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0430 - Vampir-Geschwister

0430 - Vampir-Geschwister

Titel: 0430 - Vampir-Geschwister
Autoren: Jason Dark
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Es War eine der Nächte gewesen, wo die Natur den Menschen beweisen wollte, daß sie doch stärker war. Ein Orkan umtoste die Burgen, ließ die Fahnen knattern und riß Wimpel von den Stangen.
    Menschen und Tiere verkrochen sich, um auf das Ende des Sturms zu warten. Sie kannten dieses Wetter. Im Herbst und im Frühjahr brach es herein. Da wurde es tagsüber nicht richtig hell, und wer etwas sehen wollte, mußte Laternen anzünden.
    Diese Nacht war geschaffen, um Böses zu tun. Das hatten auch die beiden Geschwister vor.
    Im Schutz der Dunkelheit verließen sie die Burg, hielten sich im Wald versteckt, wo sie einen räudigen Hund rissen und sich sein warmes Blut teilten.
    Sie schauten sich dabei an, in ihren Augen leuchtete die Gier, und das Blut des Tieres floß ihnen über das Kinn, erreichte die Hälse und versickerte in der Kleidung.
    Aber Tierblut war nicht das Richtige. Menschenblut wollten sie. Sie konnten zwar den Lebenssaft der Tiere trinken, nur erlaubte er ihnen ein Vegetieren, kein richtiges Leben.
    Aber das wollten sie haben.
    Und deshalb mußten wieder Menschen daran glauben!
    Doch die Menschen waren schlau gewesen. Sie hatten inzwischen erfahren, was die beiden Geschwister wollten und wer sie waren. Sie gingen ihnen aus dem Weg, und wenn eine Begegnung einmal in der Dunkelheit stattfand, wurden die Kreuze hervorgeholt und den beiden Vampiren vor die Gesichter gehalten.
    In ihre Burg traute sich sowieso niemand mehr. Wer dort lebte, gehörte entweder zu ihnen oder war so alt, daß sein Blut nicht mehr schmeckte.
    Sie träumten von frischem Lebenssaft.
    Der Earl of Luna, wie er sich nannte, schaute seine Schwester Margot an Sie hockte vor ihm auf der kleinen Waldlichtung und leckte sich die letzten roten Tropfen vom Kinn.
    Margot war in der letzten Zeit blaß geworden. Man sah ihr die Qualen an, unter denen sie litt, und so etwas mochte ihr Bruder überhaupt nicht.
    Er hing sehr an seiner Schwester, wollte sie nicht leiden sehen. Aber er mußte immer in das verhärmt aussehende, blasse Gesicht schauen, in dem die Augen tief in den Höhlen lagen und so wirkten, als würden sie jeden Tag tiefer hineinwachsen.
    »Es ist bald nicht mehr möglich, daß wir so weiterleben«, sagte sie leise.
    »Die Leute wissen zuviel. Hast du die Feuer gesehen, die sie bei Anbruch der Dunkelheit angezündet haben, Bruder?«
    Der ebenfalls hagere und gebeugt dasitzende Mann nickte ein paarmal.
    »Sie galten uns, Bruder!«
    »Meinst du?«
    »Ja, ich weiß es. In dieser Nacht werden die Dörfler Jagd auf uns machen.«
    »Können sie uns finden?«
    »Ich weiß es nicht, aber ich möchte den Wald nicht verlassen. Laß uns trotzdem gehen.«
    Der Earl of Luna sah seiner Schwester zu, wie sie sich erhob. Margot trug ein Kleid aus bleichem Tuch, das schon wie ein Leichenhemd wirkte.
    »Du sollst doch nicht gehen.«
    Margot lächelte mit blutverschmierten Lippen. »Den Wald verlasse ich nicht. Ich will auf den Hügel. Von dort kann ich sehen, wie unsere Burg gestürmt wird.«
    »Ist es so schlimm?«
    »Ja, sie haben sich einen jungen Anführer geholt. Er wird irgendwann heranreifen und einer der ganz Großen werden. Schon heute bezeichnen sie ihn als den Mann mit dem Löwenherzen, und er wird im Zeichen des Kreuzes und des Löwenbanners kämpfen. Ich weiß das, ich habe ihn auch schon gesehen.«
    »Wo?«
    Margot hob die Schultern. An ihren langen Vampirzähnen klebte noch Blut. »In einem der Dörfer machte er Rast. Ich sah ihn durch das Fenster einer Schänke. Er trank Wein und aß Schinken dazu. Ich spürte sofort, daß er etwas Besonderes war.«
    Auch der Earl stand auf. »Wir können ihn im Schlaf überraschen.«
    Margot lachte und knickte einen Zweig ab. »So wie diesem Zweig würde es auch uns ergehen.«
    »Dann laß uns nachschauen.«
    »Sie sind bestimmt schon unterwegs«, sagte Margot, als sie abdrehte und nach dem schmalen Pfad suchte, der sie in das Dickicht führte. Der Weg war fast zugewachsen. Die Frau schaffte sich mit wilden Handbewegungen freie Bahn und schimpfte über das Gelände.
    Ihr Bruder dachte anders. »Laß es, Margot, es wird uns Schutz und Sicherheit geben.«
    »Hoffentlich.«
    Der Wald bestand aus unzähligen Armen, die nach ihnen griffen und sie festhalten wollten. Manchmal schlugen Äste vor ihre Körper. Oft genug mußten sie sich unter ihnen hinwegducken.
    Margot ging schnell. Sie war überzeugt davon, daß diese Nacht ein Inferno bringen würde.
    Oft genug hatte der hinter ihr gehende Bruder
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