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024 - Irrfahrt der Skelette

024 - Irrfahrt der Skelette

Titel: 024 - Irrfahrt der Skelette
Autoren: Larry Brent
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Ryan stellte
auf automatische Steuerung ein. Nach seiner Berechnung näherte er sich jetzt
genau von der Seite her der Discover II«.
    »Wenn wir in zwei Tagen keinen Segelzipfel der Discover II zu
sehen bekommen«, meinte er zur hübschen Französin, »dann drehen wir wieder ab.«
    Chantelle nickte.
    »Da die Orpheus mit automatischer Steuerung läuft, hast du
eigentlich die Hände frei, dich mit mir zu beschäftigen.«
    Sie drängte sich leicht an ihn und ließ ihre Hände durch sein
lockiges Haar gleiten. Ryan preßte sie an sich, streichelte ihre Schultern,
näherte sein gebräuntes Gesicht dem ihren und suchte ihre Lippen.
    »Es ist gut, daß irgendwann mal jemand auf die Idee kam, daß
Segelschiffe sich auch automatisch steuern lassen«, murmelte Chantelle
zufrieden und schnurrte wie eine Katze. Die Halbfranzösin hatte kein Interesse
mehr daran, ihr Sonnenbad fortzusetzen. Sie wollte die starken, die
bezwingenden Arme Ryan Sanders fühlen.
    Langsam löste sie sich von ihm und ließ sich behutsam und
raubkatzengleich auf Deck niedergleiten. Ryan folgte der Bewegung des
verlockenden Körpers.
    »Wenn die Sonne hell und klar scheint, wirkt sich das immer auf
mich aus«, wisperte sie kaum hörbar.
    »Erstaunlich, wovon der Sex abhängig sein kann«, entgegnete Ryan
sachlich. Das waren aber auch seine letzten Worte, denn die Lippen Chantelles
verschlossen ihm den Mund.
     
    ●
     
    Manchmal spielt das Schicksal mit den seltsamsten Zufällen. Oft
begegnen sich monatelang keine zwei Schiffe auf dem endlosen Ozean, und dann
kommt es vor, daß ein Dampfer oder ein Motorboot plötzlich die Bahn eines
wagemutigen Seglers kreuzt.
    Im Falle Ryan Sanders’ kam noch ein bestimmtes Moment hinzu:
Aufgrund seiner aufmerksamen Beobachtungen und Berechnungen gelang es ihm
tatsächlich, sich der Bahn der Weltumsegler Jack Sullivan und John Henriks zu
nähern. Am Morgen des zweiten Tages - der Himmel war nicht mehr so klar, und am
fernen Horizont im Osten zogen düstere Wolken auf - glaubte Ryan den Punkt
erreicht zu haben, den er berechnet hatte. Wenn die Discover II ihren
ursprünglichen, vom Dampfer Kartanaxa festgestellten Kurs beibehalten hatte,
dann mußte das Boot jener kleine, weiße Fleck sein, der vielleicht noch vier
oder fünf Meilen von ihm entfernt war.
    Ruhig schaukelte das Schiff auf der kaum bewegten Oberfläche des
azurblauen Wassers. Stolz und Zufriedenheit kennzeichneten Ryans
Gesichtsausdruck. Was er selbst kaum für möglich gehalten hatte, war in
Erfüllung gegangen. Er ließ das Schiff nicht mehr aus den Augen.
    Nur millimeterweise schienen sie sich auf der spiegelglatten
Fläche näherzuschieben. Chantelle stand neben ihm.
    Der helle Fleck wurde nur langsam größer. Ryans Berechnungen waren
so genau, daß er die Bahn der Discover II schnitt und dadurch wertvolle Zeit
gewann, da jegliches Verfolgungsmanöver ausfiel.
    »Ich bin gespannt, was wir zu sehen bekommen«, sagte er einmal,
ohne sich bewußt zu werden, daß die Worte halblaut über seine Lippen kamen. Es
gibt Schicksale, die ungeheuerlich sind.
    Ein solches Schicksal war Ryan Sanders beschieden. Aber er ahnte
noch nichts davon. Sonst wäre er auf der Stelle umgekehrt...
     
    ●
     
    Noch war die See spiegelglatt, als Ryan Sanders neben der Discover
II anlegte. Die dunklen Augen der jungen Frau musterten den Australier.
Chantelle fuhr sich durch das dichte, schwarze Haar. »Die Sache ist mir ein
bißchen unheimlich, Ryan«, sagte sie. Unruhig blickte sie sich um, als könne
ihr die endlose Weite des Meeres eine Antwort geben oder als suche sie dort
einen unbekannten Feind, der irgendwo lauerte. »Ich fühle mich nicht wohl in
meiner Haut.«
    Ryan Sanders legte den Arm um das Mädchen. »Unsinn«, murmelte er.
»Du bist zu sensibel.«
    »Ich habe eine feine Antenne für Gefahren«, entgegnete sie. »Und
dieses stille Boot hier strahlt etwas aus, das ich förmlich körperlich spüre.
Laß uns umkehren, Ryan!«
    Der Australier musterte sie wie einen Geist. Wußte Chantelle
nicht, was sie da sagte? Da waren sie über zwei Tage lang durch den Atlantik
gekreuzt, um sich der Position der Discover U zu nähern, und nun, da sie den
Punkt erreicht hatten, sollten sie einfach umkehren? Da war doch kein Sinn mehr
in der Sache.
    Aus schmalen Augenschlitzen beobachtete Sanders die ferne
Wetterfront. Der Umschlag kam überraschend. Aber daran konnte man nichts
ändern. Vielleicht war es der dunkle Horizont, der Chantelle ängstigte. Der
Australier wußte, daß
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