Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sprengkraft

Sprengkraft

Titel: Sprengkraft
Autoren: Horst Eckert
Vom Netzwerk:
begleiten, wenn ich meinen Vater besuche?«

    »Ostwestfalen?«

    »So übel ist das auch wieder nicht.« Seine blauen Augen strahlten sie an.

    Ein Kollege, dachte Anna. Das konnte doch niemals gut gehen, oder?

    »Okay«, sagte sie.

70.

    Der Mann hatte eine Sporttasche dabei und setzte sich zu ihr auf die Parkbank. Miriam fühlte sich unwohl, allein mit diesem Unbekannten. Sie legte die Hand auf ihren Bauch, als machte sie die Schwangerschaft unantastbar.

    Miriam spürte, wie sich das Ungeborene bewegte. Allahu akbar, dachte sie. Gott wollte, was sie tat, sonst hätte er sie nicht hierher geführt.

    »Bist du Jewgeni?«, fragte sie.

    Der Mann nickte. Er sah sich um, dann tauschte er seine Tasche gegen ihren Einkaufsbeutel und kontrollierte die Tüten, die darin steckten.

    »Zwei Kilo«, betonte Miriam.

    »Wollen wir hoffen, dass du uns nicht bescheißt«, antwortete der Russe. »Normalerweise schaue ich Leuten in die Augen und weiß Bescheid. Mit einer wie dir hab ich noch nie Geschäfte gemacht.«

    Miriam zupfte nervös an dem Stoff vor ihrem Gesicht, zog den Reißverschluss der Sporttasche auf und lugte hinein.

    »Ein Schuhkarton«, stellte sie fest.

    »Der es in sich hat.«

    »Hoffentlich.«

    »Vertrauen ist das Wichtigste auf der Welt. Wo kämen wir hin, wenn wir einander nicht vertrauen könnten?«

    Miriam wunderte sich, das aus dem Mund eines Gangsters zu hören.

    Jewgeni fügte hinzu: »Das Zeug zu besorgen, war nicht so leicht. Ganz schön teuer, den Angestellten zu bestechen.«

    »Ich dachte, der Steinbruch gehört deinen Leuten.«

    Seinem Gesicht konnte sie ablesen, dass sie ihn beim Schwindeln ertappt hatte. Aber es war ihr egal. Sie hatte, was sie wollte.

    Sie hob den Deckel des Schuhkartons an. Er war voller Schrauben und Muttern. Darin eingebettet ein Bündel Stangen in rötlichem Papier. Der Inhalt gab nach, als sie eine Stange anfasste. Miriam erschrak. Sie zog den Reißverschluss wieder zu und umklammerte die Tasche mit beiden Händen.

    Der Kleine in ihrem Bauch trat mit seinen winzigen Füßen. Er würde stark werden, ein Kämpfer, inschallah – Dschihad, Sohn des Said Boussoufa, Spross eines Märtyrers.

    »Ich will gar nicht wissen, was du damit vorhast«, sagte der Mann, der neben ihr saß.

    »Frieden und Gerechtigkeit.«

    »Das behaupten alle.«

    »Du musst mir noch erklären, wie man das Ding zündet.«

    Wieder blickte Jewgeni sich um. »Du hast die roten Stangen gesehen?«

    »Ja.«

    »Sie umschließen ein Handy, und der Stromkreis, der es normalerweise klingeln lässt, ist mit der Zündkapsel verbunden.« Der Russe gab ihr einen Zettel. »Wenn du diese Nummer wählst, schließt sich der Kreis, der Akku des Handys lässt die Zündkapsel hochgehen und damit den ganzen Sprengstoff. Kapiert?«

    »Das heißt, ich darf nicht zu lange warten, sonst ist der Akku leer.«

    »Schlaues Mädchen. Dürfte ich mal dein Gesicht sehen?«

    »Das war’s dann, nehme ich an.« Sie stand auf, um zu gehen.

    »Warte! Hast du einen Plan?«

    Miriam wandte sich um. »Einen Plan?«

    »Ja, für Frieden und Gerechtigkeit und den ganzen Kram.«

    Miriam lächelte unter ihrem Hijab. »Gott macht die Pläne. Ich bin nur das Werkzeug.«

    »Klar. Das stell ich nicht infrage, aber …«

    »Ja?«

    »Sag mir trotzdem, was du vorhast, zumindest ungefähr. Ich meine … Mir wär’s nämlich lieb, nicht mittendrin zu sein, wenn du dein, äh, Zeichen setzt.«

    »Bleib einfach morgen Abend zu Hause.«

    »Morgen Abend also?«

    »Ja. Morgen Abend, inschallah. «

Danksagung

    Dank an die zahlreichen Freunde und großzügigen Helfer, die mir während der Arbeit an diesem Roman mit ihrem Sachverstand zur Seite standen.

    Namentlich nennen möchte ich Samy Charchira und Michael Kiefer von der Aktion Gemeinwesen und Beratung AGB, Klaus Dönecke, Dirk Sauerborn und Detlev Sostak vom Polizeipräsidium Düsseldorf, Max Starmann, Dirk Spliethoff und Kai Lorra vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen, dessen Direktor Wolfgang Gatzke und seine Pressestelle sowie Guido Schweers, Bertram Job und Christoph Müller.

    Ein herzliches Dankeschön an Jutta Bechstein-Mainhagu vom Goethe-Institut Bordeaux und an das Department Gironde, in dessen Autorenresidenz die ersten Kapitel geschrieben wurden.

    Mein besonderer Dank gilt erneut meinen Erstlesern Klaus Eckert und Kathie Wewer, die Stunden ihrer Lebenszeit opferten, um mir Beistand, Rat und Kritik zu schenken, sowie dem wunderbaren Team von Grafit.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher