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0430 - Vampir-Geschwister

0430 - Vampir-Geschwister

Titel: 0430 - Vampir-Geschwister
Autoren: Jason Dark
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langsam auf sie zu.
    Sie hörte mich, tat aber nichts.
    Ungefähr eine Körperlänge von ihr entfernt blieb ich stehen. Ich hatte plötzlich eine Idee. Bisher hatte ich nicht viel über die Hintergründe des Falles erfahren, das sollte nun aus berufenem Munde geschehen.
    Die Beretta ließ ich verschwinden. Ich konnte sie notfalls schnell genug ziehen. Dafür griff ich in die Tasche und holte etwas anderes hervor.
    »Du kannst dich jetzt herumdrehen!« sagte ich. »Aber langsam, ich will dich unter Kontrolle halten!«
    Sie gehorchte.
    Ich hielt die Lampe so, daß ich die Bestie nicht blendete, sie aber trotzdem sah.
    Zum erstenmal erschien das Gesicht dicht vor mir.
    Nein, es war kein Gesicht mehr, sondern eine alte, schon fast verweste Fratze mit einer bleichen und zugleich ledrig wirkenden Haut. Die Haare auf dem Schädel sahen aus wie schmutzige, ineinander verfranste Wollknäuel, die sich in alle Richtungen verteilt hatten.
    Sie bot ein widerliches Bild. Knochen und Haut bildeten das Gesicht, ich sah die beiden leicht gebogenen Zähne aus dem Oberkiefer ragen und auch noch Ungeziefer durch das Gestrüpp der Haare kriechen.
    »Schau auf meine Hand!« befahl ich.
    Ich hatte die linke Faust ausgestreckt, die ich nun öffnete. Ich präsentierte ihr den Gegenstand, den ich aus der Tasche gezogen hatte.
    Sie sah ihn, das Gesicht verzerrte sich noch mehr, auch wollte sie einen Schritt zurück, aber der Tote hielt sie auf.
    »Kennst du es?«
    Sie nickte und gab mir mit rauh klingenden Worten die Antwort. »Das Siegel der Templer, das Siegel des Richard Löwenherz…«
    ***
    »Genau das ist es«, sagte ich und hatte in dieser dunklen, unheimlich wirkenden Gruft endlich die Bestätigung für meine Vermutung gefunden.
    Das Siegel des Richard Löwenherz war also echt. Es hatte die Jahrhunderte überlebt und mußte meiner Ansicht nach seine Magie noch erhalten haben. Damals war es wahrscheinlich von Richard Löwenherz eingesetzt worden, jetzt besaß ich es und war bereit, die letzte aus dem Clan der Vampir-Familie zu vernichten.
    Sie konnte den Blick nicht davon abwenden. Durch ihren Körper lief ein Zittern. Sie bewegte den lappigen Mund, aber erst später drangen die Worte hervor.
    »Das Siegel, das Kreuz, der Löwe«, ächzte sie. »Wer bist du? Wie kommst du daran?«
    »Ich bin nicht Richard Löwenherz!«
    »Nein, er ist tot.«
    »Aber ich bin sein Erbe und werde, das vollenden, was ihm nicht gelungen war. Wie war das damals, als er die Burg hier niederbrennen ließ?«
    Die Augen der Bestie wurden groß. Die Erinnerung übermannte sie.
    Stockend begann sie ihren Bericht. »Damals jagte man uns. Er war an der Spitze der Häscher, aber er erwischte nicht alle. Nein, wir beide konnten fliehen. Ich, Margot und mein Bruder, der Earl. Wir schauten zu, wie sie starben und sie verbrannt wurden. Man hat sie ans Flammenkreuz gehängt, dort erfaßte sie das Feuer und verzehrte sie zu Asche. Aber mein Bruder und ich entkamen, wir wollten überleben, wir schworen ihm Vernichtung, und als wir diesen Schwur nicht einhalten konnten…«
    »Habt ihr ihn verfolgt?«
    »Ja, wir waren hinter ihm her. Auf seinen Kreuzzügen haben wir ihn oft ein Stück begleitet, aber wir kamen nicht an ihn heran, er war gut, und er hatte das Siegel. Dann geriet er in Gefangenschaft, und wir zogen uns in die Wälder zurück.«
    »Wo ihr vom Blut der Tiere gelebt habt.«
    »Genau.«
    Ich nickte ihr zu. »Jetzt besitze ich das Siegel, und ich werde es für meine Zwecke einsetzen. Es soll mir oder Richard Löwenherz noch einen letzten Dienst erweisen…«
    »Nein, nein, nein!« Sie sprach es scharf aus, wich zurück und stieg über den toten Küster hinweg, damit sie auf der Treppe entkommen konnte.
    Ich war viel schneller.
    Auf der dritten Stufe erwischte ich sie und hieb meine linke Faust gegen ihre Schulter.
    Dieser Treffer schmetterte sie in die Knie. Auf der Stufe sank sie zusammen, wäre fast wieder hinabgerollt, doch ich hielt sie mit meinem Fuß auf.
    Sie lag schräg und auf zwei Stufen, schaute mir ins Gesicht. Ich hatte das Gefühl, in allmählich brechende Augen zu sehen, und öffnete abermals meine Faust.
    Wieder lag das Siegel in ihrem Sichtbereich. Diesmal verzerrte sich ihr Gesicht nicht mehr, es blieb eine Maske, aber auch für mich war dies kein Spiel.
    Ich bückte mich.
    Somit näherte sich auch das Siegel der Templer ihrem Gesicht, und sie wußte genau, was das bedeutete.
    »Neiiiiinnn!« keuchte sie. »Nicht!«
    Ihr Schrei brach ab, denn ich
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