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024 - Irrfahrt der Skelette

024 - Irrfahrt der Skelette

Titel: 024 - Irrfahrt der Skelette
Autoren: Larry Brent
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Er stellte auf automatische Steuerung um und ahnte in dieser
Sekunde noch nicht, daß dies die letzte Handlung seines Lebens war. Jack
Sullivan wischte sich über die schweißnasse Stirn. Es war gut, daß wieder Wind
aufkam. Nach der Flaute der vergangenen Tage war das kleine Segelboot kaum mehr
als fünfzehn Meilen am Tag vorangekommen.
    Jetzt trieb es mit höherer Geschwindigkeit durch den Atlantik.
    Sullivan wandte sich um und näherte sich der Treppe, die in die kleine,
enge Kabine führte. Dort schlief John Henriks, sein Partner, mit dem er die
Weltumseglung durchführen wollte.
    Dreißigtausend Meilen lagen bereits hinter ihnen. Sie hatten es
geschafft. Fast! Noch ein paar tausend Meilen, und sie würden wieder in den sicheren
Hafen von New York einlaufen, wo man sie begeistert empfangen würde - als
Helden, die Mut und Entschlossenheit bewiesen hatten. Sullivan setzte seinen
Fuß auf die vierte Treppenstufe, als es geschah.
    Die Gestalt wuchs wie ein Pilz aus dem Boden vor ihm auf. Hände
legten sich um seine Kehle und würgten ihn. Für Bruchteile von Sekunden war
Sullivan von dem blitzartigen Überfall so überrascht und benommen, daß er zu
keiner Gegenwehr fähig war. Als er endlich begriff, daß es um sein Leben ging,
war es schon zu spät.
    Vor seinen Augen begann es wild zu kreisen. Blutrote Nebel und
Flecken tanzten auf und nieder; die schemenhaften Umrisse des Würgers wurden zu
einem unüberwindlichen Wall.
    Vergebens versuchte Sullivan, den Griff zu lockern. Wie
Stahlzangen lagen die Hände um seinen Hals.
    »John«, gurgelte er. Seine Stimmbänder brachten nur ein müdes
Krächzen zuwege. »Bist du denn übergeschnappt?«
    Dann verließen ihn seine Sinne, und Sullivan begriff nicht,
weshalb er sterben mußte.
     
    ●
     
    Ein Tag später ... Der Dampfer Kartanaxa kreuzte im
Mittelatlantik. Vom Schiff aus entdeckte man das kleine Segelboot, das auf den
blauen Gewässern trieb. Im Vorüberfahren blickten viele Seeleute durch ihre
Ferngläser.
    »Seltsam«, murmelte George Haycox, während er sein Glas abermals
ansetzte. »Es sieht so aus, als würde das Boot mit automatischer Steuerung
segeln. Aber im Cockpit ist niemand zu sehen.«
    Außer Haycox fiel dieser Umstand auch einigen anderen Seeleuten
auf. Haycox beobachtete das Segelboot noch lange. Aber niemand zeigte sich
darauf. Im Schatten der Segel war deutlich zu sehen, daß die Tür zu der nach
unten führenden Kabine weit offen stand. Aber die Stelle war nicht genügend
ausgeleuchtet, um Einzelheiten wahrzunehmen.
    Er schüttelte den Kopf. »Da stimmt doch etwas nicht«, murmelte er
vor sich hin.
    McCumer, ein gebürtiger Ire mit fuchsrotem Stoppelhaar, sah Haycox
von der Seite an.
    »Was soll da nicht stimmen?« fragte der Rothaarige. Sein
pockennarbiges Gesicht glänzte vor Schweiß. McCumer war ein gutmütiger Bursche,
breit wie ein Kleiderschrank und stark wie ein Löwe. Der Ire war ein richtiges
Arbeitstier. Er machte sich keine großen Gedanken über die Probleme dieser
Welt. Wenn es um den Einsatz von Kraft und Muskeln ging, dann war er zu
gebrauchen. Dabei war McCurner bei weitem nicht mit dem lapidaren Wort primitiv
zu bezeichnen. Er war ein sympathischer, liebenswürdiger Kerl, der mit
niemandem Streit anfing, eine eigene Lebensphilosophie entwickelt hatte und mit
sich und der Welt zufrieden war.
    McCurner hatte die Gabee, alles auf einen einfachen Nenner zu
bringen, und er konnte im Gespräch mit Freunden die brennendsten weltpolitischen
Probleme l ö sen. Wenn der
Ire an der Spitze einer Regierung gestanden hätte, waren alle kriegf ü hrenden M ä chte auf der Stelle befriedet worden
McCurners kleines Gehirn begriff die kompliziertesten Zusammenhänge, weil er
sie sich einfach machte.
    Alles auf der Welt war einfach. Man brauchte sich nur zu
verstehen, das war seine Meinung. Und er verstand es, wenn auch ein wenig
unbeholfen und ungeschickt, seine Worte zu wählen und erklärbar zu machen, was
er meinte.
    Manchmal waren seine Lösungen so verblüffend, daß man sich im
stillen fragte, ob McCumer nun wirklich so dumm war, wie er aussah, oder ob
sich in ihm vielleicht ein genialer Weiser verbarg, der viel zu schade. für
diesen Globus war ...
    Wortlos ließ Haycox sein Glas kreisen. Dann entdeckte er die
Aufschrift am Bug des Segelbootes.
    »Die Discover II«, entfuhr es ihm. »Das ist doch Sullivans und
Henriks Boot!«
    »Tatsächlich«, sagte McCumer. »Dann haben sie’s ja bald
geschafft.« Er starrte durch sein Glas und stellte
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