rollten eine halbe Stunde später auf zwei entsetzlich stoßenden Wagen, die mit je zwei mageren Ponys bespannt waren, nach Südwest, der kleinen Stadt Mairang entgegen. Die Wege waren äußerst schlecht, und so gelangten wir erst nach fünf Stunden, völlig zerschlagen, an.
    Wir belegten mehrere Zimmer im größten Gasthof, der sich stolz „Queen Victoria" nannte, und gingen, nachdem wir uns den Reisestaub abgespült hatten, in den ziemlich dunklen Speisesaal, der mich lebhaft an eine sogenannte »gute Stube" erinnerte, nur daß er größer war. Von dem Essen wurden wir angenehm enttäuscht, denn wir hatten Huhn mit Reis erwartet und bekamen statt dessen einen vorzüglichen Hirschbraten. Der Wirt, ein früherer englischer Sergeant, hatte das Wild erst am Morgen erlegt.
    Als wir beim ersten Schmausen waren, trat ein Mann in grünlichem Khakianzug ein. Hätte nicht die Tür geknarrt, hätten wir den neuen Gast gar nicht bemerkt, so geräuschlos waren seine Schritte. Und während er zu einem entfernten Tisch schritt, erinnerten mich die Bewegungen seiner hohen, kräftigen Gestalt unwillkürlich an das Sohleichen eines Panthers.
    Als er in gleicher Höhe mit unserem Tisch war, flog ein Blick seiner Augen über uns hin. Ich duckte mich unwillkürlich etwas zusammen, so scharf und kalt waren seine großen, blauen Augen. Lord Hagerstony saß mit dem Rücken gegen ihn, doch der Fremde stutzte sofort, trat dann mit zwei schnellen Schritten heran und legte seine Hand auf die Schulter des Lords.
    „Guten Tag, Lord. Ich freue mich sehr, Sie wiederzusehen."
    Seine Stimme war weich und dunkel, und Hagerstony sprang sofort auf und rief erfreut:
    „Das ist doch Brough, mein alter Freund. Tatsächlich, nun, meine Freude ist ebenso groß. Sie
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