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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme
Autoren: Anna Tarneke
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und verschwand.
    Während ich Romina G.s Verband kontrollierte und mich davon überzeugte, dass ihre Infusion noch richtig saß, fuhr ich mit meiner Standpauke fort.
    Â»Sie sollten für eine Weile keinen Geschlechtsverkehr ausüben, okay? Das ist wirklich zu gefährlich. So eine Infektion muss ausheilen, das kann sonst eine Blutvergiftung geben, daran können Sie sterben! Sie müssen das für eine Weile lassen, verstanden?«
    Â»Ja, alles klar, kein Problem«, sagte Romina G.
    Â»Brauchen Sie Hilfe? Ich kann Ihnen den Kontakt zur Drogenhilfe …«
    Â»Nein, nein. Alles easy.«
    Als ich mit ihr das alte Schwesternzimmer verlassen wollte, stieß sie beinahe mit Horst zusammen. Aufreizend sah sie ihn an.
    Â»Hey, hallo Schätzchen, na, wie wäre es …«
    Mein Blick muss vernichtend gewesen sein, jedenfalls beendete Romina G. ihren Satz nicht, sondern fuhr unschuldig fort.
    Â»Ich weiß, ich weiß, kein GV «, sagte sie. »Aber blasen ist doch kein Problem, oder?«
    ***
    Sie werden vermutlich schon vor der Geschichte mit Romina G. geahnt haben, dass die Realität im Krankenhaus nicht besonders viel mit der Romantik einer Krankenhaus- TV -Serie zu tun hat. Aber bevor ich die nächste Episode aus der harten Wirklichkeit zum Besten gebe, möchte ich noch kurz zurück zur lieben Schwester Susi kommen und Ihnen beweisen, dass es sie manchmal eben doch gibt, die Krankenhausromantik.
    Es war halb fünf in der Früh als Michael M. mit dem Taxi in die Notaufnahme fuhr. In dieser Nacht war nicht viel los, und meine Kollegin Susi kümmerte sich um den Mann. An seinem Unterarm prangte eine circa 15 Zentimeter lange Brandwunde. Zum Teil waren Brandblasen zu sehen, zum Teil auch nur das rohe Fleisch.
    Â»Oje, das sieht ja nicht gut aus«, sagte Schwester Susi und lächelte Michael M. an.
    Der 32-Jährige große, blonde Mann erwiderte ihr Lächeln.
    Â»Tut auch höllisch weh«, sagte er und ließ meine Kollegin dabei nicht aus den Augen.
    Susi strich sich über ihre langen schwarzen Haare, die sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte.
    Â»Wie ist das passiert?«, fragte sie und lächelte erneut.
    Ich beobachtete das Ganze aus sicherer Entfernung und konnte mir ein Grinsen kaum verkneifen. Die flirteten doch! Das konnte ein Blinder auf hundert Metern Entfernung erkennen!
    Â»Ach, ’ne ganz dumme Sache«, sagte Michael M. »Ich bin Konditor. Und als ich meine Kuchen in den Ofen schieben wollte, bin ich mit dem Unterarm an das heiße Blech gekommen. Total doof.«
    Â»Kann doch jedem mal passieren.«
    Â»Mir eigentlich nicht. Das war echt ungeschickt.«
    Â»Ach was.«
    Und wieder wurde gelächelt.
    Schwester Susi desinfizierte seine Wunde, und nachdem der Doktor noch einen Blick darauf geworfen hatte, verband sie Michael M.s Arm.
    Â»Tut es noch sehr weh?«
    Â»Nein, ist schon viel besser.«
    Â»Schön.«
    Lächeln.
    Susi ließ sich beim Verbinden ordentlich Zeit, aber irgendwann ist nun mal jeder Verband fertig.
    Â»So. Jetzt können Sie nach Hause.«
    Enttäuscht sah er sie an. »Ist nicht Ihr Ernst.«
    Â»Doch, wirklich. Alles in Ordnung. Es sah schlimmer aus, als es war. Den Verband sollten Sie in zwei Tagen beim Hausarzt wechseln lassen.«
    Â»Kann ich das nicht bei Ihnen machen?«
    Â»Ich mache nur Nachtschichten.«
    Â»Ich muss eh mitten in der Nacht aufstehen«, sagte Michael M. lächelnd.
    Susi lächelte zurück, schüttelte aber den Kopf.
    Â»Das gehört leider nicht zu den Aufgaben einer Notaufnahme. Tut mir leid.«
    Â»Schade.«
    Â»Ja.«
    Michael M. bedankte sich für ihre aufopferungsvolle Hilfe und ging schließlich schweren Herzens nach Hause. Er war kaum durch die Tür, da stand ich neben Susi.
    Â»Was war das denn, hm?«, fragte ich neugierig.
    Â»Wieso? Was denn?«, sagte Susi auffallend gleichgültig.
    Â»Das war ein Eins-a-Flirt!«
    Â»Quatsch!«
    Susi wurde knallrot.
    Â»Oh doch!«
    Â»Ach, Blödsinn.«
    Als wir am nächsten Abend zur Nachtschicht kamen, stand ein großes Tablett mit Kuchen in unserem Aufenthaltsraum. Nicht etwa Butterkuchen oder so etwas Einfaches, sondern viele kleine Petit Fours, die nicht nur köstlich aussahen, sondern auch so schmeckten. Sie waren sorgfältig um eine rote Rose drapiert, an der wiederum eine Karte hing.
    Â»Wo kommt denn der Kuchen her?«, fragte ich.
    Â»Den hat
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