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Todestrieb und Seelenheil

Todestrieb und Seelenheil

Titel: Todestrieb und Seelenheil
Autoren: John K. Carson
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Kapitel 1
    Er ging die Straße entlang. Dunkelheit, Regen, sein Spiegelbild in den Schaufenstern. Wieder einmal rastlos trieb es ihn durch die Stadt. Es war kurz nach 1 Uhr, seine Zeit. Jagdzeit. Obwohl kaum noch jemand unterwegs war, wusste er, dass er nur auf den richtigen Moment warten musste. Das Adrenalin schoss durch seinen Körper, sein Blut kochte, die Augen glasig und starr. Die Gedanken schon auf den Kampf und das Erlegen der Beute gerichtet. Wie ein Wolf in einer mondlosen Nacht. Nicht der Hunger trieb ihn an, es war die Gier, die Gier nach Qual, Leid, Blut und der Geruch der Todesangst seiner Opfer. Sein Trieb war ordinär, und dennoch hatte er ihn in all der Zeit zur Vollendung gebracht, ihn zelebriert, perfektioniert. Wie ein Löwe, der das Jagen erlernt hat.
     
    Warum ich? Julia fragte sich das seit Wochen immer wieder. Warum passiert so was immer nur mir, wieder enttäuscht, wieder gedemütigt, wieder bloßgestellt. Die Augen voller Tränen streifte sie mit ihrem Walkman im Ohr durch die regennassen Straßen, bis zum wahnsinnig werden hörte sie dieses Lied. Tat sich selbst weh damit und brauchte diesen Schmerz doch, um zu wissen, dass sie noch fühlte.
    Seit ihr Mann diesen Unfall hatte, 9 Monate später starb, hörte sie dieses Lied. …“Wenn das Liebe ist“ von Glashaus. Warum musste er das tun, warum riskierte er so viel, Paragliding mit 42, Midlifecrisis.
    Eine Sturmböe, der eingefallene Schirm und der Sturz…wie ein Film lief es noch immer vor ihrem geistigen Auge ab. Sie stand damals auf dem Berg und schaute ihm nach, hatte ihm noch eine Standpredigt gehalten, wegen seinem Wagemut. Kein letztes liebes Wort, kein Kuss, keine Umarmung. Er ist nicht mehr aus dem Koma aufgewacht. Sie hat an seinem Bett gewacht, gewartet, ihm vorgelesen, mit ihm gesprochen. Bis zu dieser Infektion. Er wurde von innen zerfressen. Kein Antibiotikum schien zu helfen. Zu schwach war sein Körper. Der Piepton des Überwachungsapparats als sein Herz nicht mehr schlug, das Geräusch ließ sie nachts schweißgebadet aufwachen, auch nach sieben Jahren noch.
    Alles was danach kam, die Männer, die One-Night-Stands, der Alkohol, die Einsamkeit fraßen an ihr. Wieder einmal hatte sie es geschafft, wieder einen vertrieben, wieder einmal gebrochen zurückgeblieben. Mit Manuel war ein Teil von ihr gestorben und sie konnte sich nie wieder ganz geben, nie wieder aufrichtig lieben, ihn nie loslassen. Früher oder später machte das alles kaputt. Und dann streifte sie, wie so oft, durch die Straßen. Allein hielt sie es nicht zu Hause aus.
     
    Er lauerte ihr auf, eine Frau mittleren Alters, schätzte er. Obwohl das alles keine Rolle spielte. Geschlecht, Alter, Rasse, Körperbau, das alles war unwichtig. Er musste das gewisse Etwas riechen. Er konnte es nicht beschreiben. Er erforschte diesen Geruch nicht, doch es war der Wegweiser zu seinen Opfern. Zielgerichtet lenkte er die Schritte in die Richtung in die sie lief, hielt den nötigen Abstand, um nicht zu früh entdeckt zu werden. Er kannte in der Gegend jeden Hinterhof, jede Gasse, jedes Stück Grünfläche und den Park. Er wusste, wo er zuschlagen und wohin er sie zerren konnte, um sein Ritual zu vollenden. Unentdeckt, der Lust frönend, die Gier befriedigend. Er legte die Hand fest um den Griff seiner Waffe. Eigentlich ein handelsüblicher Fäustling, ein 600Gramm Hammer. Er hatte ihn zu seiner Waffe umgebaut. Am Ende des Griffs eine Schlaufe angebracht, wie Thors Hammer. Ähnlich einem Lasso ließ er ihn über seinem Kopf kreisen, bevor er zum entscheidenden Schlag ausholte. Die Macht der Masse aus dieser dynamischen Bewegung war tödlich, zertrümmerte den Schädel, ließ die Knochen zersplittern, wie ein dünnes Weinglas.
     
    Als Julia die Schritte hinter sich bemerkte und sich umsah, war schon fast alles vorbei. Ein mächtiger Schlag traf sie, alles wurde schwarz und sie fühlte den Aufprall auf den Asphalt nicht mehr. Der Hammer hatte ihre linke Gesichtshälfte in einer Sekunde in eine matschige Fleischmasse verwandelt. Er betrachtete lächelnd sein Werk, packte sie an den Knöcheln und zog sie durch das offen stehende Tor in den Hinterhof eines Wohnblocks.
     

 

Kapitel 2
    Die Straße war bereits großräumig abgesperrt, als der Passat mit quietschenden Reifen zum Stehen kam. Die beiden Hauptkommissare Rosen und Schneider stiegen aus und gingen zu dem Polizisten an der Absperrung. „Gut dass sie da sind, er hat wieder zugeschlagen. Die Spurensicherung ist schon
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