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Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme

Titel: Spritzenmäßig: Kurioses, Krasses und Komisches aus der Notaufnahme
Autoren: Anna Tarneke
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heute Nachmittag jemand für Susi abgegeben«, sagte ein Pfleger grinsend.
    Sofort wurde meine Kollegin wieder knallrot.
    Â»Würde mich gerne für die Erste Hilfe revanchieren«, las Susi vor. »Und dazu eine Telefonnummer.«
    Sie kicherte verlegen.
    Ich weiß nicht, ob es an unseren Sprüchen über den verliebten Zuckerbäcker lag oder einfach an Susi selbst, jedenfalls zierte sie sich wie eine Prinzessin auf der Erbse und rief Michael M. nicht an.
    Â»Das ist doch alles Unsinn, der macht das bestimmt andauernd. In ein paar Tagen hat der mich garantiert schon wieder vergessen«, glaubte sie.
    Was für ein Irrtum.
    Zwei Tage später stand erneut ein Kuchentablett in unserem Aufenthaltsraum. Diesmal mit herzförmigen Petit Fours und der charmanten Drohung, wenn Susi ihn nicht anrufe, werde er die Kuchentabletts mitten in der Nacht persönlich im Krankenhaus abholen.
    Susi rief trotzdem nicht an.
    Und der verliebte Konditor lieferte weiterhin die köstlichsten Kuchen, die wir alle unter großen »Ahs« und »Ohs« auffutterten. Der ganze Spaß zog sich drei Wochen hin – in denen ich zwei Kilo zunahm, denn so viel Kuchen isst ja sonst kein Mensch während der Arbeit –, bis Susi ihn schließlich endlich anrief.
    Zwei Stunden telefonierten die beiden und trafen sich noch am selben Tag auf einen Kaffee.
    Das Ganze liegt jetzt sieben Jahre zurück, und die zwei sind noch immer glücklich verheiratet. Mit ihren beiden Kindern leben sie in einem hübschen Häuschen direkt neben der Konditorei, und bis heute bringt Susi ab und an köstlichen Kuchen zu ihrer Nachtschicht mit.
    ***
    Meine Kollegin Susi sollte nicht die Einzige sein, die während der Nachtschicht ihr großes Glück fand. Bei Schwester Iris begann die Romantik allerdings wesentlich dramatischer.
    Ein betrunkener Patient, der im Vollrausch gestürzt war und sich eine Platzwunde am Kopf zugezogen hatte, wollte sich partout nicht helfen lassen.
    Â»Hau ab, du S***«, sagte er zu Iris, als sie seine Wunde reinigen wollte.
    Iris, eine große und sportliche Frau mit feuerrotem Lockenkopf, überhörte die Bemerkung lässig.
    Â»Ihre Platzwunde muss geklammert werden«, sagte sie freundlich. »Dafür muss ich sie aber erst sauber machen.«
    Â» VER *** DICH !«
    Aggressiv stieß sie der Mann zur Seite. Iris jedoch ist hart im Nehmen und lässt sich so schnell nicht aus der Fassung bringen.
    Â»Jetzt mal ganz ruhig«, sagte sie sachte. »Je eher ich Ihre Wunde versorgen kann, desto schneller können Sie wieder nach Hause.«
    Einen Moment lang saß der Mann ganz still auf der Behandlungsliege. Iris näherte sich ihm mit Tupfer und Desinfektionsmittel, aber als sie gerade anfangen wollte, ihm das Blut von der Stirn zu wischen, flippte der Mann völlig aus.
    Â»Ich habe gesagt, du sollst dich VER ***!«, brüllte er und stieß sie so grob von sich weg, dass Iris zu Boden stürzte. Dann sprang er schreiend von der Liege und begann, das Behandlungszimmer zu verwüsten. Er schmiss alles um, was nicht niet- und nagelfest war und gab dabei die übelsten Hasstiraden von sich.
    Als ich den Lärm vernahm, rief ich sofort die Polizei. Iris hatte sich hinter einem Paravent verschanzt und hielt sich schützend eine Hand vors Gesicht, um die heranfliegenden Brechschalen und Seifenspender abwehren zu können.
    Zwei Pfleger eilten ihr zu Hilfe und versuchten, den randalierenden Mann festzuhalten – was kein leichtes Unterfangen war. Er wehrte sich nach Leibeskräften, und meine Kollegen bekamen nicht nur einen Schlag ab.
    Endlich tauchte die Polizei auf und nahm den Rowdy in Gewahrsam. Tom R., der jüngere der beiden Beamten, befragte Iris, während der andere den Übeltäter abführte.
    Â»Alles okay mit Ihnen?«, fragte er und schaute Iris mit seinen schönen braunen Augen lange an. Wäre dies ein Film gewesen, hätte in diesem Moment die Geigenmusik eingesetzt. Es war nicht zu übersehen, dass der braunhaarige, durchtrainierte junge Polizist wie vom Blitz getroffen war. Iris schien es auch nicht anders zu ergehen. Sie strich sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht und lächelte.
    Â»Ja, ja. Geht schon wieder. Mir ist nichts passiert.«
    Tom R. befragte Iris kurz zum Tathergang und dann wesentlich ausführlicher zu ihrem Dienstplan.
    Â»Haben Sie immer Nachtschichten?«
    Iris schüttelte den Kopf und
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