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024 - Irrfahrt der Skelette

024 - Irrfahrt der Skelette

Titel: 024 - Irrfahrt der Skelette
Autoren: Larry Brent
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raschelte dann mit dem Kekspapier herum, führte einen Biskuit zum Mund
und knabberte daran.
    Seufzend legte der Australier sich zurück. Eine seltsame
Mattigkeit erfüllte seine Glieder. Es wurde ihm nicht bewußt, daß ihm die Augen
zufielen. Benommenheit und Unruhe mischten sich in seinem aufgepeitschten
Bewußtsein. Das sanfte Schaukeln des Bootes auf den Wellen machte ihn
schläfrig.
    Er wußte nicht, wie lange er so vor sich hindöste, ohne eigentlich
einen tiefen Schlaf zu finden. Ein Geräusch schreckte ihn auf. Er öffnete die
Augen und erblickte die schattengleiche Gestalt, die sich über ihn beugte.
    »Gut geschlafen?« flüsterte die Stimme des Inselmädchens.
    Ryan brauchte einige Minuten, ehe er völlig in die Wirklichkeit
zurückfand.
    »Ich bin eingenickt. Ich war mit einem Male verdammt müde«,
entgegnete er mit spröder Stimme.
    Ein angenehmes Dämmerlicht füllte die Kabine. Die Lampe über dem kleinen
Arbeitstisch war ausgeknipst. Ryan konnte sich jedoch nicht daran erinnern, es
getan zu haben.
    »Ich weiß nicht, was mit mir los ist«, murmelte der Australier,
während er sich auf den Rand der Liege setzte. Chantelle hockte sich sofort auf
seinen Schoß, legte den warmen Arm um seine Schultern. »Ich fühle mich, als
hätte ich Schwerstarbeit hinter mir.«
    »Vielleicht hast du das auch«, antwortete sie sanft. Und er wußte,
wie das gemeint war.
    Sie hauchte einen Kuß auf seine Lippen und zuckte dann zusammen.
»Du hast ja ein ganz heißes Gesicht«, bemerkte sie erschrocken. Ihre Hand faßte
auf seine Stirn.
    »Du hast Fieber!«
    »So ähnlich fühle ich mich auch«, sagte er matt.
    Dabei streichelte er mit den Fingern seiner rechten Hand über
ihren bloßen Rücken. Chantelle spannte die Schulterblätter und beugte den Kopf.
»Ah, das ist aber gar nicht angenehm.« Sie wandte sich ab. »Deine Finger fühlen
sich auch so komisch an.«
    Sie drehte das Licht an. Ryan Sanders brachte die Hand nach vom
und streckte sie aus.
    Chantelles Augen weiteten sich.
    Das Fleisch über den Fingerkuppen der rechten Hand des Australiers
war bis auf ein Drittel der Fingerlänge zurückgewichen. Der blanke Knochen,
ohne eine Spur von Blut oder einen Geweberest, stach geisterhaft weiß von der
noch gesunden Haut ab!
     
    ●
     
    Bis zum Abflug hatte er noch eine Stunde Zeit. Larry Brent hielt
sich mit seinen Eltern in Los Angeles auf Mr. und Mrs. Brent verbrachten ihren
Urlaub in Kalifornien. Ihr Sohn, der sich im Augenblick für einen längeren
Zeitraum in den Staaten aufhielt, hatte sie für zwei Tage dort besucht.
    Ursprünglich hatte Larry auch seine Schwester Miriam mitbringen
wollen, die sich nach den Ereignissen in der Nervenheilanstalt von Dr. Aston
dank der Hilfe Mark Shellys innerhalb kürzester Zeit von dem Schock und dem
hypnotischen Auftrag Draculas erholt hatte.
    Leider hatte sie nicht mitkommen können, da der Leiter der
Theatergruppe, die seit einigen Monaten mit großem Erfolg am Broadway
gastierte, nach dem Ausfall des männlichen Hauptdarstellers auf einen
Ersatzmann zurückgegriffen hatte, um Weiterarbeiten zu können.
    Im Airport-Hotel saß man bei einer Tasse Kaffee und Torte
zusammen, plauderte noch immer angeregt und war doch schon ein bißchen traurig
darüber, daß der Abschied so nahe war. Zu selten sah man sich. Larry Brent, der
erfolgreiche Sohn, hielt sich nur noch an wenigen Tagen im Jahr in den Staaten
auf.
    Im letzten halben Jahr war dies das erstemal, daß er wieder
amerikanischen Boden unter den Füßen hatte. Und selbst wenn er schon einmal in
New York war, dann währte sein Aufenthalt auch oft nur Stunden, weil ein neuer
Auftrag ihn an einen fernen Punkt irgendwo in der Welt schickte. Da blieb nicht
einmal Zeit für ein Telefongespräch. Dann kam der Aufruf.
    Die Eltern begleiteten Larry noch bis zur Sperre. Ein letztes
Winken, dann passierte X-RAY-3 die nachfolgende Halle und begab sich in den
Transit-Raum. Wenige Minuten später schon marschierten die Fluggäste zur
bereitstehenden Maschine.
    Der PSA-Agent lächelte stillvergnügt vor sich hin, als eine junge,
braunhäutige Schönheit neben ihm Platz nahm.
    »Guten Tag«, sagte er freundlich. Mehr nicht.
    Scheu und mit leiser Stimme grüßte sie ihn.
    Aus dem Korb neben seinem Sitz zog er die letzte Ausgabe der »New
York Times«, blätterte darin und überflog die Überschriften. Wenn er den Blick
ein wenig zur Seite drehte, konnte er die langen braunen,
übereinandergeschlagenen Beine wahrnehmen. Der Rock seiner
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