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Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft
Autoren: Horst Eckert
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niemals entkommen würde.« Tonia starrte auf den Fernseher, auf dem noch immer Noureddine lachte. »Und er sagte … er drohte mir, dass er immer … dass er immer für mich da sein wird!«

     
    »Wahnsinn«, sagte Anna, als sie Tonias Wohnung verließen.

    Veller trug die zerstörte Minikamera und die Silberscheibe, die Tonias Eskapade mit Noureddine Diouri dokumentierte, in Beweismitteltüten mit sich. Die Chance, Stills Fingerspuren darauf zu finden, war zwar gering, aber Veller wollte nichts unversucht lassen.

    Je drei Schüsse in Kopf und Herz – ob das auf Noureddines Ermordung zutraf, würde leicht zu erfahren sein.

    »Der Spitzel, der Norbert Still geholfen hat, war Yassin«, sagte Anna. »Wetten?«

    »Alias Dennis Scholl«, stimmte Veller zu. »Erinnerst du dich an die Aussage der Stiefschwester, bei der er sich durchschnorrte? Dennis hatte ihr vorletztes Jahr zum Geburtstag tausend Euro zurückgezahlt. Ich hab nachgesehen, der Geburtstag ist im September. Und letzte Woche hatte Dennis die Rückzahlung seiner restlichen Schulden angekündigt. Wie wollte der notorisch klamme Kerl an die Knete kommen?«

    »Du meinst, indem er Still erpresste. Yassin meldet sich bei seinem V-Mann-Führer und verlangt erneutes Schweigegeld.«

    »Weil er mitbekommen hat, dass du und Zander die Ermittlungen im Mordfall Noureddine wieder aufgenommen hattet.«

    »Rafi könnte ihm das erzählt haben.«

    »Und dann hat Still beschlossen, Yassin zu beseitigen, indem er ihm die Bombe unterjubelt.«

    »Wahnsinn«, wiederholte Anna.

    Nein, dachte Veller. Aus Stills Sicht war es genial. Mit der Zündung der Bombe hatte der Geheimdienstmann nicht nur seinen Mordkomplizen beseitigt. Zugleich hatte er eine Gruppe verhasster muslimischer Fundis ausgeschaltet und, indem der Verdacht auf die Opfer selbst fiel, im ganzen Land eine Angststimmung erzeugt, die Stills eigene Paranoia bestätigte. Dass die Panik auch noch der Partei zugutekam, in der sich Still engagierte, war gleichsam das Sahnehäubchen gewesen.

    Veller schloss den Alfa auf, den er auf den Bürgersteig gesetzt hatte.

    »Bringst du mich nach Hause?«, fragte Anna.

    »Gern.«

    Veller fuhr nordwärts. Wo tagsüber die U-Bahn-Baustellen für Staus sorgten, waren die Straßen fast leer. Eine kalte Nacht – Veller drehte den Regler für die Sitzheizung seiner Beifahrerin auf.

    »Ich bin todmüde.« Anna deutete ein Gähnen an.

    »Klar.«

    »Glaub nicht, dass ich nach einem solchen Tag noch Lust auf Sex habe.«

    »Wieso meinst du, dass ich darauf spekulieren würde?«, fragte Veller mit gespielter Empörung.

    »Es ist viel zu spät dafür.«

    »Da hast du völlig recht.«

    »Nur kuscheln.«

    »Genau.«

    Annas Augen blitzten. Von wegen nur kuscheln, dachte Veller und beschleunigte seinen Wagen.

    In der Nähe ihrer Wohnung fand er eine Parklücke im Halteverbot. Vielleicht würde ihn der Gewerkschaftsaufkleber vor einem Knöllchen bewahren.

    Als sie ausstiegen, brummte ein Taxi vorbei.

    »So hat das Auto geklungen«, sagte Anna, plötzlich ganz ernst.

    Veller wusste sofort, was sie meinte. Das Fahrzeug, das unmittelbar nach der Explosion vom Tatort weggefahren war.

    »Ein Dieselmotor«, stellte Veller fest.

    »Fährt Still einen Diesel?«

    »Darum kümmern wir uns morgen.«

     
    Samstag, 21. März, Blitz, Titelseite:

    Düsseldorfer Terrorbombe: Erste Festnahme

    Sonntag, 22. März, Blitz am Sonntag, Titelseite:

    Bundesweite Demonstrationen gegen religiöse Gewalt Hunderttausende gedachten Carola Ott

    Montag, 23. März, Blitz, Titelseite:

    Die Terrorbombe: Arbeitete Dennis S. für den Verfassungsschutz?

    Dienstag, 24. März, Düsseldorfer Morgenpost, Titelseite:

    Bewegende Trauerfeier für Carola Ott

    Mittwoch, 25. März, Kölner Kurier, Titelseite:

    NRW-Verfassungsschutzaffäre: Freiheitliche fordern bedingungslose Aufklärung

    Donnerstag, 26. März, Düsseldorfer Morgenpost, Titelseite:

    Politisches Erdbeben in Düsseldorf: Innenminister nimmt Hut, Regierungschef wackelt

68.

    Das Haus der Valerys lag in Meerbusch-Büderich, einem linksrheinischen Vorort der Landeshauptstadt. Kein Palast wie das Anwesen der van Straelens in Essen-Werden, doch Moritz wusste, dass Gisbert Valery, Ingenieur und Inhaber eines international erfolgreichen Planungsbüros, als steinreich galt und aufgrund der Beziehungen seiner weitverzweigten Familie über einen nicht zu unterschätzenden Einfluss verfügte.

    Die Wohnhalle des Erdgeschosses schmückte ein abstrakter
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