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024 - Irrfahrt der Skelette

024 - Irrfahrt der Skelette

Titel: 024 - Irrfahrt der Skelette
Autoren: Larry Brent
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»Wenn ich nicht gewußt
hätte, daß wir beide uns allein auf dem Schiff befinden, wäre jetzt glatt ein
markerschütternder Schrei über meine Lippen gekommen.«
    Ihre Stimme klang leise und angenehm, und Chantelle drehte noch
ein Stückchen mehr den hübschen Kopf zur Seite, um Ryan voll anzusehen.
    Der Australier legte sich neben sie.
    »Du schläfst nicht«, sagte er überflüssigerweise.
    »Nein, wie du inzwischen bemerkt haben wirst.« Mit diesen Worten
richtete sie sich auf und reckte die vollendeten Glieder wie eine schöne Katze.
    Ryan Sanders fuhr mit der einen Hand durch das dichte, seidige
Haar.
    »Macht dir eine kleine Seereise etwas aus?«
    Erstaunt hob Chantelle die Augenbrauen. »Ist das, was wir seit ein
paar Wochen tun, denn etwas anderes?«
    »Natürlich nicht. Und doch - genaugenommen - ich habe die Absicht,
den Kurs zu ändern. Ich möchte mir etwas ansehen.«
    »Und was, wenn ich fragen darf? Die Galapagos, Noumea und Tahiti
sind so weit entfernt, daß ich mir nicht vorstellen kann, wie du deine
augenblicklichen Wünsche erfüllen könntest. Und das einzige, was sich doch
wirklich anzusehen lohnt - sind die Mädchen dort, oder etwa nicht?«
    Er lachte. »Das ist mit ein Grund, warum ich damals in Noumea vor
Anker ging. Und was meine Wünsche betrifft, so habe ich dich ja schließlich
mitgenommen, um sie mir erfüllen zu können.«
    »Es ist also keine Frau. - Was ist es dann?«
    »Wenn du mich nicht dauernd unterbrechen würdest, hätte ich es dir
schon längst gesagt.«
    Sie blitzte ihn an. »Willst du damit sagen, daß ich eine
Schwätzerin bin? Gut, ich kann auch anders. Wenn es dir so zuwider ist, meine
Stimme zu hören ... « Damit drehte sie sich abrupt um, zog die Beine an,
schlang ihre Arme darum, legte den Kopf auf ihre Knie und wandte Ryan Sanders
einfach den Rücken zu.
    Der Australier lächelte stillvergnügt vor sich hin. Er glaubte
Chantelle genau zu kennen. Sie war nicht so, wie ein uneingeweihter Beobachter
jetzt vielleicht vermutet hätte. Sie war nicht launisch, nicht aggressiv und
nicht hysterisch, sondern völlig unkompliziert und ausgeglichen.
    Diese Flachserei aber war typisch für sie und frischte die
Stimmung zwischen ihnen immer wieder auf.
    Er erzählte von dem Funkspruch, den er aufgefangen hatte.
    Chantelle wandte sich ihm wieder zu.
    »Und was hat das zu bedeuten?« fragte sie mit ernster Stimme.
    »Die ganze Sache hat eine Vorgeschichte«, erklärte Ryan Sanders.
»Es ist nicht der erste Fall. In den letzten vier Wochen hat man insgesamt vier
herrenlos treibende Segelschiffe oder Jachten gemeldet. In einem Fall fand ein
Öltanker ein kieloben treibendes Boot, das völlig unversehrt war. Der Besitzer
jedoch war spurlos verschwunden. Bis heute weiß man nichts über sein Schicksal.
Das Rätselraten um die anderen herrenlosen Boote geht indessen unvermindert
weiter. Und nun trifft es sich, daß ich etwa in dem Bezirk bin, wo man wieder
ein herrenloses Segelboot gesehen zu haben glaubt. Ich möchte der Sache auf den
Grund gehen!«
    Chantelle nickte.
    »Das verstehe ich. Dein Abenteuerdrang ließ ja noch nie zu
wünschen übrig.«
    Er gab ihr einen Kuß auf die verführerisch schimmernden Lippen.
    »Es kann natürlich schiefgehen«, fuhr er fort.
    Als er den Blick seiner hübschen Begleiterin sah, die mit
zusammengekniffenen Augen den strahlendblauen, wolkenlosen Himmel musterte,
schüttelte er den Kopf. »Nein, mit dem Wetter hat das nichts zu tun. Ich meine
das anders. Die Wetterlage wird sich in den nächsten Tagen wohl nicht ändern.
Wir haben ein ausgedehntes Hochdruckgebiet. Ich meinte das in bezug auf das
herrenlose Segelboot. Es ist fraglich, ob ich es finden werde, selbst wenn ich
die augenblickliche Geschwindigkeit aufgrund der vorherrschenden Windstärke
berücksichtige und damit dem Lauf des Bootes auf der Karte praktisch folgen
kann. Der Ozean ist endlos! Es ist selten, daß sich zwei Schiffe begegnen. Und
ein Segelboot ist ein winziges Etwas auf den Gewässern, die wir durchkreuzen.
Die Discover II hat außerdem kein Funkgerät an Bord. Und selbst wenn sie eines
hätte, würde das nicht viel nützen. Ich probiere es.«
    Ryan setzte die Segel, war während der nächsten Stunde mehr in der
Kabine als auf Deck und studierte eingehend die Seekarte.
    Er zeichnete sich genaue Markierungspunkte ein. Knapp zwei Stunden
später hatte er alle Vorbereitungen abgeschlossen. Die Orpheus befand sich in
voller Fahrt. Eine frische Brise blähte das schneeweiße Toppsegel.
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