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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme
Autoren: Anna Tarneke
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normal …?«
    Ich versuchte, mir ein Lachen zu verkneifen und legte auf. Doch als sich Achim P. unten herum entblößte, verging mir das Lachen ohne Probleme.
    So etwas hatte ich in meinem Leben noch nicht gesehen.
    Um seinen Penisschaft klemmte ein circa vier Zentimeter breiter Metallring, der den Blutabfluss aus dem Schwellkörper des Penis’ offensichtlich zu einem großen Teil unterbunden hatte. Das bewirkte einerseits, dass Achim P. nach wie vor eine beeindruckende Erektion vorwies, andererseits diese aber die Form einer großen, dunklen, lilafarbenen Aubergine angenommen hatte, die förmlich über den selbst gebastelten Penisring quoll.
    Â»Da ist wohl was schiefgelaufen …«, sagte ich.
    Â»Ja«, stöhnte Achim P. »Sehe ich genauso.«
    Â»Wie lange haben Sie den schon um?«
    Â»Tja, also, ich hatte gehofft, dass es von alleine weggeht … Ich hab es mit kaltem Wasser und Eis versucht, hab mir sogar Eisumschläge gemacht … aber es hat alles nicht funktioniert. Seit ein paar Stunden ist das jetzt so …«
    In dem Moment betrat Dr. M. den Raum.
    Â»Heilige Sch***«, entfuhr es ihm. So etwas hatte selbst er noch nicht gesehen.
    Es stellte sich heraus, dass Achim P. ein gewöhnliches Metallrohr zersägt und ein Stück für seine Zwecke herausgeschnitten hatte. Er rundete die Enden ordentlich ab, damit die scharfen Kanten nicht sein gutes Stück zerschnitten, dann zog er sich das Metallrohr über und hatte damit Verkehr.
    Eigentlich sollte ein Penisring nur für ein längeres Stehvermögen sorgen – in diesem Fall sorgte er für einen Dauerständer, der immer größer und immer dicker wurde. Wenn die Durchblutung nicht schleunigst wiederhergestellt wurde, würde der Penis absterben.
    Was Achim P. auf jeden Fall verhindern wollte.
    Â»Das wird schwierig«, sagte Dr. M. »So einfach kriegen wir den nicht ab. Wir brauchen eine Metallsäge.«
    Â»Wie bitte?«, entfuhr es Achim P. entsetzt. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!«
    Â»Doch. Alternativ können wir operieren. Dafür müsste der Kollege Ihren Penis aufschneiden und die Schwellkörper entlasten. Aber ob er danach jemals wieder voll funktionsfähig sein wird, kann ich Ihnen nicht zu 100 Prozent versprechen.«
    Â»Okay. Dann die Säge«, stotterte Achim P. und wurde kreidebleich.
    Da es Sonntag war, musste ich den Werkstattnotdienst des Krankenhauses anrufen. Nachdem ich dem dort zuständigen Handwerker unser Anliegen erklärt und er sich von seinem Lachanfall erholt hatte, wurde er sauer.
    Â»Und wegen so einem Sch*** muss ich an meinem freien Tag ins Krankenhaus kommen?!«, schimpfte er.
    Â»Tut mir leid«, sagte ich. »Aber wenn Sie nicht kommen, muss womöglich amputiert werden, und …«
    Â»Schon gut, schon gut«, unterbrach er mich übellaunig. »Ich bin schon unterwegs.«
    Die Vorstellung einer Penisamputation schien ein gewisses Solidaritätsgefühl in ihm auszulösen, und wenig später brachte er uns grummelig eine Metallsäge in die Notaufnahme.
    Â»Bevor wir anfangen, machen Sie bitte ein Foto«, sagte Dr. M. zu mir und fügte mit Blick auf den schockierten Patienten hinzu: »Nicht für mich. Für die Krankenakte. Das müssen wir dokumentieren.«
    Also schoss ich ein Foto von der Aubergine, die mal ein Penis gewesen war. Dann bemühten wir uns, mit Verbandszeug und Tupfer so viel von Achim P.s Geschlechtsteil abzudecken, wie nur irgend möglich. Falls wir mit der Säge abrutschen sollten, wollten wir sein Fleisch möglichst gut geschützt wissen.
    Achim P. bekam eine Infusion mit Schmerzmitteln, wodurch sich seine Stimmung deutlich besserte.
    Dann setzte der Doktor die Säge an.
    Wer glaubt, dass Achim P. nach wenigen Minuten von seiner Qual erlöst war, der irrt. Und zwar gewaltig.
    Mehrere Stunden lang wurde der selbst gebaute Penisring mit der Metallsäge bearbeitet. Immerhin mussten wir an zwei Stellen sägen, um das Ding abzubekommen, und länger als eine Viertelstunde am Stück konnten wir nicht sägen. Zum einen brauchte Achim P. danach stets eine Pause, zum anderen konnte niemand von uns länger konzentriert und ohne in Lachen auszubrechen mit der Säge da unten herumfuhrwerken.
    Also wechselten wir uns ab. Schwestern, Pfleger und Ärzte aus verschiedenen Schichten und Abteilungen kamen und sägten immer mal wieder für ein
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